Derby-Stimmung am Borgweg. Doch es machte sich auch Kater-Stimmung breit. Denn es war keineswegs ein Spitzenspiel, was an dem siebten Spieltag angesetzt war, es war die Partie des Vorletzten gegen den Letzten. Wer bei Oddset darauf gewettet hätte (wenn es die Möglichkeit geben würde), der hätte bestimmt eine schöne Stange Geld gewonnen. Dass sich nach den nicht langweiligen 90 Minuten an dieser Tabellensituation nichts änderte, hatten sich beide Mannschaften selber zuzuschreiben. Einerseits hätte der Gastgeber vor der Pause in Führung liegen müssen, da die 93er eindeutig die besseren Möglichkeiten aufweisen konnten. Andererseits, und das stieß den Betroffenen im Paloma-Lager weitaus deftiger auf, verspielte der USC Paloma mal wieder leichtfertig eine 2:0-Führung und hatte beim Stand von 2:1 eine tausendprozentige Chance zur Vorentscheidnung, die aber kläglich ungenutzt blieb. Die "Rote Laterne" leuchtet eine weitere Woche an der Brucknerstraße - eigentlich eine Schande.
Dabei fanden die Palomaten eindeutig besser ins Spiel und dominierten die erste Viertelstunde, ohne dabei wirkungsvoll vor dem gegnerischen Kasten in Erscheinung zu treten. Koch war es nach zwanzig Minuten, der als Erster für Gefahr sorgte. Sein Schuss flog aber zwei Meter am langen Pfosten vorbei. Dies war das Signal für die Platzherrn, endlich aufzuwachen. Die VfLer übernahmen nun zusehends das Kommando und setzten das von Aschmoneit gehütete USC-Tor unter Beschuss. Marcinkiewicz konnte eine Dulak-Ablage nicht einnetzen (26.), Saliuku vertendelte unglücklich einen wunderschönen Maxhuni-Pass (28.). Ja, sie lesen richtig, DER Maxhuni. Der Ex-Paulianer feierte sein Debüt vor heimischen Publikum und man merkte sofort, dass wieder ein Chef auf dem Platz war. Er war an fast allen gefährlichen Situationen beteiligt und wies seine Kollegen immer wieder auf Unzulänglichkeiten hin. Aber auch Maxhuni machte Fehler. Nach einem Aschmoneit-Fauxpas stand er alleine vor dem leeren Tor, aber aus spitzem Winkel traf er nur das Außennetz (38.). Und was machte das Schlusslicht? Der USC hatte Glück, nicht in Rückstand zu geraten, da man im Mittelfeld viele Zweikämpfe verlor und auch viele Löcher in der defensiven Zentrale offenbarte. Rodhorst wirkte überfordert, da Ehlert und vor allem Zapel nicht mehr jeden Schritt zurückmachten. Umso überraschender gingen die Gäste doch noch in Front. Eine Kopfballvorlage von Zapel stocherte Marczynski über die Linie, verletzte sich bei dieser Einlage aber so sehr, dass er zur Halbzeit in der Kabine blieb.
Die Hüllmann-Truppe wirkte nach der Pause immer noch geschockt vom Rückstand. Zwar bemühte man sich um zielstrebige Offensivaktionen, diese wurden allerdings fast ausschließlich durch die Mitte vorgetragen. Paloma stand in der Defensive kompakt, ließ nach dem 1:0 dem Gegner kaum Freiraum und schien nach einer guten Stunde auf dem Weg zum ersten Saisonsieg. Ein Zapel-Freistoß landete als Flanke getarnt an den Pfosten, im Nachschuss drückte Koch das Leder ins Netz. Dieses Tor musste doch nun endlich für den ersten Dreier reichen! Aber daraus wurde nichts, da der USC, wie schon am zweiten Spieltag gegen Buxtehude, eine Zwei-Tore-Führung verspielte. Dieses Mal wurde Maxhuni zum Spielverderber. Zuerst traf der Ex-Profi aus 17 Metern mit einem platzierten Schuss ins untere Eck, danach nahm er eine Ergün-Vorlage auf und ballerte diese in den oberen Winkel – ein Traumtor. Dieser Ausgleich war für die Lotz-Schützlinge doppelt bitter. Kurz nach dem Anschlusstreffer hätte Zapel nämlich den Sack zumachen müssen. Nach einer Osinski-Reingabe brauchte der Routinier aus zwei Metern nur noch ins leere Gehäuse treffen, doch seine Grätsche landete in den Armen des schon abgewandten VfL-Keepers Holtz (72.). So konnten die 93er noch ausgleichen und schafften somit ein durchaus verdientes Unentschieden. Unbegreiflich, dass sich so eine mit erfahrenen Spielern gespickte Elf so einen Vorsprung aus der Hand nehmen lassen konnte. „Wenn man hier nicht gewinnt, wenn man mit zwei Toren führt, wo will man denn noch gewinnen?“, fragte sich USC-Libero Edelmann nach dem Abpfiff.
Da der VfL mit seinem letzten Aufgebot aufgelaufen war und auf der Bank der Platzherrn nur Spieler aus der Zweiten Mannschaft saßen, ist dieses Ergebnis für den die 93er als Erfolg zu werten. Wenn die Verletzten und Gesperrten wieder mitmischen, werden die Jungs aus Winterhude den Weg gen oben beschreiten. Zudem will Torschütze Maxhuni noch stärker auftrumpfen. „Noch habe ich sechs, sieben Kilo Übergewicht und mir fehlt noch Kondition. Aber das kommt mit der Zeit und wir werden auch wieder gewinnen“, so Maxhuni. Und Paloma? Die Luft ist für Trainer Ronald Lotz, der übrigens seinen 37. Geburtstag feierte, nicht unbedingt dicker geworden. Wie lange er sich noch halten kann, hängt nicht zuletzt von dem Ergebnis gegen den HEBC am kommenden Sonntag ab. Eine weitere Niederlage könnte verhängnisvoll werden. Im Umfeld wird die Unruhe immer größer und auch in der Mannschaft mehren sich unzufriedene Stimmen. Ein Sieg ist jetzt Pflicht! Und nichts anderes.
Stimmen:
Frank Hüllmann (Trainer VfL 93): Wir waren in der ersten Viertelstunde gar nicht richtig auf dem Platz. Danach waren aber wir am Drücker und haben in unserer besten Phase den Rückstand hinnehmen müssen. Nach dem 0:2 müssen wir mit Punkt zufrieden sein. Ich bin sogar stolz auf dieses Remis und wir können mit einer breiteren Brust aus dieser Partie herausgehen. Es war natürlich ein Traumeinstand für Artur Maxhuni, der aber nicht nur wegen seiner zwei Tore wichtig für uns war. Er dirigiert schon wunderbar die Mitspieler
Ronald Lotz (Trainer USC Paloma): Es war ein leistungsgerechtes Unentschieden. Mehr möchte ich eigentlich gar nicht sagen. Faktisch hilft keinem von uns dieses Remis weiter. Wir können leider nicht die Konzentration über 90 Minuten halten.
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