„Die Journalisten waren ja heute richtig schnell. Meine Gefühlswelt steht bereits eingerahmt an der Wand,“ flachste Pinnebergs Coach Michael Fischer auf der Pressekonferenz und deutete auf einen eingerahmten alten Artikel an der Wand, der da lautete: „Achterbahn der Gefühle!“
Die Achterbahn an der Hoheluft dauerte allerdings kaum länger als eine entsprechende Fahrt auf dem Dom. Denn nachdem Victoria beim Stande von 1:1 - in persona von Philipp Richter - geradezu fahrlässig einen Strafstoß (89.) versemmelte und auf der Gegenseite der Ex-Victorianer Sven Trimborn im Gegenzug den vermeintlichen Siegtreffer für den VfL Pinnerberg verbaselte, hatten beide Trainer turbulente Schlussminuten überstanden.
Bis dahin sahen die Zuschauer ein Verfolgerduell das höheren Verbandsligaansprüchen nur sehr selten genügen konnte. Zu Gute halten muss man den Akteuren, dass zumindest vor der Pause, der Rasen an der Hoheluft sehr rutschig war und zum Fußballspielen nicht wirklich einlud. Zudem waren beide Teams in der Defensive gehandicapt: Die Gastgeber mussten mit Tilman Patsalis und Mirko Schulz verletzbedingt ihre Innenverteidigung ersetzen und beim VfL fehlte Libero Marco Kebbe, der beim Aufwärmen aus gleichem Grund passen musste.
Die Partie ist dann schnell erzählt: Victoria benötigte eine gute halbe Stunde, um ins Spiel zu finden. Bis dahin dominierten die Gäste Mann und Ball und führten verdient durch Trimborn (12.) mit 1:0. Bitter für Vicky: Als sich das Team einigermaßen gefangen hatte, schwächte Florian Menger per rotem Karton seine Elf nachhaltig. Für sein überhartes Einsteigen gegenTugay Hayran sah Schiedsrichter Andreas Bandt keine andere Möglichkeit – hart, aber vertretbar.
Nach der Pause und in Unterzahl besannen sich die Gastgeber auf ihre kämpferischen Tugenden und gingen nicht nur vermehrt aus Zweikämpfen als Sieger hervor, sondern hatten folgerichtig auch mehr Feldanteile. Der Lohn war der verdiente Ausgleich durch Huremovic (73.), der eine Rahn-Ecke per Kopf einnetzte. Pinneberg verlegte sich zunehmend aufs Kontern, das jedoch deutlich zu unpräzise ausgeführt wurde. Und als sich alle Anwesenden bereits mit dem gerechten Remis abgefunden hatten, machte Schiri Bandt mit seiner Elfmeterentscheidung (Barth an Richter) die Partie noch einmal spannend. Den Rest kennen Sie bereits.
Unter uns: Das Ergebnis ging völlig in Ordnung. Um aber noch einmal ganz oben an- oder eingreifen zu wollen, durfte von beiden Teams mehr zu erwarten sein. Schwierige Platzbedingungen hin, erstes Spiel nach der Winterpause her – wer nächste Woche Cordi zum vermeintlichen Spitzenspiel empfängt (Pinneberg), der muss dann auch seine Bedürfnisse entsprechend anmelden!
Stimmen:
Michael Fischer (Pinneberg): Ganz klar: Wir sind enttäuscht, denn wir wollten hier gewinnen. Nach der guten ersten halben Stunde und dem Platzverweis, der uns natürlich wunderbar in die Karten spielte, habe ich allerdings in der Pause vor Hochmut gewarnt. Trotzdem haben wir im zweiten Abschnitt die Ordnung in vielen Phasen vermissen lassen und die Zweikämpfe nicht mehr wirklich angenommen. Der Reiz als eventueller Zweiter nächste Woche gegen Concordia aufzulaufen war groß. Am Ende musste ich natürlich froh sein, dass der Elfmeter nicht zur Niederlage führte.
Bert Ehm (Victoria): Tja, enntäuscht bin ich natürlich auch, denn trotz Unterzahl so ins Spiel zurück zu kommen und dann noch die große Chance auf den Sieg zu bekommen, hätte ich nach der ersten halben Stunde nicht gedacht. Bis dahin wurden wir beim Pinneberger Führungstreffer einmal mehr für einen schlafmützigen Stellungsfehler bestraft und haben im Spiel eins gegen eins quasi nicht stattgefunden. Ich habe uns danach aber permanent überlegen gesehen und muss der Truppe ein Kompliment machen: Trotz der Roten Karte und des Rückstands haben alle super gefightet.
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