25.09.2007 Interview mit Spielertrainer Ilhan Myumyun und Manager Seweryn Malyk (GSK Bergedorf) von Matthias Leuker
Herr Myumyun, Sie wurden kurz vor Saisonbeginn zum Spielertrainer befördert. Helfen Sie nur aus oder sehen Sie sich auch zukünftig als Trainer? Ilhan Myumyun: Ich wollte eigentlich nur spielen, aber dann bin ich gefragt worden. Wenn der Vorstand mich fragt, dann mache ich das. Solange meine Beine mitmachen, möchte ich aber noch spielen. Später kann ich mir vorstellen, ganz Trainer zu werden, ich liebe Fußball und möchte Fußball spielen und denken. Im Moment würde ich auch gerne nur spielen. Mit Kamuran Pelek an der Seitenlinie habe ich gute Unterstützung, so dass ich mich während der 90 Minuten auf mein Spiel konzentrieren kann.
Kehrt Durak Demir nach seiner 18-monatigen Sperre auf die Trainerbank zurück? Myumyun: Was in achtzehn Monaten ist, muss man sehen. Das kann man noch nicht sagen.
Seweryn Malyk: Demir hat keine großen Ambitionen, als Trainer zu arbeiten. Er möchte sich für den Verein engagieren, und das vom HFV ausgesprochene Tätigkeitsverbot ist ärgerlich für uns, aber als Trainer hat er eigentlich selbst nur ausgeholfen.
In der Liga wird mit viel Respekt über den Fußball und das Auftreten des GSK (übersetzt: Jugendsportklub) gesprochen. Malyk: Die sportliche Anerkennung war von Anfang an da. Aber so wie wir gespielt haben, hatte die Liga auch keine andere Wahl. Die positive öffentliche Wahrnehmung unseres Vereins freut uns.
Versteht sich der GSK als türkischer Verein? Malyk: Ja, der GSK versteht sich schon als Aushängeschild des türkischen Fußballs in Hamburg. Wir sind aber international, haben ja auch Spieler, die aus Afghanistan, Ghana, Serbien oder Deutschland stammen. Nur haben manche Spieler Skepsis, bevor sie zu uns und auf den Grandplatz wechseln. Wir haben bessere Karten, wenn wir türkische Spieler ansprechen.
Wirkt sich die türkisch geprägte Identität des Vereins auf den Fußball aus, den der GSK spielt? Myumyun: Alex, der brasilianische Star von Fenerbahce Istanbul sagte letztens: "Die Brasilianer spielen Fußball mit Technik. Die Italiener spielen Fußball mit Taktik. Die Türken spielen Fußball mit Herz." Disziplin steht bei mir an erster Stelle, aber ich möchte schönen Fußball sehen – Fußball für die Augen!
Wie weit kommen Sie in dieser Saison mit diesem Fußball? Myumyun: Erstmal müssen wir den Klassenerhalt schaffen. Das wird gar nicht so einfach. Wir können nicht davon ausgehen, dass es immer so läuft wie bislang.
Begegnen Ihnen bei Ihren Gastspielen auch Vorbehalte? Malyk: Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil: In Buchholz zum Beispiel wurden wir freundschaftlich aufgenommen. Wir freuen uns schon auf das Rückspiel. Wenn die Buchholzer Anhänger mit ihrem Bus zu uns kommen, werden wir sie genauso freundlich empfangen.
Spüren Sie als klassenbester Vertreter des türkischen Fußballs – auch durch den Auftritt Örnek-Türkspors vor fünf Jahren – eine besondere Verantwortung? Myumyun und Malyk: (unisono) Ganz klares Ja. Wir sind uns des negativen Images ausländischer Mannschaften bewusst und sehen uns da in der Verantwortung, dem entgegen zu wirken.
Hatten Sie, insbesondere nach dem tollen Saisonstart, nicht mit einem besseren Zuschauerzuspruch als ca. 150 im Schnitt gerechnet? Myumyun: Ja, wir hatten schon gedacht, dass mehr Zuschauer kommen. Derzeit spielt auch eine Rolle, dass der Fastenmonat Ramadan ist und aus diesem Grunde viele zuhause bleiben.
Malyk: Die Zuschauerresonanz ist in der Tat eine negative Überraschung für uns. Es hat auch viel mit unserer Lage und dem Platz zu tun. Wir haben auch schon Überlegungen angestellt, uns in Inter GSK Hamburg umzubenennen, um damit nach außen zu tragen, dass wir uns als Verein für alle in Hamburg lebenden Türken verstehen und nicht nur als Stadtteilverein.
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