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21.10.2004
Interview mit Lutz Göttling (Trainer Barsbütteler SV) von Alexander Eßer

Barsbüttel-Coach
Lutz Göttling

hafo.de: Herr Göttling, für Barsbütteler Verhältnisse der letzten Zeit war es eine turbulente Woche gewesen vor dem ETV-Spiel, oder?
Lutz Göttling: Für die letzten drei bis vier Jahre ist das richtig.

hafo.de: Sie haben Anfang der letzten Woche ihren Trainerposten zur Verfügung gestellt. Was waren die Gründe für die Vertrauensfrage?
Wir hatten fünf sieglose Spiele hinter uns. Davon haben wir drei Spiele relativ glatt verloren. Vor allem wirkte die Mannschaft, als hätte sie auf dem Platz resigniert. Es musste halt etwas passieren.

hafo.de: Wie ging es dann weiter?
Ich habe dem Vorstand meinen Posten angeboten. Ich hänge nicht an diesen Stuhl in Barsbüttel. Hätte der Vorstand es so gesehen, dass ich nicht mehr die Mannschaft erreiche, wäre ich nicht böse gewesen, wenn sie dieses Angebot angenommen hätte. Sie haben es aber kategorisch abgelehnt.

hafo.de: Doch das reicht ihnen nicht?
Stimmt! Ich brauchte auch die Unterstützung der Mannschaft. Wenn die nicht hinter einem steht, nützt das beste Training der Welt nichts. Die Spieler müssen es auch annehmen wollen. Daher hatte ich zur Aussprache gebeten und ihnen die Situation erklärt. Es kam zu einer geheimen Abstimmung der Spieler. Von den 18 Spielern im Kader waren 15 anwesend. Alle haben für mich votiert, was mich natürlich auch etwas stolz macht.

hafo.de: Wie geht es nun weiter?
Es hat einige Veränderungen gegeben. Zum Beispiel wurden Geldstrafen fällig, die in den letzten drei Spielen sich angehäuft haben. Unter anderem für Meckern, für das es die gelbe Karte gab. Das sind aber alles Maßnahmen, die die Mannschaft sich selber in einem Strafenkatalog verordnet hatte. Nur jetzt werden die Regeln umgesetzt, auch wenn es lange Gesichter gab. So wird die Weihnachts- oder die Abschlussfeier größer ausfallen, je undisziplinierter die Mannschaft agiert. Zudem wird jetzt bis Weihnachten dreimal die Woche trainiert. Wir müssen einiges nachholen.

hafo.de: Simon Gottschling ist zudem nicht mehr Kapitän!
Ja, ich habe ihn abgesetzt. Während der Abschlussfahrt auf Ibiza habe ich mich im Sommer bei der Mannschaft umgehört und habe mich damals für Simon entschieden, um ihm auch mehr Verantwortung zukommen zu lassen. Da ich ihn installiert habe, kann ich ihn aber auch wieder absetzen. Zumal es auch Äußerungen gegenüber offiziellen Leuten des Vereins gab, die nicht in Ordnung waren. Wenn das Team ihn gewählt hätte, hätte ich ihn nicht absetzen können. Die Mannschaft hat nun Huremovic als Kapitän und Hardy Brüning als Stellvertreter gewählt.

hafo.de: Haben sie keine Angst, dass bei Gottschling jetzt die Leistung nachlässt?
Ich werde jeden Spieler bis zur Winterpause ganz genau beobachten, natürlich auch Simon. Aber beim ETV hat er eine ordentliche Leistung abgeliefert, ich war zufrieden. Ich hab genau auf sein Auftreten beim ETV geachtet, aber da kann man ihm nichts nachsagen. Egal ob Simon oder jemand anders, wer sich in Zukunft charakterlos präsentiert und meint, sich nicht den Allerwertesten aufreißen zu müssen, wird im Winter den Verein verlassen.

hafo.de: Ohne Rücksicht auf Namen?
Genau richtig. Jeder muss mitziehen. Es wird außerdem Nachbesserungen geben.

hafo.de: In welchem Bereich?
Im Sturm und im Mittelfeld.

hafo.de: Namen?
Vielleicht gibt es am Sonntag den ersten Abschluss. Mal sehen.

hafo.de: Warum wirkt es so, dass gerade die Erfahrenen bisher hinter den Erwartungen blieben?
Das hat verschiedene Gründe. Tiedje kann berufsbedingt nicht immer voll trainieren. Doch alleine seine Präsenz ist schon wichtig auf dem Platz. Huremovic hat keine richtige Vorbereitung gehabt. Jockers hat verletzungsbedingt nicht richtig trainieren können. Bei Torwart Marco Müller muss man sehen, ob er im Winter eventuell aufhört. Sollten wir adäquaten Ersatz finden, wäre es eine Möglichkeit. Ansonsten spielt er die Saison noch durch. Aber Tobias Sävke ist halt die Nummer eins. Nichtsdestotrotz ist Marco ein Weltmensch. Er nimmt die Sache gelassen. Er ist auch großer Keeper. Doch die zwei Achillessehnen-Verletzungen schüttelt man mit 36 nicht so einfach ab.

hafo.de: Hat sich seit letzter Woche etwas in Barsbüttel verändert?
Ja, die Gangart ist etwas härter geworden. Aber nicht dramatisch.

hafo.de: Wie beschreiben Sie sich selber als Trainer?
Ich fühle mich als Bestandteil der Mannschaft. Ich bin kein Diktator, ich will durch Leistung überzeugen. Ich lasse mir in Aufstellungsfragen natürlich überhaupt nicht reinreden. Dass man sich die Meinungen einzelner erfahrener Spieler (Tiedje oder Huremovic) anhört, ist aber auch klar. Ich möchte insgesamt keine Angst bei den Spielern erzeugen, das wäre der falsche Weg.

hafo.de: Was kommt nach Barsbüttel?
Erstmal bin ich ja Trainer beim BSV. Ich würde gerne irgendwann Oberliga-Coach werden. Mit Barsbüttel wird das natürlich wegen der Finanzen schwierig. Ich mach gerade die neue B-Trainerlizenz, nächstes Jahr ist die A-Lizenz dran. Ich hatte vor dieser Saison ein Angebot, bei einem DFB-Stützpunkt in Niedersachsen zu arbeiten. Das kann irgendwann mal eine Möglichkeit sein.


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