Lange ist es her. Es war der 28.November 2004 als der Niendorfer TSV beim 2:4 in Eidelstedt das letzte Mal als Verlierer den Platz verlassen musste. Das ist nun mittlerweile vier Monate her, und seitdem hat das Team nichts mehr anbrennen lassen. Einschließlich der heutigen Partie beim VfL 93 hat die Mannschaft von Heino Stemmann sechs Spiele in Folge gewonnen, und so langsam könnte es dem einen oder anderen Beobachter unheimlich werden. Geht da noch was in Sachen Oberliga? Coach Stemmann lacht bei dieser Frage und schlägt mit einem Augenzwinkern vor, dass man ja die nächste Klasse am besten gleich überspringen könne, um direkt in der Regionalliga zu spielen. Okay, Kirchen sollten grundsätzlich im Dorf stehen bleiben – und deshalb lassen wir das Thema Aufstieg an dieser Stelle auch beiseite. Aber was der TSV heute am Borgweg gezeigt hat, war zumindest phasenweise eine ganz starke Leistung.
Begünstigt wurde der deutliche 4:0-Erfolg der Gäste durch die Schlüsselszene der Partie, die sich nach 28 Minuten direkt vor der Niendorfer Trainerbank ereignete. Abseits des Spielgeschehens ging Jörn Großkopf bei einem Laufduell mit dem gerade erst eingewechselten Alexander Reich (Cem ergün musste zuvor mit einem Pferdekuss raus) mit einem lauten Aufschrei zu Boden. Die Folge: noch lautere Proteste der Niendorfer Trainerbank sowie eine konsequente Entscheidung von Schiedsrichter Timm, der sofort die Rote Karte zückte. Routinier Großkopf sprach später von einer „ganz klaren Sache“ und auch die Proteste der VfL-Spieler hielten sich in Grenzen. Eher lustig war das darauf folgende kurze Wortgefecht zwischen Niendorfs Libero Marcus Scholz und Arthur Maxhuni. Scholz versuchte den zunächst aufgebrachten VfL-Coach Holger Zippel mit den Worten „Mensch Holger, der hat ihn ganz klar getreten“ zu beruhigen. Maxhuni konterte: „Du hast doch gerade ganz woanders hingeguckt. Wenn du das gesehen hast, hast du drei Augen.“ Wie auch immer. Vertretbar war die Entscheidung ohne Zweifel – und der VfL damit für den Rest des Spiels in Unterzahl.
Bereits vor dem Platzverweis waren die Gäste die etwas aktivere Mannschaft. Dem VfL merkte man das Fehlen mehrerer verletzter Stammspieler (u.a. Möller, Koch, Marcinkiewicz) an. Lediglich Maxhuni vergab eine gute Chance mit einem Linksschuss (19.). Auf der Gegenseite hatte Sebatian Semtner eine Minute zuvor nur knapp das Tor verfehlt und kurz vor der Pause vergab Carsten Wittiber die große Chance zur Führung, als er Gegenspieler Phillip Reiher im direkten Duell ganz alt aussehen ließ, anschließend aber über das Tor zielte (44.).
Nach dem Seitenwechsel machte Niendorf sehr schnell klar, wohin die Reise gehen wird. Zunächst vergab Alexander Holm noch eine „Hundertprozentige“, nachdem er von Wittiber steil geschickt worden war (48.), doch kurz darauf war es dann soweit. Wittiber war erneut einen Tick schneller als Gegenspieler Reiher, der sich im Strafraum nur mit einem Foul zu helfen wusste. Den fälligen Elfmeter verwandelte der Torjäger selbst (51.). Nur sechs Minuten nach dem 1:0 besorgte Sturmkollege Alexander Tredup per Abstauber die Vorentscheidung, nachdem VfL-Keeper Rainer Kokartis eine Westphal-Flanke nicht festhalten konnte. Die Gästen spielten in der Folgezeit geschickt auf Konter und ließen nur noch eine Chance für den Gegner zu, die Reiher jedoch nicht nutzen konnte (76.). Besser machte es etwas später erneut Wittiber der nach einem langen Abschlag von André Tholen frei durch war und das 0:3 erzielte (83.). Den Schlusspunkt setzte schließlich – dieses Mal nach Vorarbeit Wittiber - der eingewechselte Alexander Heick aus kurzer Distanz (85.).
Stimmen:
Heino Stemmann (Trainer Niendorfer TSV): Wir haben heute von der ersten Minute an das Spiel dominiert. Lediglich in der Phase nach dem Platzverweis sind wir etwas bequem geworden. In der zweiten Halbzeit haben wir dann aber gezeigt, dass wir das Spiel gewinnen wollten. Es war eine geschlossen starke Mannschaftsleistung. Ich bin hochzufrieden.
Holger Zippel (Trainer VfL 93): Wir haben uns irgendwie selbst geschlagen. Die Rote Karte war berechtigt und dann darf man sich nicht wundern, wenn man es mit zehn Mann schwer hat. Dazu kommen dann noch Fehler, wie wir sie beim Elfmeter oder beim zweiten Gegentor machen. Das ist alles unglücklich. Dabei haben wir uns in Unterzahl meiner Ansicht nach sogar wacker geschlagen, zumal uns noch wichtige Leute gefehlt haben. Entscheidend für die Niederlage war für mich der Platzverweis.
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