03.08.2005 Saisonvorschau: H.E.B.C. von
Drei Jahre lang war er beim HEBC der Chef an der Seitenlinie, ehe sich Stilianos („Speedy“) Vamvakidis vor etwas über einem Jahr entschloss, sich eine neue sportliche Herausforderung zu suchen und seinen Vertrag nicht zu verlängern. Als sich der Verein im April dieses Jahres dann vorzeitig von seinem Nachfolger Michael Fischer trennte, war er plötzlich wieder da. Die neue Herausforderung ließ auf sich warten, und so bildete Vamvakidis zusammen mit Christian Wriedt (nun Co-Trainer) und Uli Natusch ein gleichberechtigtes Trainertrio, das den Klassenerhalt in der Verbandsliga frühzeitig sicherstellen konnte.
Aktuell ist „Speedy“ wieder der Alleinverantwortliche – und das obwohl alles eigentlich ganz anders geplant war. Der Vertrag mit Jimmy Cakir, der von Camicla Genclik an den Reinmüllerplatz wechseln sollte, war für die neue Saison längst unterschrieben. Doch als immer mehr Spieler ihr Bleiben davon abhängig machten, dass mit Vamvakidis ihr Wunschtrainer im Amt bleibt und dieser sich schließlich auch dazu bereit erklärte, wurde die Vereinbarung mit Cakir wieder gelöst.
Kaum jemand wird bestreiten, dass die Wahrscheinlichkeit, auch in diesem Spieljahr das gesetzte Saisonziel Klassenerhalt zu erreichen, mit dieser Entwicklung gestiegen ist. Spieler wie Lars Meissner und Metin Ünlü gaben nun doch ihre Zusage zu bleiben. Sogar Goalgetter Marco Concilio (17 Saisontore) wollte plötzlich nicht mehr für seinen neuen Club SC Victoria spielen und bat die dortigen Verantwortlichen, zum HEBC zurückkehren zu können. Schließlich platzte auch noch der Wechsel von Erkan Sancak zum VfL Pinneberg. In diesem Falle allerdings nicht auf Wunsch des Spielers, sondern weil die Pinneberger mit Sancaks überharter Spielweise am Ende der Rückrunde in der Partie gegen seinen potentiellen neuen Club nicht einverstanden waren.
Obwohl diese Leistungsträger weiter für den Verein auflaufen werden, dürfte auf die Eimsbütteler eine weitaus schwerere Saison zukommen als zuletzt. Denn trotz allem ist der personelle Aderlass beträchtlich. Mit Thorsten Wolgast (Niendorf) und Benjamin Horbach (Pinneberg) haben zwei wichtige Defensivstützen den Verein verlassen. Ob die Neuzugänge Roman Kirschstein (SC Victoria) und Onur Yilmaz (Örnek) diese Abgänge kompensieren können, ist offen. Mit Ömür Kaplan (Pinneberg), Michael Splett (Oststeinbek) und Tobias Reimer (pausiert) haben weitere Stammkräfte dem Verein den Rücken gekehrt. Thomas Agemo (ETV), Canan Nayci (Örnek) und Ugur Siyeer (Wandsetal) sollen diese Lücken schließen.
„Die Verbandsliga ist für den HEBC das höchste der Gefühle. Es kann jedes Jahr nur darum gehen die Klasse zu halten“, weiß Vamvakidis die Lage realistisch einzuschätzen. Im vergangenen Jahr war vor allem die Defensive der Garant für den Verbleib in der Verbandsliga. Nur 42 Gegentore bedeuteten die drittwenigsten Gegentore der gesamten Liga. Nur die Abwehrreihen aus Sasel und Pinneberg (jeweils 39) waren noch sattelfester. Diese Stärke soll auch in der neuen Saison wieder die Basis für erfolgreichen Fußball sein. Mit Torhüter Sven Wolgast, Libero und Kapitän Metin Ünlü, und Erkan Sancak im defensiven Mittelfeld ist eine eingespielte Defensivachse vorhanden.
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, gibt es auch noch andere Aspekte, die dem HEBC zu Gute kommen. „Kein Verein“, sagt Vamvakidis, „hat Bock am Sonntag um 10.45 Uhr auf dem Reinmüllerplatz zu spielen.“ Der HEBC hat traditionell große Lust darauf. Auch das könnte wieder den einen oder anderen Punkt in der Endabrechnung ausmachen. Ein weiteres Plus: Das Team ist über Jahre gewachsen und viele Spieler sind auch privat sehr gut befreundet. Für den erst 32 Jahre alten HEBC-Coach Gründe genug, um optimistisch zu sein: „Es wird sicher schwerer für uns als letzte Saison. Trotzdem können wir vier Mannschaften hinter uns lassen und es wird wie immer auch Mannschaften geben, die unten reinrutschen und die vorher nicht damit gerechnet haben.“
In der Vorbereitung konnte immerhin schon der vom FC Teutonia 05 ausgerichtete Mercado-Cup gewonnen werden. Dabei gelang unter anderem ein 2:0-Erfolg gegen den SV Lurup, ehe im Endspiel der Gastgeber mit 2:1 geschlagen wurde. In der ersten Runde des Oddset-Pokals bezwang der HEBC am Wochenende den Hummelsbütteler SV durch Treffer von Concilio und Sancak mit 2:0.
Expertenmeinung (Wolfgang Reimers, Ex-Trainer SC Condor): Beim HEBC ist es an sich immer das gleiche Lied. Die Mannschaft muss über den Kampf, den Zusammenhalt und den Reinmüller kommen. Nur dann hat das Team eine konkrete Chance, den Abstieg vermeiden zu können. Natürlich war es wichtig, Meissner und Concilio behalten zu können. Doch der Aderlass mit Wolgast, Horbach, Kaplan, Splett und Reimer ist für HEBC-Verhältnisse schwerwiegend. Wie gesagt, tritt HEBC heimstark auf und kann auf eigenem Grund und Boden die Punkte einfahren, kann es klappen. Aber ich habe meine Zweifel, HEBC ist für mich ein Abstiegskandidat.
Saisonziel: Klassenerhalt Meiterschaftstipp: VfL Pinneberg Mögliche erste Elf: Wolgast – Kocadal, Ünlü, Kirschstein – Glaser, S.Müller, Sancak, Meissner, Natusch – Concilio, Siyeer
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