07.08.2008 Interview mit Bert Ehm (Trainer SC Victoria) von Alexander Eßer
hafo.de: Herr Ehm, drei Tage vor der Saisonpremiere in Niendorf fehlen etliche Spieler. Stellt sich die Mannschaft von selber auf? Nein, wir haben noch genügend Alternativen. Zumal in den letzten Tagen so mancher Spieler zurückgekommen ist, Stilz oder auch Rahn.
Was ist mit den im Pokal verletzt ausgewechselten Tunjic und Ucan? Beide können wahrscheinlich heute oder morgen wieder trainieren. Zuerst sah es bei Tunjic ziemlich schlimm aus, aber das wird schon wieder.
Stilz oder auch Rahn haben doch mindestens zwei Wochen Rückstand? Bei Rahn sind das glaube ich sogar vier Wochen. Aber die leben ja körperbewusst. Roger hat schon wieder angefangen mit dem Training und er macht einen guten Eindruck. Ude kommt auch bald wieder, aber ob alle für Sonntag eine Alternative sind, wird sich zeigen.
Wenn alle wieder an Bord sind, wird es enorme Härtefälle geben! Unser Kader ist gut besetzt. Manche sind Stammspieler, manche nicht ganz. Da bleiben dann ein paar über. Aber damit beschäftige ich mich jetzt nicht. Erstmal wartet Niendorf.
Was erwarten Sie vom Auftritt beim NTSV? Schwierig! Die Hitze ist momentan enorm. Außerdem „dürfen“ wir auf dem Kunstrasen antreten. Das ist meistens eine Geschichte für sich. Jedoch sind wir spielerisch gut drauf. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass wir stolpern. Man wird’s sehen.
Plumpe Frage: Wer wird Meister? Ich hoffe: Victoria. Uns hat kaum jemand auf dem Zettel. Alle denken an St. Pauli II oder Bergedorf. Wir haben die Mannschaft größtenteils behalten und sind eingespielt. Wir sind nicht schlechter geworden, haben unter anderem mit Melich einen starken Spieler dazubekommen. Jedoch hat Akgül uns verlassen. Wir müssen sehen, wie wir das offensiv kompensieren können. Wir haben ja versucht, uns noch anderweitig zu verstärken. Das hat ja finanziell nicht geklappt. Die Spieler nahmen lieber das Geld.
Aber Ihr nagt ja nicht am Hungertuch? Wir nagen schon am Hungertuch. Bei anderen Vereinen gibt es mehr Geld. Wer bei uns viel spielt, kriegt auch gutes Geld, keine Frage. Aber wenn nicht, dann gibt es auch kaum etwas. Wir haben viele leistungsbezogene Verträge. Anders geht das eigentlich in diesem Geschäft nicht mehr. Wir haben leider keinen großen Sponsor, der uns mit Geld stark unterstützt.
Besteht durch das neue Stadion nicht die Möglichkeit, generell attraktiver zu werden? Wir hoffen es. Sportlich haben wir in den letzten zwei, drei Jahren sehr viel geboten. Die Zuschauerzahlen müssen nach oben. Der Freitag-Termin ist ja eigentlich sehr attraktiv. Zum Glück kriegen wir einen neuen Rasen.
Der nicht schlechter als der alte Rasen sein kann! Nee, damit haben wir uns ja mit unserer Spielweise selber keinen Gefallen getan. Der Oldenburg-Trainer fragte auch in der Relegation, wie viele Tore wir wohl gemacht hätten, wäre der Platz vernünftig gewesen.
Ist das mal wieder die beste Hamburg-Liga oder Oberliga Hamburg, die es jemals gab? Ich glaube schon. Die drei Teams aus der ehemaligen Oberliga (St. Pauli II, Bergedorf und Lurup) sind sehr stark. Die oberen Vier (Victoria, Meiendorf, Norderstedt und Concordia) aus der Hamburg-Staffel werden auch mitreden. Von denen kann jeder Meister werden. Ich halte sehr viel von Norderstedt. Bei Lurup muss man schauen, die haben ein paar Spieler verloren, sind aber trotzdem gut. Es wird spannend, ich freue mich schon.
Was muss eigentlich passieren, damit Tamer Dönmez seinen Anlagen entsprechend auftrumpfen wird? Zuerst gesund werden.
Und dann? Er hat ja sehr gute Anlagen. Er müsste weiter oben spielen. Das Schlimme in seinem Fall ist, dass er das weiß. Er wundert sich, dass er kein Angebot aus der Regionalliga hat. Aber dafür müsste er konstanter und vor allem zweckmäßiger spielen. Seine Technik muss er in den Dienst des Spiels und der Mannschaft stellen.
Also eine Kopfsache? Vielleicht. Er spielte ja bei Werder und beim HSV schon mal vor. Dort hat er einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, aber genommen haben sie ihn nicht. Er muss an sich arbeiten. Man nehme mal das Beispiel Adrian Horn (Torwart bei Eintracht Braunschweig, Anm. der Red.). Der kam vor Jahren zu uns und konnte sich kaum adäquat bewegen. Er hat aber malocht und hat es quasi geschafft.
Wie lange wollen Sie noch auf der Bank ihrem Trainerjob nachgehen? Jetzt gehen solche Fragen schon los. So lange wie ich Spaß habe, aber sooo alt bin ich noch nicht. Wenn der Verein nächstes Jahr sagt, wir machen mal was anderes, dann ist das so und ich akzeptiere es. Ich bin aber natürlich gerne bei Victoria.
Die Frage war nicht nur auf Victoria gemünzt, sondern generell? Wenn in dem gerade geschilderten Fall dann eine interessante Aufgabe winken sollte, höre ich mir das an. Jetzt möchte ich erstmal Meister werden und ins Pokalendspiel kommen.
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