Wie soll man mit so einem Unentschieden umgehen? Eine richtige Antwort fanden beide Trainer nach dem 1:1 nicht so richtig. Oliver Berndt, seines Zeichens für die Leistung der Halstenbeker verantwortlich, fand eine gute Formulierung: „ Ich bin zufrieden unzufrieden.“ Sein Pendant Thorsten Bettin war ganz kurz nach dem Schlusspfiff noch völlig aufgebracht und wollte sich nicht zum ersten sportlichen Punktgewinn gratulieren lassen. „Dafür kann ich mir nichts kaufen, wir hätten heute gewinnen müssen. Der Ausgleich war irregulär und wir müssen beim Stand von 0:1 einen Elfmeter bekommen, dann passiert gar nichts mehr.“ Dies hörte sich ein paar Minuten später auf der Pressekonferenz schon ein wenig reservierter an. „Die Punkteteilung geht in Ordnung.“
Die Ausgangsfrage ist damit noch nicht ausreichend beantwortet. Als Tabellenführer darf man eigentlich auf eigenem Platz gegen das Schlusslicht der Liga nicht in Bedrängnis geraten. Drei Punkte sind Pflicht, nichts anderes. Doch der Spielverlauf deutete wenig auf einen Unterschied von siebzehn Rängen und zwanzig Punkten hin. Das Zustandekommen des Ausgleichs war ein weiteres Indiz dafür, dass Halstenbek schon zufrieden sein musste. Der eingewechselte Süderelbe-Wirbel Hakan Menges behauptete regelkonform das Leder gegen Oliver Wroblewsky, doch der Gastgeber bekam den Freistoß zugesprochen. Dieser wurde schnell ausgeführt, Kenan Hamzic erlief sich den langen Pass und hatte Glück, dass sein Schuss nicht mehr vom ansonsten starken Robel Akin von der Linie gekratzt werden konnte. Bettin hatte jedoch Recht, dass der Treffer nicht hätte gegeben werden dürfen, da neben dem fragwürdigen Foul auch der Ball bei der Ausführung nicht ruhte, sondern mehr flott als wenig am Rollen war. Auch der von Bettin angesprochene nicht gegebene Elfmeter war eine Fehlentscheidung des äußerst schwachen Schiedsrichters Yalcin Arlioglu. Kjell Meier wurde klar von Süderelbes Torwart Dennis Schultz gelegt, obwohl Meier an den Ball kam (14.). Vorausgesetzt, der Strafstoß wäre verwandelt wurden, HR hätte einen Doppelschlag innerhalb von zwei Minuten hinnehmen müssen. Süderelbes Top-Stürmer Thomas Kreibich verwertete eine Reingabe von Christoph Dewitz zur überraschenden Führung.
Andererseits war das Remis für die Halstenbeker aufgrund des großen Plus an Spielanteilen und Tormöglichkeiten zu wenig. Schon vor dem Rückstand prüften Hamzic (6.) und Frank Rückert (10.) den starken FCS-Keeper Heiko Knupper. Knupper ersetzte Michail Butt, aber nicht wegen einer Verletzung Butts, sondern weil er mal dran war. „Beide Torhüter sind annährend gleich stark, da war Heiko einfach an der Reihe“, zeigte Bettin auf, warum er einen Tausch vornahm. Die Platzherren hätten schon vor dem Seitenwechsel den Ausgleich markieren müssen. Bernd Bressem per Freistoß (17.), Dennis Gregori (26.) und Gerrit Diederichsen (33.) ließen prächtige Chancen aus. Auch im zweiten Durchgang bestimmte HR die Partie. Allerdings traten zwei Schwierigkeiten auf, die am Ende der Saison vielleicht verhindern könnten, dass die Berndt-Truppe erster Anwärter auf die Oberliga sein wird. Es offenbarten sich große Probleme in der Spielgestaltung, Süderelbe stand kompakt hinten drin, HR fand kein Rezept gegen diese massierte Deckung. Und Goalgetter Rückert rackerte wie so oft für zwei, doch dieses Mal fehlte die letzte Prise Zielgenauigkeit. Es bleibt das Motto bei Halstenbek bestehen, dass wenig im Angriff läuft, wenn Rückert nicht trifft.
Wie gesagt, Chancen waren genug vorhanden. Rückert (46., 48.), Hamzic (64.), Bressem (73.), Krause (74.) und Gregori (74.) scheiterten jedoch allesamt an ihrer eigenen Übereifrigkeit oder an Knupper, der als eigentliche Gewinner das Spielfeld verlassen durfte. Es sollte für Bettin keinen Anlass geben, ihn wieder aus der Startelf zu verbannen. Das Schlusslicht hatte nach der Halbzeit offensiv nicht mehr allzu viel zu bieten und musste dann doch mit dem einen Zähler glücklich sein, da den Halstenbekern am Ende vom dauernden Anrennen ein bisschen die Puste ausging. Nach dem Schlusspfiff hellten sich bei dem enttäuschten Spitzenreiter die Gesichtzüge wieder auf. Die Endergebnisse von den anderen Plätzen kamen auf den Tisch. Und siehe da: Halstenbek bleibt trotz Remis Tabellenführer, da der VfL 93 in Schnelsen unterging und sich Lurup und Concordia auf Unentschieden einigten. Nur ein Resultat sorgte ein wenig für Unruhe. Der große Konkurrent aus dem Kreis, der VfL Pinneberg, gewann in Niendorf und liegt nun nur noch drei Zähler hinter HR. Nächste Woche steigt das heiße Derby in Pinneberg. Eines weiß Berndt jetzt schon ganz genau: „Da erwartet uns etwas ganz anderes.“ Mit einem 1:1 könnte er nächste Woche bestimmt sehr gut umgehen.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.