07.12.2004 Interview mit Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma) von Birger Hamann
hafo.de: Herr Hüllmann, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie derzeit die Verbandsliga-Tabelle studieren? Frank Hüllmann: Ich bin immer wieder überrascht. Überrascht darüber, dass es so gut läuft bei uns. Das hatten selbst die Optimisten kaum für möglich gehalten. Nach dem vergangenen Wochenende haben wir eine sehr gute Ausgangsposition.
hafo.de: Fühlen Sie sich als großer Sieger des letzten Spieltags? In gewisser Weise schon, schließlich haben wir die Ausrutscher von Sasel und Lurup nutzen können. Allerdings mussten auch wir unsere Partie in Rugenbergen erst einmal gewinnen, und das war alles andere als leicht.
hafo.de: Nun winkt ihrem Team, zwei Siege in den beiden Spielen vor Weihnachten vorausgesetzt, sogar die Herbst-Meisterschaft. Wie wichtig wäre Ihnen dieser Titel? Den würden wir schon gerne einsacken. Aber ist es nicht wichtig, nach 17 Spieltagen oben zu stehen, sondern die bisher gezeigte Leistung auch in der Rückrunde abzurufen. Aber ob nun Herbst-Meister oder nicht: Unsere Weihnachtsfeier wird sicherlich eine Riesen-Sause! Was wir bisher geleistet haben, ist schon toll.
hafo.de: Vom Spitzen-Trio hatten viele Experten Sasel und Lurup als Meisterschafts-Kandidaten auf dem Zettel, Paloma kaum einer. Was ist das Erfolgsgeheimnis des USC? Es stimmt einfach im gesamten Team. Die Mannschaft ist unheimlich lernfähig, kann mit Siegen ebenso gut wie mit Niederlagen umgehen. Dazu kommt, dass wir mit Marco Marczynski, Volker Ehlert und Marcel Edelmann Leader von besonderer Qualität in unseren Reihen haben, die die jungen Spieler führen können.
hafo.de: Erlebt die Verbandsliga denn derzeit die wahre Stärke des USC Paloma oder spielt ihr Team über seinen Verhältnissen? Über unseren Verhältnissen spielen wir nicht, haben sogar noch Potential. Viele junge Spieler sind noch entwicklungsfähig, können mehr, als sie bisher gezeigt haben. Außerdem haben wir einen wirklich guten Kader, wo ich jeden bedenkenlos einsetzen kann, ohne dass unser Spiel einen Bruch erleidet.
hafo.de: Die Zahlen besagen, dass Paloma das stärkste Heimteam mit der besten Abwehr der Liga ist. Liegt es nur an der in Hamburger Kreisen ungeliebten Anstoßzeit von 10.45 Uhr in Verbindung mit dem Grand-Platz? Nein, die Erklärung wäre zu einfach. Wir spielen sehr diszipliniert, stehen taktisch gut. Aber auch die Abwehr musste erst einmal zu sich finden. In den beiden ersten Heimspielen der Saison haben wir fünf Gegentore gefangen, danach in sechs Heimpartien nur noch drei. Das hat mehr mit Disziplin und Aufmerksamkeit als mit der Anstoßzeit oder dem Grand-Platz zu tun.
hafo.de: Was auffällt: Nach jeder Niederlage gab es anschließend einen Sieg für Ihr Team. Keine Spur mehr vom schwankenden USC Paloma der früheren Tage. Das ist richtig, meine Jungs fallen nach Niederlagen nicht gleich um. Da werden vernünftig die Fehler aufgearbeitet und analysiert. Was mir am Wichtigsten ist: Meine Truppe ist unheimlich bodenständig. Selbst bei der Chance auf die Herbst-Meisterschaft dreht niemand durch, alle wissen, dass noch nicht einmal die Hinrunde vorbei ist.
hafo.de: Stichwort Hinrunde: Was sind Ihre persönlichen Erkenntnisse bisher? Alle Mannschaften sind schlagbar, du kannst aber auch gegen jeden verlieren. Die Verbandsliga hat in diesem Jahr ein unheimlich hohes Niveau, viele spielstarke Mannschaften, wobei der SV Lurup spielerisch sicherlich das beste Team ist. Intern muss ich meiner Mannschaft ein großes Lob zollen, sie zeichnet einen tollen Charakter aus, im Team herrscht ein sehr guter Zusammenhalt.
hafo.de: Bis der verdiente Weihnachts-Urlaub beginnt müssen Sie mit ihrer Mannschaft noch daheim gegen Halstenbek-Rellingen und zum Nachholspiel beim VfL 93 antreten. Ihre Erwartungen? Wir wollen versuchen, beide Spiele zu gewinnen. Aber HR und der VfL sind echte Brocken, haben ebenfalls eine gute Hinrunde gespielt. Von daher rufe ich auch nicht sechs Punkte als Pflicht aus. Wir spielen auf Sieg, mehr können wir nicht tun. Und Niederlagen werfen uns, wie bereits erwähnt, nicht mehr um.
hafo.de: Sollten dem USC dennoch zwei Siege und damit die Herbst-Meisterschaft gelingen, wird wohl nicht nur in Uhlenhorst Paloma endgültig mit dem Aufstieg in Verbindung gebracht. Die Leute können gerne darüber reden, ich habe nichts dagegen. Im Verein ist das aber derzeit kein Thema, wir haben noch gar nicht darüber gesprochen. Wenn es wirklich weiterhin so gut läuft, kommt die Geschichte irgendwann von allein auf den Tisch.
hafo.de: Unabhängig von der Klasse: Bleiben Sie beim USC Paloma über die Saison hinaus? Da gab es noch keine Gespräche. Ich denke, dass Thema wird in der Winterpause in Ruhe angegangen. Ehrlich gesagt wäre ich allerdings verwundert, wenn der USC nicht mit mir verlängern würde. Ich jedenfalls möchte bleiben.
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