13.05.2005 Interview mit Matthias Bub (Trainer SC Condor) von Alexander Eßer
Seit Saisonbeginn
hauptverantwortlich
beim SC Condor:
Matthias Bub
hafo.de: Herr Bub, die „Wundertüte“ SC Condor schließt bald ihre Pforten für diese Saison. War es eine schöne oder eine schlimme Überraschung? Matthias Bub: Die Hinrunde war okay. Bis auf einen kleinen Hänger haben wir konstant gespielt. In der Rückrunde klappt es nicht mehr so, uns ist die Spielstärke abhanden gekommen.
hafo.de: Gibt es dafür eine Erklärung? Viele kleine, aber vor allem hat uns diese zweite Winterpause total geschadet. Wir waren Ende Januar top fit, haben auch Wedel glatt geschlagen. Aber dann fielen vier, fünf Wochen lang fast alle Spiele aus und wir sind völlig aus dem Rhythmus gekommen.
hafo.de: Sollte denn etwas am Rahmenterminkalender verändert werden? Es gab ja den Vorschlag von Ingo Brussolo, Trainer von Altenwerder, mehr Spiele vor dem Winter zu machen und dann erst im März anzufangen. Da bin ich kein Freund von. Man müsste dann im Sommer und Herbst unter der Woche spielen. Die Spieler sind alle berufstätig, das würde nicht funktionieren. Ich glaube, dieser Winter war halt eine unnormale Erscheinung.
hafo.de: Hängt die durchwachsene Rückrunde auch mit dem Fehlen von René Kruppa zusammen? Dies ist ebenfalls einer der Gründe. Kruppa hatte sich im Winter beim Skifahren verletzt, kam dann wieder, ist aber seit einiger Zeit kaum belastbar. Er wird schon nach kurzer Zeit schlapp und müde.
hafo.de: Hört sich nach Pfeifferischem Drüsenfieber an? Es klingt fast so. Die Blutwerte waren bis dato jedoch in Ordnung, aber es werden noch weitere Tests gemacht.
hafo.de: Welche Konsequenzen ziehen sie aus dieser Saison? Ich werde die Spielzeit ganz genau analysieren. Ich muss mich aber auch selber hinterfragen. Was habe ich richtig gemacht, was falsch. Was kann und werde ich ändern?
hafo.de: Beispiele? Da gibt es so manche Sachen in punkto Trainingsarbeit. Aber zu sehr möchte ich jetzt noch nicht ins Detail gehen.
hafo.de: Sie sind eigentlich ein Kind der Verbandsliga. Sie haben mit der Unterbrechung von einem Jahr, als Condor in der Oberliga spielte, von 1989 bis 2002 in der Staffel gespielt. Ist das Niveau über die Jahre gesunken? Auf jeden Fall. Man muss hinzufügen, dass bis Mitte der Neunziger die Verbandsliga unter der damaligen Oberliga Nord, jetzt Regionalliga, stand. Aber trotzdem, auch in den letzten Jahren hat das spielerische Niveau nachgelassen. Alles ist mehr auf Athletik ausgerichtet. Zudem gibt es kaum noch richtige Typen und Charaktere.
hafo.de: Ist diese Saison nicht eine Farce, schließlich will oder kann keiner aufsteigen? Da würde ich zustimmen. Es geht für alle nur noch um die „goldene Ananas“. Natürlich ist es schön, Meister zu werden. Aber dann feiert man ein, zwei Tage und das war es. Diese Belohnung Aufstieg gibt es nicht.
hafo.de: Kann das nicht für die nächsten Jahre bedeuten, das es immer eine Liga in der Liga gibt? Die, die melden wollen, seien es 2 oder 3 Vereine, spielen untereinander den Aufsteiger aus. Der Beste steigt auf, obwohl er eventuell nur Siebter geworden ist. Eine ganz gefährliche Situation. Wir müssen aufpassen, den Wettbewerb nicht zu entwerten. Der Rest würde ja dann auch nur im Grunde darum spielen, nicht absteigen zu müssen. Wie gesagt, sehr gefährlich.
hafo.de: Wie kann die Staffel aus dieser Misslage wieder herauskommen? Eine Patentlösung habe ich nicht parat. Aber vielleicht könnte man die Zuschüsse vom Verband erhöhen. Zurzeit sind es 13500 Euro, das deckt die Fahrten und die Schiedsrichterkosten. Aber das reicht nicht. Man muss das Unterfangen Oberliga wieder interessanter und attraktiver gestalten.
hafo.de: Hatte Condor über einen Aufstieg nachgedacht? Wir haben zu keinem Zeitpunkt über eine Meldung nachgedacht.
hafo.de: Buxtehudes Trainer Nitschke ist sauer über diese Situation und hätte unter diesen Umständen doch gerne gemeldet. Verständlich? Irgendwie schon und dann auch nicht. Als Buxtehude bei uns gewann, saßen wir auch noch zusammen. Da meinte er auch, es wäre eine Überlegung wert. Aber es macht ja auch keinen Sinn als Zehnter in die Oberliga zu gehen, dann ist man dort nur noch Kanonenfutter.
hafo.de: Werden sich über längere Sicht überhaupt Hamburger Vereine in der Oberliga etablieren können? Schwierig, gute Voraussetzungen haben Bergedorf und Altona. Langfristig gesehen wohl auch Norderstedt. Dann wird es aber auch schon schwierig, Meiendorf und Concordia müssen sich in den nächsten Jahren ganz schön strecken.
hafo.de: Kurz zur Verbandsliga zurück. Fällt es dann nicht schwer, die Spieler und sich für die Partien zu motivieren, wenn es um kaum etwas geht? Man kann schon sagen, dass jetzt etwas die Luft raus ist. Aber generell will jeder Spieler immer gewinnen. Da bringt jeder schon eine Portion Eigenmotivation mit. Und dann bin ja schließlich ich auch noch als Trainer und Motivator da.
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