Es gibt torlose Remis der besseren und schlechteren Sorte. Und es gibt solche, die hat man bereits fünf Minuten nach Spielschluss bereits wieder verdrängt. Genau so eines nämlich war das Aufeinandertreffen der beiden Nachbar-Clubs aus Pinneberg und Wedel. Sehr zum Leidwesen der bibbernden Zuschauer, die sich sicherlich mehr erhofft hatten als einen derart trostlosen Kick.
Die Geschichte der kampfbetonten Partie ist schnell erzählt. Die Gäste aus Wedel agierten aus einer dichten Deckung heraus, die in Libero Mijo Celebic und den „Kettenhunden“ Dennis Schoppe und Stefan Fleischanderl unerbittliche und aggressive Zweikämpfer besaß. Die Pinneberger Angreifer kamen so kaum zum Zuge, auch weil das Mittelfeld keine gewinnbringenden Impulse weiterleitete. Die VfL-Defensive stand kaum minder kompakt und gestattete dem TSV in 90 Minuten Spielzeit keine aussichtsreiche Torgelegenheit. Wedels Kontertaktik zeigte zwar passable Ansätze, allerdings blieben die beiden „Aushilfsstürmer“, Nils Matthiesen sowie der enorm lauffreudige Sebastian Neumann-Rystow, im entscheidenden Moment stets an Pinneberger Abwehrbeinen hängen. Es wird höchste Zeit, dass der an einer maladen Schulter laborierende Ugur Alavanda in die Elf der Grün-Weißen zurückkehrt. Spätestens gegen Germania Schnelsen soll dies der Fall sein. Aufs ganze gesehen überboten sich beide Teams geradezu mit Fehlpässen und unkontrollierten Befreiungsschlägen. Eine Kerze folgte der nächsten – wohl bereits die ersten Anzeichen der sich nähernden Adventszeit. Spielerisch, so viel ist klar, gewann die Partie keinen Schönheitspreis, immerhin verwischten Kampf und Einsatz dieses Manko, konnten dennoch nicht über das schwache Niveau der Begegnung hinwegtäuschen.
Während die Gäste also das schnelle Umschalten als Marschroute ausgegeben hatten, bemühte sich der VfL um Ordnung in der neutralen Zone. Ein Vorhaben, das misslang. Entzauberte man vor Wochenfrist noch den Titelanwärter TSV Sasel, hieß es nach Abpfiff des souveränen Zweitliga-Schiedsrichters Norbert Grudzinski wieder: Bonjour tristesse. „Das war ein völlig anderes Spiel als in Sasel“, merkte VfL-Trainer Thomas Bliemeister allerdings richtigerweise an. „Sasel wollte Fußball spielen. Dann können wir natürlich mitspielen. Da haben wir den Raum, weil die auch nach vorne agieren.“ Weil sich Wedel um derlei Bemühungen nicht groß scherte, fielen die Einschussmöglichkeiten auf Seiten der Gastgeber infolgedessen mager aus. Ein Kopfball von Nejad (63.), Arifis’ Freistoß (54.) und eine finale Chance durch Gerrit Diederichsen (88.) verdienten zumindest das Attribut „erfolgversprechend“.
Doch alles in allem endete der Nachbarschaftsvergleich wie ein Treffen unter Freunden und ähnlich den Anfeuerungsversuchen der um Stimmung bemühten Anhänger: Schiedlich friedlich nämlich. Einfach unentschieden.
Stimmen:
Thomas Bliemeister (Trainer VfL Pinneberg): „In der Defensive war es in Ordnung. Aber das schnelle Spiel nach vorne hat zu wenig stattgefunden. Durch Kurzberg über die rechte Seite wurde es einige Male recht gefährlich. Nevzet Arifi hatte leider einen schlechten Tag heute. Auch Mohamed Nejad hatte zu viele Ballverluste im Zentrum. Wir waren nicht in der Lage, zwei-dreimal zu kombinieren und dadurch Druck aufzubauen. Dann ist es natürlich auch für die Spitzen schwierig gegen so ein Abwehrbollwerk anzukommen. Wedel hat nicht unbedingt den Eindruck hinterlassen, als ob sie mehr als das Unentschieden haben wollten.“
Peter Ehlers (Trainer TSV Wedel): „Aus meiner Sicht geht das 0:0 in Ordnung. Die etwas besseren Torchancen hatte zwar der VfL Pinneberg, aber wir wollen uns heute nicht beschweren. Wir haben mit einem absoluten Notsturm gespielt. Die beiden, die vorne gespielt haben, sollten eigentlich nur laufen und Löcher reißen. Von daher waren wir hier nicht dafür zuständig, Torchancen herauszuerarbeiten. Wir haben hinten den Laden dicht gehalten und einen Punkt geholt. Das war für mich eigentlich wichtig heute.“
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