In Altona rollte der Ball. Und das auf gutem Niveau. Während Hamburgs Bezirksämter ihre Plätze lieber ruhen lassen und der Hamburger Fußballverband damit Generalabsagen begründet (möglicherweise befinden sich momentan ja alle bei der Stadt angestellten Platzwarte auf einem Bier-Und-Wurst-Verkauf-Fortbildungskurs), war der Rasen an der Griegstraße sehr ordentlich bespielbar. Etwas seifig war der Untergrund tatsächlich, die Geschichten von Rasenplätzen, die nach einem Spiel bei diesem Wetter nun für ganz teures Geld wieder hergestellt werden müssten, müssen seit dieser Partie aber ins Reich der Fabel verwiesen werden. Der Rasen sah hinterher immer noch gut aus und im Oktober sind die Verhältnisse auch nicht großartig anders.
Hamburgs Fußballfans können sich scheinbar gar nicht mehr vorstellen, dass ein Spiel unter freiem Himmel ausgetragen wird. Nur 360 Zuschauer fanden den Weg in die Adolf-Jäger-Kampfbahn, um den Tabellenführer zu sehen. Wer - wegen des kleinen Regenschauers vor der Partie? - nicht kam, verpasste ein ansehnliches Oberligaspiel. Die Gäste zeigten einen guten Spielaufbau und kamen auch zu einigen gefährlichen Szenen, die dann aber soooo gefährlich nun auch wieder nicht waren. Gerade, als sich Altona anschickte, dagegen zu halten, wurde es richtig gefährlich. Freistoß Wilhelmshaven. 22 Meter Torentfernung. Ein Schuss, ein Strich, die Gästeführung. Richard Slezak hatte abgezogen, knallhart. Hätte AFC-Keeper Oliver Hinz das Ding halten müssen? Ja sicher hätte er das! Aber ich denke, seine Handschuhe glühen jetzt noch und selbst Torleute von Bayern München oder Arsenal London hätten diesem Schuss (da stimmt der Begriff mal) nur hinterher schauen können. Hiernach hatte sich der Tabellenführer eingeschossen. Sergey Zimin aus 25 Metern (17.) und wieder der verrückte Slezak aus gut und gerne 30 Metern (20.) feuerten ihre Geschosse ab. Hinz war nun aber jeweils auf dem Posten (er musste aber ordentlich fliegen).
Hiernach befreite sich der AFC etwas vom Druck aus dem Westen. Ein, zwei gute Angriffe wurden gefahren, so richtig gerieten die Gäste aber nicht in Gefahr. Tragischerweise fiel just in dieser - relativ - guten AFC-Phase das 0:2. Zimin erzielte diesen Treffer. Und wie sollte es anders sein, es war eine Fernschuss-Bombe aus 20 Metern. Was haben die da in Wilhelmshaven eigentlich im Trinkwasser?
Interessant dürfte es auch sein, zu erfahren, was der Altonaer Fußballclub von 1893 als Pausentee ausschenkt. Nach dem Seitenwechsel waren nämlich die Gastgeber das deutlich bessere Team. Angriff auf Angriff rollte nun auf das Tor hinter dem die "Hügelpunks" plaziert sind. Einziges Manko, selbst beste Möglichkeiten blieben ungenutzt. Bezeichnend war letztlich, dass die Wilhelmshavener trotz einer Hinausstellung in der 70. Minute elf Minuten später durch Peter Suchy noch das dritte Tor erzielten. Dreimal dürfen Sie raten wie: Fernschuss - Tor, diesmal aber abgefälscht, damit war die Sache endgültig durch.
Nett für Fußball-Historiker: Fünf Minuten vor dem Ende wurde auf Wilhelmshavener Seite die ehemalige FC St. Pauli-Legende Leonardo Manzi eingewechselt (teilweise gab´s hierfür auch Applaus vom AFC-Block auf der Geraden). Leo hatte zwar keine nennenswerte Ballberührung mehr, mich hat es aber sehr gefreut, ihn mal wieder zu sehen. Der ist einfach ein Guter (nicht nur wegen dem 1:0-Siegtreffer gegen Hannover 96 nach Gronau-Flanke 1993).
Stimmen:
Andreas "Prohner" Prohn (Trainer Altona 93): Nach der langen Pause wussten wir nicht genau, wo wir stehen. In der ersten Halbzeit waren wir viel zu passiv und kamen nicht zur Ruhe. Wir hatten vor der Pause nur eine richtige Chance - die hätten wir machen müssen, aber der Ball landete nur am Außennetz. Letztlich hat die Chancenauswertung das Spiel entschieden - Wilhelmshaven hat sechsmal aufs Tor geschossen und dabei dreimal getroffen. Wir haben in der zweiten Halbzeit Feuer gemacht, das Tor aber nicht getroffen.
Wolfgang "Maxe" Steinbach (Trainer SV Wilhelmshaven): Ich denke, wir haben ein ordentliches Oberliga-Spiel gesehen. In der ersten Halbzeit haben wir gut nach vorn gespielt und die Partie beherrscht. Ich denke auch, dass unsere Führung verdient war. Wichtig war zudem, dass wir noch vor der Pause das 2:0 gemacht haben. In der zweiten Halbzeit sind wir nämlich gehörig unter Druck geraten. Gut für uns, dass wir nach der Gelb-Roten Karte per Konter noch das 3:0 erzielt haben.
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