Schiedsrichter: Timm (SC Egenbüttel) Zuschauer: 280 Tore: 0:1 Lange (29.), 0:2 Hauptmann (59.) Beste Spieler: Kindler, Blaedtke - Schultz, Gersch, Hardt Gelb-Rote Karte: Rahn (31., wegen wiederholtem Foulspiel) Besonderes Vorkommnis: Kindler hält Foulelfmeter (Blättermann an Schultz) von Schultz (14.)
Okay. Wenn Sie wetten wollen, wann der SC Concordia zuletzt ein Heimspiel gegen einen Oberligisten gewonnen hat, und diese Wette gewinnen wollen, bekommen Sie jetzt hier von mir beim Bier einen Geheimtipp. Also sollten Sie schnell noch wetten, bevor das hier jeder gelesen hat.
So, jetzt bitte noch ein wenig Eigeninitiative. Was denken Sie, wann war es? Kurz nach dem Bau des Panamakanals? Samstag vor acht Tagen? oder 1954? Alles falsch! Am 9. Sebtember diesen Jahres gewann der SC Concordia im Marienthal ein Testspiel gegen den Meiendorfer SV mit 4:2. Das hat nur kaum jemand mitbekommen und Punkte brachte es auch nicht. Daher muss es nach dem sechsten Heimauftritt dieser Saison, diesmal gegen Holstein Kiel-Zwei, wieder einmal heißen: der SC Concordia gewinnt seine Heimspiele einfach nicht. Und nachdem es zuletzt zuhause ein durchaus mutmachendes 1:1 gegen den BV Cloppenburg gab, verlieren sie ihre Partien daheim jetzt auch wieder.
Das hätte es aber gar nicht einmal gebraucht. Listen to this: Holstein Kiel-Deux war von Anfang an die spielbestimmende Mannschaft. Der SC Concordia stand sehr tief, suchte sein Heil offenbar in Kontern. "War nicht so gedacht", sagte Cordi-Coach Ralf Schehr hinterher, "bei den Platzverhältnissen sollten die Bälle lang aus der Abwehr herausgespielt werden". Wurden sie aber nicht. Folglich bekamen die Platzherren Probleme. Nach sieben Minuten musste Concordia-Keeper Marcel Kindler erstmals ernsthaft entschärfen. Wieder sieben Minuten später stand Kindler erneut im Blickpunkt, als er einen Foulelfmeter von Timo Schultz ganz frech parierte. Nun ist es total bitter, dass Kindler, der hier in der Statistik - völlig zu Recht - als wertvollster Cordi-Spieler auftaucht, beim 0:1 blöd aussah: Christoph Lange hob einen Freistoß aus 18 Metern über die Mauer mit Ansage ins Tor (Meiendorfs Marketing-Mann Torsten Offner bot kurz vorher Wetten an, dass das Ding genau da reingehen würde; nur wegen der Ansage). Nur drei Minuten später durfte (musste) Stephan Rahn vorzeitig zum Duschen gehen. Nachdem Rahn schon den Freistoß zum 0:1 verursacht hatte, ging er kurz darauf etwas zu heftig im Mittelfeld zur Sache. Und das als Libero. Na ja.
Die Spieler von Holstein Kiel II scheinen aber irgendwie nette Leute zu sein. Nach der Hinausstellung von Rahn ging bei ihnen nichts mehr. Bei Concordia allerdings auch nicht. Die Viertelstunde bis zur Halbzeit - auf dem Spielfeld langweilig - prägten dann auch die Gesänge der Rund 40 mitgereisten Kieler Fans das Bild (hatten offenbar sonst nichts auf dem Zettel, das Regionalliga-Team hatte an diesem Wochenende spielfrei). Das war aber irgendwie auch nicht schön. Blödes Ultra-Getue. Wenn ich Gejodel hören will, dann fahre ich für´n Wochenende in die Schweiz.
Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie besser. Concordia machte in Unterzahl Druck, Kiel war plötzlich auch nicht mehr nett. Alexi Spasskov (Kiel) zielte in der 50. Minute mit einem Fernschuss knapp drüber (Cordis Berkan Algan hatte in der ersten Halbzeit beim selben Tor die Latte getroffen), auf der anderen Seite semmelte Mathias Blaedtke das Leder etwas deutlicher übers Tor. Hiernach brach wieder eine Standardsituation den Concorden das Genick: Nach einer Ecke faustete Kindler - die tragische Figur - dem eingewechselten Christopher Hauptmann das Leder an den Kopf, dreimal dürfen Sie raten, wo der Ball am Ende landete. Hinterher stand es auf jeden Fall 0:2 und Hauptmann ließ sich frei nach dem Motto des geschenkten Gauls vor dem schleswig-holsteinischen und gleichzeitig Landeshauptstädtischem Sangesmob feiern. "Danach hat mein Team die Sache offenbar zu leicht genomen", sagte Kiels Coach Mecki Brunner. Das schien tatsächlich so: Concordia kam noch einmal auf. Ahmet Hamurcu tauchte frei vor Kiel-Keeper Preuß auf, scheiterte aber an ihm (66.). Sven Drews setzte das Leder freistehend aus sechs Metern neben das Tor (88.). Gemecker und Kopfschütteln. Mehr blieb Concordias Anhang nicht. Ralf Schehr, der Trainer ohne Bundesliga-Niederlage, blieb optimistisch: "Um unten raus zu kommen brauchen wir einen Dreier". In der Winterpause sollen neue Spieler kommen. Schaun ´mer mal würde Franz Beckenbauer wohl sagen.
P.S.: Die ehemaligen FC St. Pauli-Profis André Trulsen (letztes Jahr noch Trainer bei Holstein) und Klaus Thomforde (Für immer ein Tier im Tor) waren auf der Tribüne auch am Start. Möglicherweise erinnerten sie sich an ihre jeweils letzten Auftritte im Marienthal. Bei Trulsen war das letztens erst im Pokal gegen den Willinghusener SC, bei Thomforde müssen wir uns dagegen schon an das Jahr 1985 zurückerinnern. Na, wer erinnert sich nicht an das Oberliga-2:2 zwischen Concordia und St. Pauli (Liga), wo Thomforde für den FC im Kasten stand. Für Cordi stand an diesem 19. November übrigens Frank Stolina (heute Coach in Meiendorf) zwischen den Pfosten. Der war diesmal auch da, zehn Meter entfernt von seinem ehemaligen Gegenspieler.
P.P.S.: Es ist jetzt 4.01 Uhr. Ich bin leider erst so spät fertig geworden, weil ich noch auf der Geburtstagsparty von Dirk Schneider (ehemals Sport Mikrofon, jetzt Hamburger Morgenpost) zu Gange war. Da war es auch nett.
Stimmen:
Ralf Schehr (Trainer SC Concordia): "Wir sind von Anfang an nicht aus der Abwehr herausgekommen und haben nie ins Spiel gefunden. Das einzig positive war, dass wir in der zweiten Halbzeit in Unterzahl gut dagegen gehalten haben. Aber letztlich nutzt das ja nichts: wir haben momentan höchstens einen halben Angreifer und treffen aus drei Metern einen LKW nicht".
Hans-Friedrich "Mecki" Brunner (Trainer Holstein Kiel II): "Ich denke, dass wir in einem kampfbetonten Spiel am Ende der verdiente Sieger waren. Nach dem verschossenen Elfmeter haben wir nur eine Chance zugelassen und verdient die Führung erzielt. Nachdem wir auf 2:0 erhöht hatten, haben wir allerdings Glück gehabt. Wenn Concordia da die vorhandenen Chancen besser genutzt hätte, wäre es für uns noch einmal knapp geworden".
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