Sven Wolgast, seines Zeichens HEBC-Torwart, dehnte sich und hielt sich warm. Er konnte seine Übungen fast ungestört absolvieren, niemand kam ihm zu nahe. Das Ungewöhnliche an diesen Übungen war der Zeitpunkt. Es waren circa 35 Minuten gespielt und das bei einem HEBC-Auswärtsspiel. Und das an der Brucknerstraße beim USC Paloma! Wolgast konnte sich diese Zeit für sein körperliches Wohlbefinden durchaus gönnen. Er litt an starker Unterbeschäftigung in der ersten Halbzeit. Ein klares Zeichen für die Verteilung der Spiel-Gewichte in dieser Partie zwischen zweier Grand-Mannschften. HEBC war die dominierende und bessere Mannschaft gewesen. Doch das nutzte am Ende wenig. Die Serie von sieben ungeschlagenen Spielen riss, Paloma siegte knapp und ein wenig unverdient mit 1:0.
Gerade im ersten Durchgang agierte nur eine Elf. Und diese wurde widererwartend nicht vom USC gestellt. Die Gäste bestimmten alles, was sich auf dem Feld ereignen sollte. Das Engagement, die Laufbereitschaft und die Zweikampfstärke sprachen für das Fischer-Team. Alles Attribute, die eigentlich Paloma bisher in dieser Saison für sich verbuchen konnte. Aber dieser Vormittag gestaltete sich anders. HEBC war eindeutig die bessere Mannschaft auf dem Platz. Die drei Spitzen Concilio, Kaplan und Meissner waren für das Durcheinander in der USC-Defensive verantwortlich. Das Rochieren von Kaplan und gerade Meissner stellte die "Tauben" vor eine kaum lösbare Aufgabe im ersten Abschnitt. Vor der Halbzeit besaßen die Mannen von Trainer Michael Fischer drei klare Möglichkeiten und hätten zumindest einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen. Concilio wehrte den Schuss des eigenen Mannes Kocadal ab (09.). Meissner verpasste gleich zweimal die verdiente Führung (15., 44.). Dagegen hatte USC-Manndecker Osinski nicht seinen besten Tag erwischt. Gegen Meissner (06.) und Kaplan (24.) hatte Osinski aber jeweils Glück, dass Schiedsrichter Hanneberg nicht auf den Punkt zeigte.
Vergab die besten Chancen: HEBC-Stürmer Lars Meissner
Paloma war eigentlich nur körperlich anwesend auf dem Platz. Die Mannschaft ließ das Selbstbewusstsein eines Dritten vermissen und sich den Schneid von den HEBC-Spielern vor der Halbzeit abkaufen. Dies schien sich auch nach dem Pausentee kaum zu ändern. Wolgasts Kopfball parierte Voss glänzend, aber den Nachschuss musste Kocadal versenken (48.). Tat er aber nicht. Und spätestens jetzt mussten dem HEBC-Sympathisanten schlimme Vorahnungen im Kopf herumschwirren. Wer so viele klare Möglichkeiten vergab und so eine drückende Überlegenheit nicht zu seinem Vorteil nutzte, musste mit Konsequenzen rechnen. Und die kamen prompt. HEBC besaß eine Freistoß-Gelegenheit in günstiger Position am Paloma-Strafraum. Nach der Kopfballabwehr ging es rasend schnell. Typisch für das Spiel war, dass ausgerechnet zwei der schwächsten USC-Spieler für die Vorbereitung des einzigen Treffers sorgten. Osinski gewann den entscheidenden Zweikampf gegen Kaplan, passte dann auf Illmer auf den Flügel. Der bemerkte, dass Paloma eine Vier-gegen-zwei-Überzahl sich erlaufen hatte und bediente Kapitän Ehlert, der elegant per Körpertäuschung Keeper Wolgast narrte und zum 1:0 traf.
Danach ließen allmählich die Kräfte bei HEBC nach. Man war zwar überlegen, doch zwingende Aktionen blieben Mangelware. Der eingewechselte Müller reagierte zu zögerlich und vertändelte das Leder im USC-Sechszehner. Paloma nutzte mal wieder seine Konterchancen nicht aus. Der ansonsten schwache Illmer fand in Wolgast seinen Meister (83.). Mit diesem 1:0 festigte Paloma seinen dritten Platz und ist zurzeit imaginärer Tabellenführer. Zwar liegen Sasel (fünf Zähler vor) und Lurup (zwei) vor den „Tauben“, doch hat die Hüllmann-Truppe noch zwei Partien in der Hinterhand. Sollten alle vier ausstehenden Begegnungen gewonnen werden, hieße der Herbstmeister Paloma. Vor der Saison fast undenkbar. Und eigentlich nach dieser Leistung auch. Doch wer auch solche Spiele gewinnt, der ist auch in Zukunft wohl schwer zu bezwingen.
Stimmen:
Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma): Ich bin der Meinung, dass wir eine ausgeglichene Partie gesehen haben. HEBC war klar in der ersten Halbzeit besser. Bei uns lief gar nichts. Aber durch die Umstellungen in der Pause haben wir das Geschehen im zweiten Durchgang besser gestalten können. Wir standen ein wenig tiefer und haben geschickt gekontert. Wir wussten ja, dass die Gäste besonders im Zweikampf stark seien werden. Die haben ja ihre Punkte auch nicht geschenkt bekommen haben.
Michael Fischer (Trainer HEBC): Wir haben einen Fehler zuviel gemacht. Wir haben nicht unglücklich, sondern unverdient verloren. Vielmehr als wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, kann ich nicht erwarten. Die Mannschaft hat alles, ne, fast alles umgesetzt, was wir abgesprochen hatten. Die Chancenverwertung war nicht in Ordnung. Besonders ärgerlich war das Gegentor. Denn genau das hatten wir angesprochen, dass Paloma sich bei gegnerischen Standardsituationen extrem zurückzieht und dann wie an der Kette aufgezogen geschlossen kontert.
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