Es ist noch nicht alles Gold, was glänzt bei Altona 93, nach dem 6. Spieltag stimmt jedoch der Erfolg, wie 15 Zähler auf dem Punktekonto und der zweite Tabellenplatz hinter Spitzenreiter Cordi belegen. Und dennoch ist der Motor noch nicht richtig auf Touren gekommen. 2:1 hieß es nach 90 Minuten gegen den VfL Pinneberg, ein Ergebnis, das nach dem Spielverlauf keineswegs zwingend war. ''Unser derzeitiges Spiel ist nicht das, was wir wollen'', gab Altonas Trainer Andreas Prohn nach der Partie zu Protokoll, zu viele Ungenauigkeiten und Stockfehler hatte er an diesem Tag gesehen. ''Es gab Phasen bei uns – insbesondere in der letzten Saison – in denen spielerisch viel mehr zusammenlief, die Ergebnisse aber nicht immer gut waren.'' Ausschlaggebend für den Altonaer Sieg war wohl letztlich die mangelhafte Chancenauswertung des VfL – besonders in der ersten Hälfte – sowie die Tatsache, dass die Gastgeber die Partie mit zunehmender Dauer immer besser in den Griff bekamen, hinten sicherer standen und damit dem Gast immer weniger Chancen ermöglichten.
Und nun rein in den Spielfilm. In der Anfangsphase brannten die Gäste aus Holstein ein fußballerisches Feuerwerk ab. Einziges Manko: die Torausbeute. Nach zwanzig Minuten stand es 4:1 nach Großchancen und 5:1 nach Ecken für den VfL, Zeichen einer deutlichen Überlegenheit. Es kann nur darüber spekuliert werden, wie das Match ausgegangen wäre, hätte auch nur ein Schuss in diesem Spielabschnitt ins Schwarze getroffen und Altonas Taktik somit über den Haufen geworfen. Frank Rückert überlief Oliver Hinz im Tor von Altona, doch Verteidiger Tobias Weber konnte im letzten Moment zur Ecke klären (3.). Dann landete ein Freistoß von Markus Schwoy bei Robert Bankowski; Hinz hielt den Schuss aus etwa zwölf Metern fest (4.) In der 11. Minute prüfte Rückert den Keeper mit einem Freistoß, und schließlich hatte er die dickste Möglichkeit, sein Team in Führung zu bringen, als er nach einer Vorlage von Dennis Gregori allein in Richtung Tor unterwegs war. Das Altonaer Mittelfeld hatte kollektiv vor sich hingeträumt. Was folgte, war eine Kombination aus Ball-Nicht-Voll-Getroffen und guter Reaktion des Torhüters, und es blieb beim 0:0 (19.). Es soll jedoch keinesfalls verschwiegen werden, dass auch die Gastgeber eine Superchance vorweisen konnten. Marius Jendrzey hatte eine weite Flanke per Kopf vors Pinneberger Tor verlängert, dort lauerte Jasmin Bajramovic – Bruder des Bundesligaprofis Zlatan Bajramovic, in Diensten des SC Freiburg – und zog ab. VfL-Torhüter Sven Barth flog in die rechte Torecke und hielt das Leder – eine Großtat des Schlussmanns (16.).
Unverständlicherweise war das Pulver der Pinneberger nach dem starken Beginn aber verschossen, Altona war noch nicht richtig in Schwung gekommen, so dass das Spiel in der Folgezeit etwas verflachte. Hinz passte gut auf, als erneut Rückert mit einem weiten Pass angespielt werden sollte, und klärte per Fuß (29.), auf der Gegenseite ging ein Schussversuch von Bajramovic aus 30 Metern weit daneben (37.), echte Adrenalinstöße konnte dies alles nicht bewirken.
Bis zur 38. Minute. Pinnebergs Mark Müller ging im eigenen Strafraum übermotiviert gegen Björn Hartmann zu Werke, der kam zu Fall, und Schiri Pioch zeigte auf den ominösen Punkt – ein vertretbarer Elfer. Für solche Situationen ist bei Altona Franc Rector zuständig. Er lief an und verwandelte sicher unten links, Barth war hier ohne Abwehrchance (39.) Nachdem sich zuvor auf der Tribüne schon etwas Unzufriedenheit breitgemacht hatte, konnte nun mit Erleichterung der Weg zum Bierstand in der Halbzeit angetreten werden.
Nun war Pinneberg wieder da, der zweite Durchgang schien zunächst eine Kopie des ersten zu sein. Eckball der Nummer 10, Markus Schwoy auf Fredrik Krause, und jetzt durfte Hinz zur Abwechslung mal wieder glänzen. Mit den Fingerspitzen lenkte er den Kopfball zur Ecke ab (48.). Dann bereinigte Rector einen sehenswerten Angriff über Eike Pannen und Schwoy, als er vor Bankowski klären konnte. Und schließlich hatten die mitgereisten VfL-Anhänger den Torschrei schon auf den Lippen, als erneut Bankowski aus kurzer Entfernung abzog – Hinz rettete, und erhielt seinem Team somit den knappen Vorsprung (67.) Altona konterte eiskalt. Im Gegenzug bediente Hartmann den wenige Minuten zuvor eingewechselten Christoffer Meinke auf halblinks, der tanzte seinen Gegenspieler aus und überwand Barth mit einem Flachschuss in die rechte Ecke (68.) – 2:0 für Altona 93, das nach der Pause kaum nennenswerte Möglichkeiten (lediglich ein Kopfball von Uwe Sokolowski über den Kasten) für sich verbuchen konnte.
Dies verlieh den Gastgebern mehr Sicherheit, sie standen nun in der Abwehr besser, und nach vorne taten sich auch immer mehr Löcher in der VfL-Abwehr auf – ganz normal bei diesem Spielstand. Gerade die Einwechselspieler konnten sich jetzt in Szene setzen. Meinke zirkelte das Spielobjekt oben in den Torwinkel – etwas fürs Auge, allerdings mit einem Schönheitsfehler: Pioch hatte wegen einer Abseitsposition abgepfiffen (74.). Zwischendurch gab es noch einen Versuch von Pinneberg, doch Sven Tepsics Ball ging über das Gehäuse (76.) Bei Altona kam Jakob Sachs in eine gute Schussposition (freigespielt von Martin Reiter), VfL-Akteur Gregori konnte zur Ecke klären (82.). Die Gäste mussten zu immer ruppigeren Maßnahmen greifen, um die gegnerischen Spieler zu stoppen. Sie hatten bereits vier gelbe Karten im zweiten Durchgang unter die Nase gehalten bekommen, und die fünfte erwischte schließlich einen, der bereits verwarnt worden war. Gregori musste vorzeitig den Gang in die Kabine antreten (84.)
Die Partie schien endgültig gelaufen, zumal die Gäste das Resultat noch hätten ausbauen können. Nach einem langen Bajramovic-Zuspiel hätte Hartmann auf den mitgelaufenen Sachs abgeben müssen, anstatt selbst aufs Tor zu schießen (85.), dann verpasste Meinke nur knapp dasselbige (86.). Plötzlich segelte eine weite Flanke in den Altonaer Strafraum, Schwoy stand dort mutterseelenallein und brauchte nur noch einzunicken – der Anschlusstreffer für Pinneberg (90.). Die Holsteiner hatten es jetzt sehr eilig, aber das Zittern für die Platzherren hielt sich in Grenzen; kurz danach war Schluss.
Stimmen:
Andreas Prohn (Trainer Altona 93): Jeder weiß wohl, dass wir heute kein gutes Spiel gezeigt haben. Die ersten 45 Minuten waren unserer nicht würdig. Teilweise war es beschämend, weil wir die einfachsten Tugenden im Fußball nicht beachtet haben, Aggressivität, Zweikampfstärke, Laufbereitschaft. Wir haben zuwenig miteinander geredet, es war keine Stimmung auf dem Platz. Folgerichtig hätten wir auch in der ersten Halbzeit zurückliegen können. Wir müssen von der ersten Minute an unser Spiel spielen, und nicht erst in der zweiten Hälfte, in der wir besseren Fußball gezeigt haben. Es gab schöne Angriffe, bei denen wir das 3:0 hätten machen müssen. Wie bei Pinneberg scheitert es bei uns am Abschluss. Da sind wir nicht kaltschnäuzig genug. Insgesamt geht das hier aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte, in der wir einige Umstellungen vorgenommen haben, in Ordnung. In den nächsten Spielen müssen wir wieder beherzter Fußball spielen, besser nachrücken, um Anspielstationen zu schaffen. Freuen wir uns, wenn alle Spieler wieder zur Verfügung stehen, das wird aber noch einige Wochen dauern.
Thomas Bliemeister (Trainer VfL Pinneberg): Glückwunsch an Altona. Unsere Chancenverwertung ist katastrophal. Wenn man von mehr Spielanteilen, mehr Ecken spricht, ist das alles für mich Gedröhne, entscheidend ist allein, wie man seine Chancen nutzt. Das verfolgt uns vom ersten Spieltag an, und so wird es schwer, überhaupt Spiele erfolgreich zu bestreiten.
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