Er schien sich gedemütigt zu fühlen. Nicht vom gegnerischen Team, sondern die eigene Mannschaft hatte dem Trainer fast körperliche, auf jeden Fall aber seelische Schmerzen bereitet. Matthias Bub brauchte seine Zeit, um den Weg in die Kabine zu gehen. Immer wieder schüttelte er nach dem desolaten 0:4 gegen keineswegs euphorisch auftrumpfende Luruper den Kopf, als könnte er die Welt nicht mehr verstehen. Scheint momentan als Condor-Coach auch schwierig zu sein, denn was soll man von einer Mannschaft halten, die sich in der eigenen Stadionzeitschrift für die Leistungen in der Rückrunde bei den Zuschauern entschuldigt und Besserung gelobt und dann mit einem 0:4 noch mehr als gut bedient ist.
Die Partie selber war nach sieben Minuten so gut wie vorbei. Condor-Manndecker Aykurt erlebte eine rabenschwarze Anfangsphase. Erst hämmerte er mit einem Kopfball das Leder in das eigene Tor, danach verlor er am eigenen Strafraum das Spielgerät, wodurch Libero Rohbaqsh foulen musste. Den fälligen Freistoß platzierte Carallo zur Vorentscheidung. Genauso schlimm mussten die ersten Minuten für Ersatztorwart Matthias Schwartz gewesen sein, der seinen ersten Saisoneinsatz „feiern“ konnte. „Er hatte sich diese Chance mal verdient. Er hat gut trainiert und Extraschichten eingelegt“, erklärte Bub den Rollentausch im Condor-Kasten. Schwartz konnte allerdings nicht besonders positiv auf sich aufmerksam machen. Der Freistoß zum 0:2 landete im Torwarteck, beim 0:3 reagierte er viel zu zögerlich. Die Niederlage alleine an diesen beiden unglücklichen Protagonisten festzumachen, wäre nicht richtig und eindimensional gedacht. Es war mal vielmehr wieder so ein Vormittag, an dem die gesamte Condor-Mannschaft einen Aussetzer hatte, der eine Spieler mehr, der andere weniger. Ganze zehn Minuten hatte man den Eindruck, als könnten sich die Raubvögel gegen die drohende Niederlage erfolgreich wären. Alao-Fary (14.), Müller (16.) und Florkiw (19.) besaßen die besten und so ziemlich die einzigen Möglichkeiten für die Platzherren.
Es war ein Klassenunterschied zu erkennen. Doch die Luruper besaßen „nur“ ansprechendes Verbandsliga-Niveau. Dann kann man sich denken, welche Art von Fußball Condor ablieferte. Die Dittberner-Elf nahm in der Mitte der ersten Hälfte das Heft wieder in die Hand, ließ Ball und Gegner laufen und zeigte seine taktischen, läuferischen und spielerischen Vorzüge gegenüber dem Gegner. Diese traten nach der Pause noch mehr in den Vordergrund. Die beiden Außen Lojewski und vor allem Kaladic drehten mächtig auf und rannten der SC-Condor des Öfteren davon. Dass es nur noch zu zwei weiteren Treffern langte, eine Vorlage Lojewski, eine Vorlage Kaladic, hing dann doch auch mit den Fähigkeiten von Keeper Schwartz zusammen, der ein Debakel verhinderte. Condor wollte anfangs noch gegenhalten, konnte aber nicht und die Köpfe hingen alsbald runter. „Die zweite Halbzeit nahm schon peinliche Züge an. Irgendwann verprellt man auch die Zuschauer“, so Bub, der zynisch hinzufügte, dass er „heute elf Leute auswechseln hätte können. Die Zweite hätte wohl besser ausgesehen.“ Sein alter Freund aus ehemaligen HSV-A-Junioren-Zeiten (Saison 87/88) und heutiger SVL-Trainer Oliver Dittberner nahm den Sieg relativ humorlos hin. „Wir wollten unsere Auswärtsbilanz verbessern und den fünften Sieg in Folge einfahren. Und das sollte auch relativ hoch passieren.“ Wenn es doch immer so einfach wäre.
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