31.08.2005 Interview mit Holger Sander (Torwart TSV Sasel) von Alexander Eßer
Hafo.de: Herr Sander, können Sie sich vorstellen, warum wir diese Woche ein Interview mit einem Saseler machen? Holger Sander: Irgendwie schon. Weil wir wohl nicht besonders gestartet sind.
Zieht man die Pokal-Niederlage gegen Concordia dazu, hat der TSV Sasel die ersten vier Punktspiele verloren. Ziemlich ungewöhnlich für Sasel? So einen Start habe ich hier auch noch nicht erlebt. Es ist wirklich ungewohnt.
Wie ist denn die momentane Stimmung im Verein? Hier ist alles ruhig, alle bewahren die Nerven.
Als hätte man alle Spiele gewonnen? Nein, so denn wieder auch nicht. Es ist schon angespannter, aber es ist nicht so, dass wir uns alle zerfleischen.
Also noch keine gemeinsamen Mannschaftsabende, um sich die Meinung ohne Trainer zu sagen? Ne, soweit ist es noch nicht. Wir mussten uns noch nicht aussprechen.
Hat sich Trainer Andreas Reinke verändert, herrscht ein anderer Ton in der Ansprache? Nein, Andy hat sich bisher nicht im Geringsten verändert. Er ist sehr um Normalität bemüht, die Ansprache wird im ruhigen Ton geführt.
Nennen Sie uns die Gründe für diesen Fehlstart! Wir mussten vor der Saison schwerwiegende Abgänge verkraften. Yamrali, Jakobs oder auch Eggers sind nicht so einfach zu ersetzen. Dazu gesellt sich eine Verletzungsmisere. Jakubowsky, Greve oder Pinar fehlen natürlich, Peitsch noch dazu, und jetzt fällt wohl auch noch Ratke aus. Unsere offensive Durchschlagskraft hat darunter insgesamt gelitten.
Es fällt auf, dass gerade im Mittelfeld derzeit wenig läuft. Ein Hauptgrund? Den Fehlstart nur einem Mannschaftsteil in die Schuhe schieben zu wollen, wäre nicht gerechtfertigt. Auch der Angriff, die Abwehr und der Torwart lagen unter ihren Möglichkeiten, wir alle müssen mehr bringen.
Was fehlt denn noch an der Form aus der Vorsaison? Das Selbstvertrauen! So dumm es sich auch anhört, wir brauchen ein Schlüsselspiel, damit wir wieder in die Spur kommen. Wer weiß, vielleicht gewinnen wir 3:0 in Lurup und vieles findet sich wieder.
Was auffällt, ist, dass drei von vier Spielen am heimischen Parkweg verloren wurden. So viele gab es meistens in der gesamten Saison nicht. Verliert der Parkweg ein wenig von seinem Nimbus? Die Häufigkeit der Heimniederlagen fällt auf. Wir müssen aufpassen, dass die Gegner wieder mit Respekt an den Parkweg kommen. Wenn man aber die drei Mannschaften nach deren Sieg gesehen hat, wie sie tanzten und jubelten, ist es wohl noch etwas Besonderes bei uns zu gewinnen.
Man kann gegen Cordi verlieren, wohl auch derzeit gegen den VfL und bei Paloma gab es schon letzte Spielzeit eine Pleite, aber gegen Schnelsen darf man doch eigentlich als TSV Sasel nicht verlieren, oder? Es passt ganz bestimmt nicht ins Anspruchsdenken des TSV Sasel, das ist richtig. Momentan müssen wir aber kleinere Brötchen backen.
Die Tuchfühlung zur Spitze scheint früh verloren. Um was geht es noch in dieser Saison? Ich kann doch nach so einem Start nicht an die ersten Fünf denken. Wir müssen erstmal Punkte sammeln. Bisher waren wir unglaublich schwach, wir müssen gehörig aufpassen, unser Anspruch ist diese Saison ein anderer.
Musste man davon nicht im Vorfeld der Saison bei den Abgängen ausgehen? Ich wusste schon, was auf uns zukommt. Dass es so schlimm kommen würde, davon konnte man allerdings nicht ausgehen.
Besteht die einzige Hoffnung, dass die Verletzten wiederkommen? Auch. Greve braucht zum Beispiel noch ein, zwei Wochen, er wäre ganz wichtig für unser Spiel. Wir haben viele neue talentierte Spieler dazubekommen, die müssen sich erst an die Verbandsliga gewöhnen. Das gibt sich dann mit der Zeit, dann werden wir insgesamt auch besser stehen. Wir können ja nicht alle das Fußballspielen verlernt haben. Man muss aber zugeben, dass das Selbstvertrauen gelitten hat.
Zurzeit müssten demnach die alten Erfahrenen mehr denn je den Ton angeben? Die Alten werden schon lauter. Es ist natürlich nicht alles in Butter, das merkt man im Training. Zu ruhig darf es auch nicht sein. Da gibt es schon härtere Ansagen.
Auch von Ihnen? Auch von mir.
Macht sich diese kleine Krise auch bei Ihnen bemerkbar? Weiß ich nicht. Bisher habe ich keine großen Fehler begangen, jedoch spiele ich ganz bestimmt nicht überragend. Alles ist momentan ein wenig verkrampfter.
Wäre ein Punkt am kommenden Sonntag in Lurup schon ein Achtungserfolg? Natürlich wollen wir gewinnen, aber mit einem Zähler wären wir in der jetzigen Phase zufrieden, ganz klar.
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