Mit einem letzendlich eher glücklichen 3:1-Erfolg beim SV Lurup machte der VfL Pinneberg den Erzrivalen Halstenbek/Rellingen unfreiwillig zum neuen Tabellenführer. Deshalb hatte Halstenbeks Mäzen Richard Peper nach dem Schlusspfiff auch allen Grund zum Jubeln. Die Frage, ob nun die fällige Kiste Bier in Richtung Pinneberg unterwegs sei, verneinte Peper mit den ironischen Worten, das sei doch wie Perlen vor die Säue zu werfen. Pinnebergs Coach Michael Fischer sah’s gelassen: „Keine Kiste, keine Punkte in zwei Wochen. So einfach ist das!“
Beim Topspiel in Lurup erlebten 250 Fans zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. Gegen den stark ersatzgeschwächten (die Routiniers Jens Suaidy, Kai Winscheid sowie Andre Trilk fehlten) Tabellenführer, zeigten sich die Gäste aus Pinneberg von Beginn an erstaunlich selbstbewusst. Gewohnt umsichtig organiserte Libero Marco Kebbe seine Abwehr, im Mittelfeld wurde agressives Fore-Checking „par excellense“ praktiziert und in der Offensive rochierten der schnelle Ugur Alavanda und Andreas Achtmann ständig. Dagegen hatten die Gastgeber kaum ein Mittel und fanden folgerichtig vor der Pause kaum ins Spiel.
Pinneberg versäumte es allerdings, die optischen Feldvorteile in Zählbares umzumünzen. Auf beiden Seiten standen bis kurz vor der Halbzeit lediglich zwei Torchancen auf dem Konto. So musste VfL-Keeper Sven Barth bereits in der siebten Minuten einen 25-Meter-Schuss von Sebastian Sander unschädlich machen, während auf der Gegenseite nur kurz darauf Alavanda den Führungstreffer auf dem Fuß hatte.
Die mitentscheidende Spielszene fand jedoch in der 34. Minute statt, als Lurups Philipp Lojewski für ein Allerweltsfoul vom kleinlich pfeiffenden Schiedsrichter Jan Heirich die Gelbe Karte sah. Aufgebracht und vom Gegenspieler weiter provoziert konnte Lojewski verbal nicht an sich halten und sah nur Sekunden später den Gelb-Roten Karton. Damit war vorzeitiges Duschen angesagt, und die eh schon am Personal-Limit angelangten Luruper waren noch ein Stückchen mehr geschwächt.
So schien das hochverdiente 0:2 durch den agilen Alavanda in der 47. Minute nicht nur die Vorentscheidung, sondern auch die Wegbereitung für einen eindeutigen Gästesieg. Doch weit gefehlt: Nur rekordverdächtige 14 Sekunden nach seiner Einwechslung (56.) bedankte sich Yannick Bräuer mit einem Jokertor“ bei seinem Coach Oliver Dittberner für dessen Entscheidung. Und hätte eben jener Bräuer das Schiedsrichtergespann auf seiner Seite gehabt, er wäre zum Helden des Spiels geworden. Doch sein vermeintlicher Ausgleichstreffer (62.) wurde wegen angeblicher Abseitsstellung abgepfiffen.
Dennoch zeigten die Gastgeber nun Moral und fanden über den Kampf ins Spiel. Gegen nur noch zehn Luruper verloren 11 Pinneberger komplett ihre Linie. Die vor der Pause stark agierenden Eduardo Avarello und Paul Janke tauchten mehr und mehr unter, während die Mittelfeldachse des SVL nun richtig Dampf machte. Allerdings blieben auch jetzt Torchancen Mangelware. Lediglich ein Kofball von Sander brachte VfL-Keeper Barth noch einmal in Schwierigkeiten. So war es Pinnebergs Achtmann vorbehalten, einen Konter in der Nachspielzeit mit dem umjubelten 3:1 abzuschließen.
Stimmen:
Michael Fischer (Pinneberg): Aufgrund der ganz starken ersten Hälfte ist der Sieg völlig in Ordnung. Wenn wir allerdings das 2:2 durch Bräuer bekommen hätten, wäre die Partie wohl gekippt. Aber am Montag beim Blick in die Zeitung steht ein 3:1 beim Tabellenführer, da kann man nicht meckern. Seit 1996, es muss wohl im Juni gewesen sein, predige ich, dass man Glück erzwingen kann. Das haben wir heute getan. Und darauf gibt’s jetzt ein Bier! („Prost,Fischi!“) ;-)
Oliver Dittberner (Lurup): Wir haben in der ersten Hälfte überhaupt nicht ins Spiel gefunden und waren teilweise viel zu weit von den Leuten weg. Sowohl die Gelbe- als auch die Gelb-Rote Karte gegen Philipp Lojewski waren für mich völlig überzogen. Allerdings muss sich mein Spieler nach der Gelben auch anders verhalten. Da hat er uns einen Bärendienst erwiesen. Jedoch kann ich der Mannschaft das Kompliment machen, in der zweiten Hälfte zurückgekommen zu sein. Der Lohn wurde uns bei dem angeblichen Abseitstor zum Ausgleich allerdings aberkannt. („Wohl wahr, Olli!“)
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