Selten sind sich Trainer nach einem Spiel einig über die Gerechtigkeit, die ihnen in der vorherigen Spielzeit widerfuhr. Nach dem 4:2 St. Georg-Horns in Barsbüttel war dies jedoch der Fall. „Es war unser schlechtestes Saisonspiel, der Erfolg der Gäste war verdient“, analysierte Barsbüttels Trainer Lutz Göttling. Auf der Gegenseite war sich St. Georgs spielender Coach Oliver Zapel sicher, dass der 4:2 mehr als gerecht war. „Es war eine runde Vorstellung, der Sieg ging in Ordnung.“ Also klare Sache, St. Georg gut, Barsbüttel schlecht. Fußball kann manchmal einfach sein. Doch die Gründe, die Nebengeschichten und die Folgen sind darin nicht enthalten. Zumal es bis in die Schlussphase dauerte, dass die zugegeben bessere Mannschaft die drei Punkte unter Dach und Fach brachte.
Barsbüttels Elf ging mit sehr wenig Selbstvertrauen ans Werk. Viele gute Spiele in dieser Saison waren nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Der Sieg in Süderelbe wurde aberkannt, gegen Victoria, Pinneberg oder Halstenbek-Rellingen verlor man in den letzten Minuten und Sekunden wichtige Zähler und selbst eine 3:0-Führung gegen Sasel reichte nicht zum Sieg. „Wir waren insgesamt total verunsichert. Die Jungs leben noch zu sehr in der Vergangenheit“; gibt Göttling Auskunft. Soll heißen, dass die Spieler sich zu sehr mit der mangelnden Entlohnung ihrer Darbietung in dem bisherigen Saisonverlauf auseinandersetzen. „Und dann kommt mit St. Georg ein Gegner, den man eigentlich schlagen sollte und dann verkrampft man“, kombiniert Göttling. Dabei hatte sein Team noch Glück gehabt, dass jeweils nach dem Rückstand zweimal direkt der Ausgleich erzielt werden konnte. Mit etwas mehr Fortune wäre die Begegnung sogar ganz gekippt, denn Marek Smaga (44.) und Faik Algan (64.) trafen nur die Latte. Es wäre auch paradox gewesen, hätte die schlechteste Vorstellung zum unverdienten Dreier gereicht. Einer der Hauptgründe der Niederlage war die erhöhte Fehlerquote der sonstigen Leistungsträger. Torwart Tobias Sävke griff böse beim 2:3-Fernschuss von Zapel daneben („Den hätte ich mit der Brust angenommen“, so Göttling) und Libero Florian Pries war durch Abspiel- und Stellungsfehler an drei der vier Gegentore beteiligt.
In punkto Nebengeschichte hatte St. Georg ein wenig mehr zu bieten. Spieler-Trainer Zapel hatte sich vor drei Wochen eine Vorgabe gegeben, sieben Punkte aus vier Spielen zu holen. Ansonsten hätte es Konsequenzen gegeben. „Dann wäre ich gegangen“, so Zapel. Es kam aber anders und daran war er selber nicht unbeteiligt. Schließlich erzielte er das dritte und vierte Tor des Aufsteigers, der sich sportlich langsam an die Gepflogenheiten der Verbandsliga gewöhnt hat. „Wir standen in der Defensive ziemlich gut, waren zwar zweimal im Rausch der Führung etwas unachtsam, aber über die gesamte Spielzeit waren wir die klar bessere Mannschaft. Es war auch mal schön zu sehen, dass die Spieler die Vorgaben umgesetzt haben. Wir hatten zum Beispiel besprochen, die gegnerische Abwehr mit langen Diagionalbällen zu bezwingen, was einige Male perfekt klappte.“ Die Folge ist nun, dass die nächste Vorgabe auf dem Plan steht. „Am Montag werde ich sie der Mannschaft gegenüber formulieren, sie wird aber wohl so ähnlich aussehen.“ Er plane auch nur noch kurzfristig, im „Zwei-Wochen-Rhythmus.“ Nach dem 4:2 wirkte Zapel aber trotzdem relativ zuversichtlich, dass es wirtschaftlich und sportlich weitergehen wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mannschaft auseinander fällt, es herrscht eine gewisse Euphorie im Team.“ Ob diese auch anhält, wenn andere Vereine eventuell im Winter die Spieler locken werden, bleibt offen. Denn eins steht fest, sehr viel Geld wird man als Interessent nicht bieten müssen, bei St. Georg fließt momentan gar keins.
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