Durchatmen und zurücklehnen, das sollte heute die Devise sein in Altona. Nach dem überzeugenden 4:1 Sieg letzte Woche in Barmbek, konnten die 93er heute gegen Arminia Hannover nachlegen. Das traditionsreiche Duell gegen den Abstiegskonkurrenten aus der niedersächsischen Landeshauptstadt wurde verdient mit 4:2 gewonnen. Damit sind drei weitere wichtige Punkte gegen den Abstieg gesammelt, damit ist der Druck auf die Prohn-Elf auf ein gesundes Maß zurückgegangen und damit ist auch das Selbstvertrauen für die kommenden schweren Spiele gegen Meppen und Nordhorn weiter gefestigt. Dabei hatte es Altona in der ersten Hälfte vor allem den Gästen zu verdanken, dass sich eine Partie entwickelte, in der dieser wichtige Heimsieg nie gefährdet war. Zu passiv war der Auftritt der Hannoveraner. Aber der heutige Nachmittag hat auch wieder gezeigt, dass der AFC einen ansehnlichen und erfolgreichen Fußball spielen kann, vor allem wenn sie einen Jürgen Tunjic in Galaform in ihren Reihen haben.
Die Geschichte der ersten Halbzeit ist schnell erzählt: Altona begann engagiert und aggressiv und erarbeitete sich über die gesamte erste Spielhälfte eine der Tatenlosigkeit des Gegners entsprechende optische Überlegenheit. Gleichwohl sprangen kaum zwingende Torchancen bei dem Versuch heraus, die Gäste vor allem durch die Spielfeldmitte in Verlegenheit bringen zu wollen. So mussten schon die Niedersachsen nachhelfen, was sie in der 20. Minute auch wirkungsvoll taten. Der in einigen Situationen unsicher wirkende Gästekeeper Daniel Lüders verpasste eine Ecke von Björn Hartmann, der Ball gelangte über nicht mehr nachzuvollziehende Wege zu Jürgen Tunjic, der mit dem Kopf auf Mario Jurkschat passte. Dieser warf seinen ganzen Körper in die Flugbahn des Balles, um schließlich mit dem Oberarm das Leder über die Linie zu drücken. Ein Tor aus dem Nichts, aber ein Tor. Auch der zweite Treffer entstand aus einer im Grunde ungefährlichen und eigentlich schon geklärten Situation, und wieder fiel es unter tatkräftiger Unterstützung der Gäste. Hartmann hatte es in der 37. Minute in Höhe des gegnerischen Strafraums mit etwas zu vielen Hannoveranern aufnehmen wollen und verlor folgerichtig den Ball an den Libero der Arminia Jörg Brüning. Dieser spielte, aus welchem Grund auch immer, die Kugel völlig unbedrängt zu Tunjic, der aus 12 Metern nur noch ins leere Tor einzuschieben brauchte. Es stand 2:0, einer Spitzenmannschaft gleich hatte der AFC aus keiner Torchance einen 2:0 Halbzeitvorsprung herausgeschossen.
Nach der Magerkost der ersten Hälfte entwickelte sich nach Wiederanpfiff eine weitaus interessantere Begegnung, in der nun auch die Hannoveraner aus ihrer Lethargie erwachten und Freude am Fußballspiel entwickelten. Trotzdem dauerte es bis zur 55. Minute, bis sie das erste Mal gefährlich vor das Tor von Oliver Hinz kamen, Benedetto Muzzicato konnte allerdings nach schönem Zusammenspiel mit Tugay Tasdelen den AFC-Keeper aus spitzem Winkel nicht überwinden. Schon in dieser Szene war zu erkennen, dass die Altonaer Abwehr an diesem Nachmittag zu Nachlässigkeiten neigen sollte. Dies erkennend nahmen die Angriffsbemühungen der Heimmannschaft auch wieder zu. In der 57. Minute konnte Igor Lazic gerade noch vor dem einschussbereiten Jurkschat zur Ecke klären, drei Minuten später war die Hintermannschaft der Hannoveraner aber erneut bezwungen. Der glänzend aufgelegte Tunjic konnte sich an der Torauslinie gegen zwei Gegenspieler durchsetzen und überlegt den Ball zum mitgelaufenen Roger Stilz zurücksspielen. Dieser brauchte nur noch den gegnerischen Torwart auszuspielen und zum 3:0 zu vollenden. Das Spiel war eigentlich gelaufen, unerklärlich daher, warum in den nächsten Minuten die Partie an Härte zunahm und sich die Spieler meist gefoult auf dem Boden wieder fanden. Es hätte doch für alle ein entspannter Nachmittag werden können, zumal die Altonaer in der 79. Minute erneut einen schönen Konter setzten und das Spiel endgültig für sich entschieden: der eingewechselte Constantin Fredenburg konnte sich geschickt aus einer bedrängten Situation in der eigenen Spielhälfte befreien und mit einem schönen Seitenwechsel auf Jakob Sachs sowohl seine Übersicht als auch seine Passgenauigkeit unter Beweis stellen. Sachs hatte „freie Außenbahn“, nahm den Kopf zur richtigen Zeit hoch und bediente den völlig freistehenden Björn Hartmann. Da sich auch diesmal der Gästekeeper nicht mehr im Tor befand, war es für ihn kein Problem, das 4:0 zu erzielen.
Der ging noch vorbei, doch in der 83. Minute traf Rouven Brandt per Freistoß zum 2:4. Bilder von C. Grün
Nach diesem Tor bewiesen die Hannoveraner immerhin eine funktionierende Moral und kamen durch Muzzicato (80.) und Rouven Brandt (83.) noch zu zwei Anschlusstreffern. Beide Tore musste sich allerdings der AFC Keeper ankreiden lassen: der Freistoß von Muzzicato aus 18 Metern setzte zwar unglücklich vor Hinz auf, dieser Treffer war aber ebenso vermeidbar, wie das 4:2, bei dem Hinz eine weite Flanke von Marek Barudi unterlief und so Tasdelen den Pass auf den einschussbereiten Brandt erst ermöglichte. Trotzdem gerieten die Altonaer nicht mehr in die Verlegenheit, dieses Spiel noch aus der Hand zu geben. Ärgerlich nur, dass sich Tunjic in der 87. Minute dazu hinreißen ließ, den Torhüter der Gäste im Fünfmeterraum unfair anzugehen, als dieser den Ball schon längst gefangen hatte. Folgerichtig sah Tunjic die gelb-rote Karte und folgte dem nur eine Minute früher ebenso mit der Ampelkarte vom Platz geschickten Gästespieler Barudi. Dieser kleine Formfehler sollte die Freude über den wichtigen Sieg aber genauso wenig trüben, wie die ansonsten sehr gute Leistung, die der Sünder heute gebracht hatte.
Am Sonntag dem 24.04.2005 um 12.00h können Interessenten mit dem AFC auf die vermeintlich schwere Reise nach Meppen gehen. An der Adolf-Jäger-Kampfbahn steht ein Bus bereit, der die Fans, die vorher 10 Euro gezahlt und Lust auf eine Menge Freigetränke haben, zum Auswärtsspiel ins Emland kutschieren wird.
Stimmen:
Hilger Wirtz von Elmendorff (Trainer Arminia Hannover): Das Spiel haben wir durch eine katastrophale Leistung in der ersten Halbzeit verloren, in der wir nicht einmal auf das Tor geschossen haben. Die Gegentore sind dann aus individuellen Fehlern entstanden. In der zweiten Hälfte haben wir gut begonnen und eine Drangperiode gehabt, in der wir aber den nötigen Anschlusstreffer nicht erzielt haben. Das 3:0 war dann die Vorentscheidung. Danach haben wir weniger zugelassen und auch noch zwei Tore erzielt, was uns Hoffnung für die nächsten Spiele machen sollte. Insgesamt haben wir den Ausfall von 8 Spielern nicht kompensieren können und fahren nun mit einer verdienten Niederlage nach Hause.
Andreas Prohn (Trainer Altona 93): Dieser Sieg war Pflicht, um uns ein bisschen aus dieser dummen Drucksituation zu befreien. Wir wussten, dass ein Erfolg hier machbar ist und haben uns diesen durch ein aggressives Spiel auch verdient. Waren die Tore der ersten Halbzeit noch sehr glücklich entstanden, haben wir die Treffer in der zweiten Hälfte sehr schön heraus gespielt. Und das auf einem Boden, der das Fußball spielen nicht gerade erleichtert. Ärgerlich ist, dass wir es erneut versäumt haben, zu Null zu spielen. Die Gegentore waren vermeidbar. Jetzt haben wir aber erst einmal 35 Punkte gesammelt und können beruhigter nach Meppen fahren. Dort haben wir nichts zu verlieren.
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