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16.10.2005
Festival der Torwartfehler von



FC Süderelbe – SV Lurup 3:4 (2:2)

FC Süderelbe: Butt – Ahlers, Ludowici, Akin – Thams, Meier (83. Taskin), Partenheimer (85. Yordanov), Dewitz, Petrich – Kreibich, Fliegel
SV Lurup: Hencke – Lauschat, Wehrheim, Esbruch, Heinßen – Friedrich, Sander, Carallo, Lojewski – Windscheid, Schacht
Tore: 0:1 Schacht (19.), 1:1 Kreibich (31., HE, Heinßen), 2:1 Fliegel (42.), 2:2 Lauschat (45.), 2:3 Sander (52.), 2:4 Esbruch (60.), 3:4 Kreibich (79.)
Schiedsrichter: Kruse (St. Georg/Horn)
Zuschauer: 220
Beste Spieler: Kreibich – Schacht

Die Operation „Kiesbarg“ scheint zumindest aus Sicht der FCS-Defensive kein gelungener Schachzug gewesen zu sein. Drei Heimspiele hat Süderelbe auf dem engen Grandplatz ausgetragen, vierzehn Gegentore und drei Pleiten sprangen heraus. Fünf gegen Concordia, fünf gegen Paloma und nun vier gegen Lurup, ein entscheidender Schritt gegen den Abstieg ist dem Aufsteiger mit dem Wechsel auf Sand (noch) nicht gelungen.

Von einem Klassenunterschied, wie es vielleicht der Tabellenstand andeuten könnte, war jedoch gegen den neuen Tabellenführer nicht soviel zu spüren. Natürlich war Lurup die tonangebende Mannschaft, ausgestattet mit weitaus größerem spielerischen und taktischen Potenzial. Aber Süderelbe kämpfte zumindest vorbildlich und hätte kurz vor und kurz nach der Halbzeit das Spiel in eine andere Richtung wenden können. FC-Angreifer Thomas Fliegel hatte drei Minuten vor dem Seitenwechsel einen Freistoß direkt durch die Mauer ins kurze Eck („Zwei Mann waren zuwenig für die Muer“, so SV-Trainer Oliver Dittberner) verwandelt, die Bettin-Elf hatte die Partie gedreht und schnupperte zumindest an einer Überraschung. Aber der Glaube daran reichte noch nicht mal bis zur Halbzeit, denn Rechtsverteidiger Matthias Lauschat egalisierte kurz vor dem Seitenwechsel das Ergebnis. Spätestens nach der 48. Minute musste jedem am Kiesbarg klar sein, wie das Spiel verlaufen musste. Süderelbes Stürmer Thomas Kreibich tauchte freistehend vor SVL-Schlussmann Claus Hencke auf und musste die Führung erzielen, doch anstatt das Leder in die Ecke zu schieben, hielt er voll drauf und traf den Zaun hinter dem Tor. Chance vertan und die Bestrafung folgte wenig später auf der Gegenseite. Lurups Sebastian Sander nutzte etwas unfreiwillig einen Fehler von FCS-Keeper Michail Butt aus, der einen harmlosen Freistoß genau gegen die Beine von Sander faustete, von denen der Ball ins Eckige kullerte.

Es war sowieso ein Festival der Torwartfehler. An vier Treffern waren beide Torhüter mehr als beteiligt. Weitere unglückliche Szenen belegten, dass es mit dem Nervenkostüm beider „Rückhalte“ nicht zum Besten bestellt war. Butt griff, neben dem 2:3, auch beim 0:1 kräftig daneben, als er einen laschen Freistoß von Mario Schacht durchtrudeln ließ. Sein Gegenüber stellte die Mauer beim 2:1 falsch und rief beim 3:4 bei der dazugehörigen Flanke ganz laut „Torwart“, doch das Spielgerät unterlief er, Kreibich bedankte sich artig und machte die Begegnung nochmals spannend. Aber nur für’s Papier, denn so richtig kam der Erfolg der Luruper nicht mehr in Gefahr. Kai Windscheid (88.) und Schacht (90., Pfosten) hätten eher das Ergebnis schrauben müssen.

Süderelbe sollte schnellstens seine katastrophalen Anfängerfehler abstellen. Nicht nur der Torwart machte an diesem Nachmittag eine schlechte Figur, sondern die gesamte Defensivabteilung ließ Verbandsliga-Format vermissen. Als Beispiel darf gerne das 2:4 herhalten. Marco Esbruch kam nach einer Ecke so frei sechs Meter vor dem Tor zum Kopfball, das er sich den Luxus erlauben konnte, erst Butt anzuköpfen und im Nachschuss den vierten Luruper Treffer zu markieren. Auch beim Nachschuss musste Esbruch keine Gegenwehr befürchten, es stand immer noch keiner bei ihm. Er hätte auch noch für einen dritten Versuch Zeit gehabt und das, wohlgemerkt, bei einer Ecke, bei der es doch im Strafraum meistens wie beim Sommer-Schluss-Verkauf am Grabbeltisch zugeht. Nicht verwunderlich, dass sich Süderelbes Marius Thams einem Tobsuchtsanfall näherte und die gesamte FC-Verteidigung noch vor dem Wiederanstoß verbal faltete.

Der Sieg der Luruper hätte höher ausfallen können. Wenn man den Status einer Spitzenmannschaft für angemessen hält vielleicht sogar müssen. Die Gäste hatten auf dem engen Platz schon Probleme, ihre läuferischen Vorteile zu nutzen. Lauschat auf rechts und Michael Heinßen auf links kamen kaum zur Geltung. Süderelbe operierte hingegen nur mit langen Bällen, als hätte Trainer Thorsten Bettin der Mannschaft unter der Woche nur Fußball-Videos aus England aus den 80er Jahren gezeigt. Am Ende setzte sich mit dem neuen Spitzenreiter die ballsicherere Mannschaft verdient durch, ohne den Glanz anderer Leistungen der Saison zu verbreiten. SVL-Trainer Oliver Dittberner war trotzdem nicht unzufrieden. „Wir haben vier Treffer erzielt und haben gewonnen. Das reicht. Mehr ist auf diesem Platz nicht möglich. Die Umstände hier sind der Verbandsliga nicht würdig“, ließ Dittberner zudem kein gutes Haar am Kiesbarg selber. Wenn sich nicht schlagartig bei Süderelbe etwas ändert, müssen Dittberners Schützlinge nächstes Jahr nicht mehr auf diesem Grandplatz auflaufen.


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