13.04.2005 Interview mit Frank Stolina (Trainer Meiendorfer SV) von Birger Hamann
hafo.de: Herr Stolina, wie kräftig drücken Sie den Amateuren von Werder Bremen die Daumen im Kampf um den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord? Frank Stolina: Natürlich hoffe ich, dass Bremen die Klasse hält. Ich denke auch, dass Werder durchaus noch die Möglichkeit und auch das Potential hat, die Abstiegsränge zu verlassen.
hafo.de: Käme es anders, würden sich sechs Vereine aus der Oberliga Nord verabschieden müssen. Dann stiege auch der Tabellen-Dreizehnte, derzeit ihre Mannschaft, ab… …was in meinen Augen nicht angehen kann. Sechs sportliche Absteiger sind ein echter Skandal, da muss man über Veränderungen nachdenken. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir die Klasse halten. Im Raum steht ja auch noch eine mögliche Insolvenz des KFC Uerdingen. Dieser Umstand beeinflusst die Abstiegsfrage in der Regionalliga zusätzlich.
hafo.de: Was sind denn die Gründe, warum ihr Team auf einen Abstiegsplatz abgerutscht ist? Dass die Saison schwer werden würde, war uns doch von Beginn an klar. Mit David Berwecke, Terry Galloway, Olufemi Smith und Oliver Lüttkenhaus haben vier Stammspieler aus der vergangenen Saison der Verein verlassen. Dazu kam die schwere Verletzung von Marco Krausz. So gesehen war mir bewusst, was auf uns zukommt.
hafo.de: Trotzdem haben sie vor Saisonbeginn einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgegeben. Eine Fehleinschätzung? Keineswegs. Natürlich ist unser primäres Ziel der Klassenerhalt. Allerdings sind die Vereine im Tabellen-Mittelfeld sehr dicht beieinander, da ist noch vieles möglich. Außerdem haben wir bisher die wenigsten Spiele aller 18 Oberligisten absolviert.
hafo.de: Die Ergebnisse im Jahr 2005 sprechen aber nicht unbedingt für einen Aufwärtstrend ihres Teams. Schließlich gab es in sechs Partien nur einen einzigen Sieg zu verzeichnen. Was macht Sie so optimistisch? Man muss das relativieren. Wirklich schlecht und enttäuschend waren nur die Niederlagen bei Concordia und daheim gegen Bergedorf. Gegen Cloppenburg haben wir sehr gut gespielt und einen Punkt geholt. Und auch zuletzt in Emden hat mein Team eine sehr gute Leistung gezeigt, unglücklich mit 0:1 verloren. Sie dürfen nicht vergessen, dass diese Mannschaft Dritter der Tabelle ist und um den Aufstieg in die Regionalliga mitspielt.
hafo.de: Gute Leistungen finden in der Tabelle aber keine Berücksichtigung. Da haben Sie Recht, trotzdem machen mir die Auftritte meiner Mannschaft Mut für die anstehenden Aufgaben. Bedingt durch die lange Winterpause und die katastrophale Vorbereitung sind wir nur schwer in Tritt gekommen. Aber noch ist alles möglich, ich sehe den kommenden Spielen sehr zuversichtlich entgegen.
hafo.de: Stichwort nächste Spiele: Am Freitag geht’s für den MSV zum VfR Neumünster. Ihre Erwartungen? Wir wollen da punkten, keine Frage. Aber Neumünster ist kein leichter Gegner, die haben sich nach dem Abstieg aus der Regionalliga die Saison sicherlich auch ein wenig anders vorgestellt. Aber grundsätzlich gilt in der Oberliga, dass jeder jeden schlagen kann.
hafo.de: Teilen Sie also nicht die Auffassung vieler Trainer-Kollegen, dass es in der Oberliga Nord eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt? So krass jedenfalls nicht. Mit Wilhelmshaven, Meppen und Emden marschieren drei Vereine vorne weg, die haben höhere Ambitionen. Dahinter sehe ich kein dramatisches Leistungsgefälle. Alle Mannschaften, auch wir, sind absolut konkurrenzfähig.
hafo.de: Würden Sie das auch für die abgeschlagenen Hamburger Vereine wie BU, Vicky oder Cordi unterschreiben? Das muss man differenziert sehen. Dass BU es als Aufsteiger schwer haben würde, war klar. Außerdem haben sie in dieser Saison großes Verletzungspech. Vicky hatte sich erst in quasi allerletzter Sekunde für die Oberliga qualifiziert. Auch dort war zu erwarten, dass der Klassenerhalt bei vier bis fünf, derzeit ja sechs, Absteigern schwer werden würde. Und bei Cordi lief in dieser Saison sehr viel schief, die hätte ich eher mit uns und Bergedorf auf einer Stufe gesehen. Da es für Cordi aber nun schon 12 Punkte bis zum rettenden Ufer sind, wird es für sie ungleich schwerer als für uns.
hafo.de: Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Abstieg im Verein überhaupt? Natürlich tun wir das, alles andere wäre doch blauäugig. Wenn man einen Abstiegsplatz belegt, dann muss man parallel planen. Aber wir bleiben ganz ruhig, haben in den letzten Jahren schließlich gute Arbeit hier geleistet. Ich bin mir absolut sicher, dass wir auch in der kommenden Saison Oberliga-Fußball in Meiendorf sehen werden.
hafo.de: Was passiert, wenn der Verein trotzdem in die Fünftklassigkeit absteigt? Dann werden wir halt 2006 Meister in der Verbandsliga und steigen direkt wieder auf!
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