Er ist momentan eine Klasse für sich. „Er hat für die Verbandsliga überdurchschnittliche Fähigkeiten“, lobte HEBC-Trainer „Speedy“ Vamvakidis. „Wir sind stolz auf Frank Rückert“, gab es zudem von HR-Coach Oliver Berndt Sympathiebekundungen. Es ist nicht schwer zu erraten, wer der Matchwinner beim klaren, vielleicht etwas zu hohen 4:1-Auswärtssieg war. Angriffsveteran Frank Rückert drückte der Partie seinen Stempel auf. Rückert war 90 Minuten unterwegs gewesen, regte sich bei jeder Schiedsrichter-Entscheidung gegen sich mächtig auf, er war richtig heiß gewesen und er belohnte sich mit seinen drei Treffern, Nummer acht, neun und zehn in dieser Saison, folgerichtig. Vamvakidis brachte es auf den Punkt: „Rückert machte heute den Unterschied.“
Beide Trainer mussten vor dem Spiel auf wichtige Spieler verzichten. Vamvakidis konnte nicht auf seine Angreifer Lars Meissner (familiärer Termin) und Marco Concilio (Augenverletzung, er lief mit Akupunktur-Stäbchen im Ohr herum) zurückgreifen, Berndt musste in der Abwehr umbauen, da Libero Bernd Bressem mit den HSV-Oldies in Amsterdam verweilt. Oliver Wroblewsky übernahm seinen Posten und machte seine Sache hervorragend.
Die Begegnung wurde zuerst von den Gästen beherrscht, die in die Zweikämpfe aggressiver gingen und die reifere Spielanlage vorweisen konnten. Zwangsläufig ging HR auch in Front, nach einem langen Freistoß stand Rückert völlig allein und war so frei, das 0:1 zu erzielen. Die Platzherren brauchten 25 Minuten, um in das Spiel zu finden. Gleichzeitig zog sich Halstenbek ein wenig zurück, sodass sich HEBC Feldvorteile erkämpfen konnte. Der Ausgleich fiel jedoch genauso glücklich wie schön. Nach einem abgeblockten Schuss von Verteidiger Onur Yilmaz kam Metin Ünlü am rechten Strafraumeck an das Leder und zog volley auf das kurze Eck ab. HR-Keeper Dennis Schultz zeigte keine Regung und das Netz zappelte.
Berndt wurde in der Halbzeitpause ein wenig lauter, um einige Spieler wach zu rütteln. Dies gelang offensichtlich, denn seine Schützlinge kamen eindeutig besser aus der Kabine. HEBC wehrte sich zwar lange Zeit mit vereinten Kräften, doch gegen die Urgewalt Rückert hatte die Verteidigung kein Rezept. Nach einem Freistoß nahm der Torjäger den Ball an der Strafraumgrenze mit dem Rücken zum Tor an, er drehte sich geschickt und hämmerte das Spielgerät in den Winkel. Und man darf nicht vergessen, das er dieses Tor gegen zwei Gegenspieler erzielte, die an ihm klebten. Mit der abermaligen Führung war die Partie entschieden, da die Vamvakidis-Elf nichts mehr zuzusetzen hatte. Keine einzige Möglichkeit wurde sich im zweiten Abschnitt erarbeitet. Und am Ende wurde das Ergebnis noch unangenehmer, da Schlussmann Sven Wolgast einen Freistoß von Kenan Hamzic ins Torwarteck passieren ließ und Rückert unbedingt den Schlusspunkt setzen wollte, indem er einen Konter nervenstark abschloss.
HEBC musste erkennen, dass es gegen die vermeintlich Großen nur in absoluter Bestbesetzung mithalten kann. HR trumpfte mit den „Reinmüller“-Tugenden auf, die normalerweise die Gastgeber auszeichnen. Laufbereitschaft, Engagement und keine Angst vor Zweikämpfen waren neben Rückert die Garanten für den Erfolg. Zudem hatte HR alles im Vorfeld richtig gemacht. Am spielfreien Wochenende mal kein Testspiel angesetzt, statt drei- nur zweimal in dieser Woche trainiert und sich an diesem Morgen ganz früh um acht Uhr zum gemeinsamen Frühstück im „Schweinske“ in Eidelstedt getroffen. „Das hätten wir alles zu hören bekommen, wenn wir verloren hätten, aber die Mannschaft hat fast alles umgesetzt, was wir besprochen hatten. Ich bin zufrieden“, so Trainer Berndt. Konnte er auch sein, „Halstenbek-Rückert“ spielte am Ende wie eine Spitzen-Mannschaft auf. Ein Wort, welches Berndt sehr ungern hört. „Es waren drei Punkte gegen Abstieg. Die Staffel ist sehr ausgeglichen“, übte er sich im Understatement. Nach so einem Auftritt und mit so einem Torjäger im Kader sollte man sich jedoch andere Ziele stecken.
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