Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Eine abgedroschene Phrase, die sich im Fußball unter anderem darauf bezieht, dass ein Spieler ausgerechnet, in diesem Zusammenhang ebenfalls ein häufig gebrauchtes Wort, gegen seinen alten Verein ein oder mehrere Tore erzielt. Abgedroschen deswegen, weil sie fast jeder Reporter, Journalist oder kleiner Schreiberling benutzt. Dass beim 2:1-Sieg der Palomaten „ausgerechnet“ mit Gerrit Jakobs der Spieler die Tore erzielte, der noch in der letzten Saison für den TSV Sasel auf Torejagd ging, scheint auf dem ersten Blick wieder in diese Schublade reinzupassen. Beim zweiten Blick wird aber offensichtlich, dass Jakobs zwar Sasel verließ, aber nicht mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend. Seine zwei Treffer waren also nicht das Ergebnis von Rachegelüsten, sondern einfach zwei schöne Tore gegen seinen alten Verein. Nicht mehr und nicht weniger. „Eine besondere Genugtuung war es jetzt nicht. Es ist immer schön, die entscheidenden Buden zu machen“, spielte auch Jakobs selber die Angelegenheit runter. Und auch Sasels Trainer Andreas Reinke ärgerte sich nicht über ihn. „Es ist doch egal, wer die Tore macht.“
Reinkes Sonntag war trotzdem vermiest. Zu schwach agierte seine Mannschaft, immerhin der amtierende Verbandsliga-Meister, über weite Teile der Spieldauer. „Nach vorn lief sehr wenig, viel zu wenig“, zeigte sich Reinke mehr als enttäuscht. Insgesamt präsentierte sich Sasel nicht wie ein Spitzenteam. In der ersten Halbzeit konnte sich keine einzige Torchance erarbeitet werden. Den ersten halbwegs gefährlichen Vorstoß gab es nach 49 Minuten, als Höhnes Kopfball um einen Meter das Ziel verfehlte. Zu diesem Zeitpunkt hätte der USC schon führen können. Florian Müller, einer von vier Neuzugängen in der Anfangsformation, verwertete eine hervorragende Flanke von Jan Illmer nicht wunschgemäß (26.). Die andere große Möglichkeit der ersten Halbzeit besaß Jakobs, der von der Strafraumgrenze freistehend zu sehr in die Höhe zielte (35.).
Besser machte er es kurz nach Höhnes vergebenen Kopfball. Mit einem platzierten Schuss aus 18 Metern in den Winkel sorgte der Heim-Kapitän, Mahir Hamurcu übernimmt die Binde in den Auswärtspartien, für die verdiente Führung. Ein gelungener Salto im Anschluss erinnerte dann stark an Miroslav Klose. Und auf einmal änderte sich das Spiel. Sasel wachte auf und Paloma schlief ein. Für kurze Momente zeigte sich Sasel meisterlich in punkto Effizienz. Nach einem geschmeidigen Abspiel von Maik Luttermann lief Rene Ratke alleine durch und egalisierte eiskalt. Es kam zu wütenden Protesten, da die USC-Abwehrspieler auf Abseits gespielt hatten. Dennis von Malottke stand zum Zeitpunkt des Abspiels auch im Abseits, doch er blieb demonstrativ stehen und griff nicht ins Spiel ein, obwohl er sehr nahe am Ball stand. Eine richtige Entscheidung von Schiedsrichter Christian Henkel, der eher in der Beurteilung von schweren Fouls seine Probleme hatte.
Nach dem Ausgleich waren die „Tauben“ sichtlich geschockt und hätten sich beinahe um ihren Lohn gebracht. Nach einem abgeblockten Schuss von Christoph Orlowski hämmerte Luttermann das Leder aus 23 Metern an den Pfosten (61.). „Das waren unsere starken drei Minuten“, meinte Reinke leicht zynisch. Paloma überstand diese Phase und kämpfte sich wieder ins Spiel zurück. Andreas Steinberg (65.), Przemek Osinski (68.) und Illmer (85.) hatten den Sieg auf den Fuß beziehungsweise auf den Kopf. Ihnen fehlte die Kaltschnäuzigkeit Jakobs, die er fünf Minuten vor dem Abpfiff unter Beweis stellte. Nach einem schönen Zuspiel von Müller ließ er Sander keine Abwehrchance. „Es ist immer schwer, gegen Holger zu treffen“, wertete Jakobs seine ersten Saisontore auf.
Eine engagierte Leistung konnte den Palomaten attestiert werden. Mit diesem Auftritt rehabilitierten sie sich für die ersten zehn furchtbaren Minuten in Buxtehude in der Vorwoche. Sasel merkte man die Verletzungssorgen (u.a. Pinar und Greve) an, im Mittelfeld lief wenig. Kleine Stellungsfehler wurden sofort bestraft. Es bedarf einer gehörigen Leistungssteigerung in den kommenden Wochen, um an der Spitze dranbleiben zu können. Obwohl, auch letzte Saison gab es eine 1:2-Pleit beim USC („Die Brucknerstraße liegt uns nicht“, so Reinke), Meister wurde Sasel trotzdem.
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