Wetten werden zwischen den Gebrüder Ehlert nicht mehr angenommen. „Er gewinnt ja sowieso immer“, meinte Meik, der Jüngere, lakonisch. Sein großer Bruder Volker lachte kurz, pustete dann durch und antwortete knapp: „Da hat er Recht“. Beiden Gesichtern war anzumerken, dass sie mit der jeweiligen eigenen Leistung nicht zufrieden sein konnten. An beiden Schaltstationen der Mannschaften lief die Partie vorbei. Trotz der Vorlage zum 1:0, schneller Doppelpass mit Hamurcu, war es vor allem Volker, der sehr wenig an diesem Spitzenspiel teilnahm. Was ihm im Endeffekt wohl aber egal war, denn seine „Tauben“ behielten gegen die „Raubvögel“ den Oberflügel bzw. die Oberhand. Glücklich, jedoch auch gesegnet mit einer starken Zweikampfbilanz, gewann der Dritte das Verfolgerduell gegen den Vierten. Und nach dem Unentschieden des Tabellenführers Lurup gegen den Zweiten aus Sasel ist nach dem Zwei- ein Dreikampf an der Spitze geworden. Paloma trennen nach dem neunten Sieg im zwölften Spiel nur noch zwei Zähler von Sasel.
Ob die Palomaten auch reif für den Angriff an die Spitze sind, bleibt fraglich. Spielerisch war der USC seinem Gegner unterlegen. Insgesamt konnte Condor die reifere Spielanlage in der ersten halben Stunde vorweisen, was bedeutete, dass beim SC das Spielgerät flüssiger, schneller und kontrollierter durch die eigenen Reihen zirkulierte. Ein Übergewicht an Chancen war die Folge. Kruppa (03., 18.), Woike (21.), Aykurt (25.) und Alao-Fary (30.) konnten sich aber nicht für die Führung und nach dem Rückstand für den Ausgleich verantwortlich zeichnen. Abgeklärter präsentierte sich die Hüllmann-Truppe. Hamurcu zog unbedrängt von der Strafraumgrenze ab und ließ Ollik im Kasten der Condoraner eine Chance, die er nicht nutzte.
Erst nach einer halben Stunde fanden die Palomaten besser in die Partie. Jedoch nicht durch offensive Aktionen, sondern durch Maßnahmen, die das Spiel der Gäste zerstörten. Durch Pressing, aggressives Stören bei der Ballannahme und das Einhalten der Ordnung im zentralen Mittelfeld nahm man dem SC den Spaß am Spielen. Die Zerstörungswut des USC führte zum Verflachen der Begegnung, die sich fast ausschließlich nur noch zwischen den Strafräumen abspielte. Gerade in der zweiten Halbzeit operierte Condor mehr und mehr mit langen unkontrollierten Bällen, die bei der bestens gestaffelten Paloma-Defensive gut aufgehoben waren. Eine einzige gute Möglichkeit gab es zu bestaunen. Der agile und fleißige Müller köpfte das Leder nach eine Flanke von Ehlert an die Latte (72.). Auch aus der zahlenmäßigen Überlegenheit, Marczynski sah nach einem unglaublich überflüssigem Foul die Ampelkarte, konnte Condor kein Kapital schlagen. Die Überzahl hatte sich nach dem zweiten gelben Karton für Haß alsbald auch erledigt. Über diese Entscheidung konnte Haß bei seinem Gastspiel an der alten Wirkungsstätte überhaupt nicht lachen. Sein Foul, wenn es überhaupt eines war, an Güsmer war eher softerer Qualität. Ein Wortgefecht zwischen ihm und USC-Trainer Hüllmann später, durfte Haß dann gehen. Der Redeschwall von Haß wollte jedoch nicht enden. „Der heizt das doch an, der Spinner!“, meckerte Haß Richtung seines eigenen Trainers Bub, der aber nicht gemeint war, sondern eben Hüllmann.
Traf nur die Latte: Condors Marcel Müller
Was Paloma wohl noch von einer absoluten Spitzen-Mannschaft trennt, konnte der Beobachter in der Schlussphase erspähen. Die Konter wurden konsequent fahrlässig vergeben. Der letzte Pass fand fast immer nur den Gegenspieler. Und wenn es doch zu einer Torchance kam, wurde sie kläglich vergeben. Fragen sie bei Ehlert (89.) und Jappe (90.) nach. Doch man muss den USC weiter auf den Zettel haben. Denn wer offensiv so gut wie gar nicht agiert, trotzdem aber den Tabellennachbarn, der die letzten neun Partien nicht verloren hatte, schlägt, hat auch das Zeug, die beiden Klassenbesten zu ärgern.
Stimmen:
Matthias Bub (Trainer SC Condor): Es war kein überragendes Spiel, ein Spitzenspiel schon gar nicht. Wir waren in der ersten Halbzeit ganz bestimmt nicht das schlechtere Team. Wir besaßen ein Chancen-Übergewicht. Mit der zweiten Halbzeit bin ich überhaupt nicht zufrieden. Die Überzahlsituation haben wir ganz schlecht gelöst. Es waren insgesamt zu viele lange Bälle und Ungenauigkeiten von uns.
Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma): Wir waren in der ersten Halbzeit nicht so richtig auf dem Platz. Wir haben zur Pause etwas umgestellt und sind danach besser in die Zweikämpfe gekommen. Komischerweise standen wir nach dem Platzverweis um einiges besser. Ein Lob auch an Osinski, der seinen ungewohnten Part als Manndecker hervorragend interpretiert hat. Genauso wie in der letzen Woche in Wedel.
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