Es gibt Schiedsrichter denen eilt ihr Ruf voraus. Bei manchen zurecht, bei manchen zu unrecht. Einige ändern sich im Laufe der Jahre, nehmen Kritik an, andere ziehen Stur ihre Linie durch. Manche Spieler nennen solche Schiedsrichter "arrogant", manche Spieler freuen sich aber sogar auf solche Schiris die mal einen Flachs mitmachen und dabei ein Spiel trotzdem nie aus der Hand geben. Heute war Paul Dühring, Schiedsrichter vom SV Nettelnburg-Allermöhe im Blickpunkt des Geschehens. Wer nun voreilig, anhand der roten Karten aus der obigen Statistik, eine Kritik am Schiedsrichter liest, der möge seinen Schluss zunächst noch einmal in Frage stellen. Zumindest Trainer Oliver Berndt sagte auf der Pressekonferenz vielsagend: "Bei so vielen Platzverweisen kann nicht alleine der Schiedsrichter die Schuld haben." Recht hatte er. Denn ein Blick auf die Liste derjenigen, die vorzeitig duschen gehen mussten, offenbart komischerweise nur Halstenbeker Spieler. Bisschen mehr Fingerspitzengefühl mag man Herrn Dühring jedoch als neutraler Zuschauer eventuell wünschen, denn die gelb-roten Karten kamen allesamt mehr oder weniger durch mehrmaliges Meckern zustande (Maik Grabow wurde dagegen wegen "Würgens" mit "glatt rot" vom Platz gestellt). Auf der anderen Seite: Bressem, Rückert – das sind keine "Ersttäter", sondern bekannte "Vollblutfußballer", die auch ihr Mundwerk gern mal lose tragen. Dass die Barsbütteler keinen Platzverweis zu verbuchen hatten, lag nicht an einer etwaigen Einbahnstraßenentscheidungspraxis von Herrn Dühring, sondern daran, dass eben keiner so ausufernd meckerte.
Im Blickpunkt: Schiri Paul Dühring (hier mit Dirk Tiedje und Maik Grabow)
Die Zuschauer hatten ihren Sündenbock in Schiri Dühring jedoch gefunden und eigentlich hätte das Spiel auch abgebrochen werden müssen – denn in der 90. Minute lief Faik Algan mutterseelenallein auf HR-Keeper Dennis Schultz zu, umkurvte diesen und wurde dann am Fußgelenk vom Schlussmann gepackt. Notbremse! Hier forderten sogar die HR-Zuschauer höhnisch die rote Karte. Sogar Schultz selber sagte zu den Zuschauern gewand: "Dafür MUSS er mir rot zeigen!". Doch es gab "nur" Elfmeter, nicht mal gelb für den Sünder. Da fehlte bei Herrn Dühring die letzte Konsequenz. Wenn schon, denn schon. Faik Algan wollte selbst schießen, doch Trainer Lutz Göttling entschied von der Bank: "Dirk Tiedje machts!" ... der fackelte nicht lange und versenkte aus seiner Sicht unten rechts zum 0:2 Endstand. NUR 0:2 muss man ja sagen, denn eigentlich hätte Barsbüttel mehr aus der Überzahl machen müssen. Göttling selbst gab nachher zu, dass er noch ganz schön um den Sieg gezittert habe. Die 1:0-Führung, die bis zur 90. Minute bestand hatte, kam in der 35. Minute sehr glücklich zustande und fiel in eine Phase in der HR den besseren Fußball gezeigt hatte. Doch zunächst der Rückstand in einer Situation wo der Ball eigentlich geklärt war, dann aber Ugur Siyeer im zweiten Versuch doch noch einlochen konnte, dann wenige Minuten später die rote Karte gegen Maik Grabow. Davon erholte sich HR nicht mehr.
Oliver Bendt, Trainer der SV HR, entschuldigte sich auf der öffentlichen Pressekonferenz ebenso bei den Zuschauern für die Leistung seiner Mannschaft, wie auch Manager Hans-Jürgen Stammer. Und das ausgerechnet wo die Zuschauer auf der Jakob-Thode-Anlage noch so freundlich mit "Endlich, endlich wieder Fußball" begrüßt worden waren. "Barsbüttel hat verdient gewonnen. Bei uns stimmt zurzeit einiges nicht in der Mannschaft. Aber ich arbeite dran und gebe Gas, so dass wir das hoffentlich bald abgestellt haben," sagte Oliver Berndt und gab den HR-Fans damit für die Zukunft Hoffnung auf Besserung.
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