03.10.2005 Große Kulisse im Bergedorfer Billtalstadion von Peter Strahl
Atlantic 97 – FC St Pauli 0:8 (0:4)
Für den Freund des „wahren“ Amateurfußballs sind die ersten Pokalrunden jedes Jahr aufs Neue interessant. Nicht nur, dass es da Spiele zwischen den „Kleinen“ und im Punktspielbetrieb höher angesiedelten Mannschaften zu sehen und dabei bisweilen auch Überraschungen gibt, es ist auch die Tatsache, dass sich einmal die Gelegenheit bietet, Gegenden, Plätze und Vereine kennen zu lernen, zu denen sonst keine größere Beziehung besteht.
So ging es dem Hafo.de-Schreiber am Tag der Einheit mit dem Bergedorfer Billtalstadion. Es war Ende der 50er des letzten Jahrhunderts, als er zu jener Zeit noch am Rothenbaum wohnte und folglich HSV-Anhänger war - der Ausdruck „Fan“ war noch unbekannt –, dass er dort vor über 10.000 Zuschauern einem Oberligaspiel zwischen 85 und den Rothosen beiwohnen durfte.
So darf es nicht verwundern, dass der Berichterstatter nach etlichen Umwegen und längerer Parkplatzsuche erst relativ spät seinen ins Auge gefassten Endpunkt erreichte. Dort erwartete ihn bereits ein stattliches Polizeiaufgebot, von dem er argwöhnisch in Augenschein genommen wurde. Es galt nämlich festzustellen, ob er die Anlage durch den rechten oder linken Zugang betreten durfte. Das wiederum war davon abhängig, ob er kiezmäßig aussah oder eher russicher Abstammung sein könnte. In Erinnerung an seinen westpreußischen Ur-, Ur-, Urgroßvater, der noch Strala hieß, entschied er sich, Völkerverständigung zu betreiben und die Seite des sympathischen Atlantic-Anhangs als Entrée zu wählen. Ohne Beanstandung wurde ihm Einlass gewährt.
Nach wie vor bemerkenswert das weite Rund dieser immer noch eindrucksvollen Anlage. Um sich dem Spielfeld zu nähern, war es jedoch erst einmal notwendig, über nahezu 60 Stufen in die Tiefe abzutauchen. Dort stand es bereits 0:4 für die Abgesandten vom Millerntor, die in Trikots spielten, von denen man meinen könnte, sie hätten bereits eine Schlammschlacht überstehen müssen.
Wer die Torschützen waren, konnte somit lediglich durch eine Volksbefragung festgestellt werden, die aber höchst unterschiedlich ausfiel. Das arithmetische Mittel aller Auskünfte lässt jedoch den Schluss zu, dass es zweimal Jeton Arifi, Michél Mazingu-Dinzey und Hauke Brückner gewesen sein dürften. Doch das bräuchte bei einem solchen Spiel letztlich auch nicht so bedeutungsvoll zu sein.
Schließlich ist es hafo.de aus eigener Sicht aber möglich, die Goalgetter für die Millerntor-Elf im zweiten Spielabschnitt aufzulisten: 0:5 Dinzey (66.), Ive Sulentic (70.), Dinzey (75.) und Arifi (89.).
Obwohl die Braunhosen, wie bei solchen Gelegenheiten sonst oftmals üblich, nur selten ein sehenswertes Spiel boten, mühten sich die Atlanticer vergeblich. Der Tabellenführer der Kreisliga Staffel 3 und Minimax-Rundenpreisgewinner hatte nur gegen Spielende einige gute Chancen, konnte sie jedoch nicht, wie es das Ergebnis eigentlich bereits zum Ausdruck gebracht hat, nutzen.
Sehenswert aber schon allein die stattliche Zuschauerkulisse. Rund 1.200 Zuschauer und ein erheblicher Umsatz an den Getränke- und Fressalien-Ständen (ganz vorzüglich das Schaschlik mit Zwiebeln) dürften Anlass gewesen sein, dem russischen Kassenwart einen wunderschönen Sonntag bereitet zu haben. Dem Pokalwettbewerb sei Dank!
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