Das Verbandsliga-Nachholspiel zwischen dem VfL 93 und dem USC Paloma endete mit einem 1:1-Unentschieden. Vor großer Kulisse (über 400 zahlende Zuschauer) boten die Winterhuder/Uhlenhorster (also eigentlich Barmbeker) Lokalrivalen, deren Plätze nur knapp 1200 Meter Luftlinie auseinander liegen, ein sehr unterhaltsames Spiel.
Ich, der Beobachter, weiß nicht, ob die Paloma-Jungs vor der Partie in der Kabine den Eric Clapton-Song "Cocaine" gehört haben (mir bekannte Coverversionen von dieser Nummer gibt´s von John Cale und Nazareth), die Gäste legten aber irgendwie los, als wenn sie auf Koks wären. In den ersten zehn Minuten hatte Paloma schon acht Eckbälle und vier Großchancen herausgespielt. Aber entweder scheiterten die Gäste an VfL-Keeper Rainer Kokartis oder sie schossen den Ball haargenau neben das Tor. "Dass geht ja gut los hier", freuten sich Palomas Fans. "Ja, ja. Ein bisschen zu gut", antworteten die zu diesem Zeitpunkt mürrischen VfL-Anhänger (in der Tat ein Original-Dialog von Leuten, die den zweiten Weltkrieg nicht nur aus Büchern oder dem ZDF kennen). In der elften Minute bekamen die Gastgeber aber tatsächlich auch mal einen Eckball zugesprochen. Der verpuffte aber wirkungslos. Nachdem der agile Boris Morgado für Paloma in aussichtsreicher Position am langen Eck vorbei zielte, jubelten in der 23. Minute plötzlich die Gastgeber: Nach einem Solo und einem schönen Steilpass von Peter Wiehle erzielte Artur Maxhuni aus 14 Metern das 1:0 für den VfL. Das kam zu diesem Zeitpunkt eher überraschend. In der Folgezeit waren die Gastgeber aber am Drücker. Die beste Chance zum 2:0 vergab Maxhuni in der 39. Minute, als er allein aufs Tor zuging, die Pille aber knapp nebens Tor schoss. Kurz vor der Pause kam wieder Paloma auf: Nach einem Pass von Dirk Savelsberg tauchte Marco Marczynski frei vor Kokartis auf, der entschärfte das Leder aber gekonnt.
In der zweiten Halbzeit lieferten sich die Kontrahenten einen offenen Schlagabtausch. Paloma machte Druck, hatte auch ein optisches Übergewicht, aber der VfL 93 war bei Kontern immer wieder gefährlich. Die Herren Kokartis (bei Paloma-Chancen) und Aschmoneit (bei VfL-Möglichkeiten) sorgten dafür, dass die Zuschauer keine Tore zu sehen bekamen. Bis zur 84. Minute. Der 30 Sekunden zuvor eingewechselte Jan Illmer tauchte nach einer Flanke von Mahir Hamurcu frei am Fünf-Meter-Raum auf und schoss mit seiner ersten Ballberührung zum 1:1 ein. Okay, Remis. Kann man mit leben und geht in Ordnung, dachten die Zuschauer. Nicht aber die Spieler, die in den letzten fünf Minuten auf beiden Seiten gehörig Dampf machten. Die besten Chancen zum späten Erfolg vergaben Maxhuni (scheiterte mit einem satten 20-Meter-Schuss an Aschmoneit, 86.) und auf der anderen Seite der eingewechselte Kay Güsmer (knapp vorbei, 87.). Insgesamt ein schönes Derby. Und, wenn in der Verbandsliga Hamburg solche Spiele zur Regel werden, kauft Chelsea London bestimmt alle Akteure auf. Die werden denen dann nämlich irgendwann zu gefährlich.
Stimmen:
Holger Zippel (Trainer VfL 93 Hamburg): "Insgesamt gesehen geht das Remis in Ordnung. Nach zehn Minuten hätten wir schon mit 0:3 hinten liegen können, später hätte Artur Maxhuni alleine aber auch drei Tore machen können. Hätten wir unsere Konter besser gesetzt und das 2:0 erzielt, denke ich nicht, dass Paloma noch einmal zurückgekommen wäre. Man hat aber auch gesehen, dass Paloma nicht ohne Grund auf dem zweiten Tabellenplatz steht. Wir müssen in der Winterpause im Training ordentlich arbeiten, bei meinem Vorgänger ist ja offenbar nur Jogging betrieben worden."
Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma):
Das ist leider ´ne Fehlanzeige.
Zur Erklärung: Die "Pressekonferenz" beim VfL beschränkte sich diesmal auf das Wesentliche. Will heißen, auf das Bier-Trinken. Scheinbar war gar nichts anderes angesetzt, außer Bier-Trinken. Das haben die Pressevertreter aber erst nach einigen Bieren bemerkt (ich war nicht der einzige), so dass ich Frank Hüllmann hinterher leider nicht mehr erwischt habe. Ich denke aber mal, er hätte sich Holger Zippels Worten angeschlossen: Frühe - deutliche - Führung vergeben, hinterher glücklich aber verdient den Ausgleich gemacht. Aber so steht das oben im Text ja auch schon.
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