Wer sein Gesicht sah, musste eigentlich mit dem Schlimmsten für den USC Paloma rechnen. Wenn man nicht das Ergebnis gewusst hätte, so musste man von einer Niederlage der „Tauben“ im Heimspiel gegen Germania Schnelsen ausgehen. USC-Trainer Frank Hüllmann schaute nach der Begegnung relativ böse, seine Mundwinkel waren mehr nach unten als nach oben gezogen. Sieht so ein Coach aus, dessen Mannschaft gerade in den letzten Minuten drei unheimlich wichtige Punkte gegen einen vermeintlich direkten Konkurrent gewonnen hatte? Absolut nicht, und auch die ersten Sätze ließen nichts Gutes vermuten. Nach einigen Worten über die drei Punkte gegen Abstieg ging es ans Eingemachte. „Wir haben uns viel zu schwer getan, da bin ich von einigen Spielern enttäuscht. Ich lasse mich auch von diesem Scheiß nicht blenden“, äußerte sich Hüllmann. Angesprochen, von was er sich nicht mehr blenden lassen wollte, gab Hüllmann ein kleines Zeugnis über den Zustand innerhalb der USC-Mannschaft ab. „Die haben sich alle zu lieb. Wenn einer Geburtstag hat, dann lädt der alle ein. Ich habe früher nie alle eingeladen, ich habe mir die Gäste ausgesucht. Es fehlen die Reizpunkte.“ Und diese versucht Hüllmann momentan selber zu setzen. „Ich habe mich auch dazu entschlossen, eine Eiszeit zwischen mir und den Spielern anzufangen. Ich halte mich da jetzt mehr raus.“ Am Ende seiner Ausführungen lächelte Hüllmann aber schon wieder ein bisschen. „Natürlich habe ich mich über diese drei Zähler gefreut. Aber es sind nur drei, es müssen weitere folgen.“
Man mag sich gar nicht ausmalen, wie Hüllman reagiert hätte, wenn USC-Verteidiger Przemek Osinski nicht in der 86. Minute eine Vorlage vom emsigen Mahir Hamurcu mit dem Vollspan verwertet hätte. Denn dann hätte der Abstand zum absteigenden 15. Platz nur noch einen Zähler betragen. Und, was wohl noch schlimmer gewesen wäre, die Mannschaft hätte sich nicht für eine kämpferische sehr ordentliche Leistung belohnt. Hüllmann hatte umgestellt, Hamurcu und Nikola Jovic räumten vor der Abwehr auf, Dennis Rodhorst spielte offensiv davor, Gerrit Jakobs war die einzige richtige Spitze, der von den Halbstürmern Andreas Steinberg und Dennis Pannen unterstützt werden sollte. Die größte Umstellung war jedoch bei der Einstellung zu vernehmen. In den letzten Wochen präsentierte man sich eher phlegmatisch, gegen Schnelsen gab man keinen Zentimeter verloren. Paloma war über die gesamte Spielzeit gesehen die eindeutig aktivere Mannschaft. Die Platzherren gewannen einen Großteil der Zweikämpfe (gerade in der ersten Halbzeit), konnten mehr Spielanteile vorweisen und besaßen auch fast alle Möglichkeiten der einseitigen Partie. „Wir kamen im ersten Abschnitt immer zu spät, die USCer waren aggressiver als wir“, musste auch Schnelsens Trainer Patrick Heßmann anerkennen.
Und doch musste der objektive Beobachter von einem torlosen Remis ausgehen. Zu viele aussichtsreiche Gelegenheiten ließen die Palomaten verstreichen. Jakobs (14., 44.), Hamurcu (20., Pfosten), Steinberg (41.) vor der Pause und Pannen (49.), Jovic (63.), Hamurcu (75.), Oliver Engl (76.) sowie Osinski (85.) ließen tiefe Einblicke in die nervliche Verfassung der Spieler zu. Die Mannschaft wirkt in den entscheidenden Momenten vor dem gegnerischen Tor verunsichert, ein wenig glücklos. Als Osinski freistehend nach einem Konter statt die „biedere“ Innenseite den spektakulären Außenrist nahm und drei Meter neben das Tor zielte, war ansich jedem an der Brucknerstraße klar, dass die Germanen mit einem blauen Auge davonkommen würden. Schnelsen war nämlich fast ausschließlich auf das Verhindern von Toren bedacht, was mit der Zeit immer besser gelang, da die Viererkette um Häuptling Oliver Hardekopf kaum Fehler produzierte. Nur Entlastung konnte nicht vermeldet werden, da es die offensiv angehauchten Kräfte der Gäste nicht verstanden, den Ball in der USC-Hälfte festzumachen. „Spätestens nach zehn Sekunden kam das Leder postwendend wieder zurück“, ärgerte sich Heßmann.
Kurios, dass gerade der aufkeimende Offensivgeist der Schnelsener die Niederlage bedeuten sollte. In der Schlussphase trauten sich die Germanen dann doch immer öfters in das feindliche Gebiet und liefen prompt innerhalb von zwei Minuten in zwei Konter hinein. Den ersten konnte Osinski, wie schon geschildert, nicht erfolgreich beenden, den zweiten jedoch schon. „Wir wollten dann zuviel und waren wohl nicht damit zufrieden, was wir glücklich in den Händen hatten“, mutmaßte der spielende Co-Trainer Björn Rädel. Eine Eiszeit wird deswegen in Schnelsen jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ausbrechen.
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