14.05.2006 VfL 93 mit Ach und Krach auf Platz eins! von
Niendorfer TSV – VfL 93 0:1 (0:1)
Niendorfer TSV: Tholen – Scholz – Wolgast, Westphal (ab 61. Eggers) – Semtner (ab 76. Hartmann), Gehrke, Prange, Voß – Tredup (ab 46. Tomic) – Wittiber, Herbert VfL 93: Böse – Nielsen (ab 83. Neumann) – Laszkowski, Bagci, Stepat – Pedroso-Bussu, Leafah (ab 90. Antoniou), Brehmer, Reich – Hartmann (ab 86. Avarello), Galica Tore: 0:1 Leafah (6.) Beste Spieler: Herbert, Wittiber – Böse, Leafah Schiedsrichter: Zibull (Heidgraben) - er war besser als Merk bei HSV-Werder :-) Zuschauer: 150 Zahlende
Die Situation vor dem heutigen Spiel: Der VfL 93 hatte die große Chance, Tabellenführer Concordia zu stürzen. Bei einem Spiel mehr konnte Bernd Hollerbachs Elf einen Punkt an den Wandsbekern vorbeiziehen. Das ist mehr als ein Rechenspiel, denn vergegenwärtigt man sich, dass Concordia lange Monate die Tabelle souverän angeführt hatte, kann die Stadtpark-Elf durch die Eroberung der Tabellenspitze den Befindlichkeiten des Aufstiegskonkurrenten vermutlich arg zusetzen. Man kennt es aus der Leichtathletik: Wird ein Läufer auf der Zielgeraden überholt, blockiert er und kann nicht mehr dagegen halten… Wenn der Gegner im Schlussspurt des Fernduells um den Aufstieg auch Concordia heißt, so hatte sich der VfL 93 heute erstmal dem gastgebenden Niendorfer TSV zu widmen. Ausgerechnet die abstiegsbedrohte Elf des Trainergespanns Großkopf/Stemmann schaffte es vor erst einem Monat in der Nachholpartie des 15. Spieltags dem VfL die letzte Niederlage zuzufügen – mit 3:1 konnte der NTSV am Gründonnerstag im Stadtpark dominieren (hafo.de berichtete).
Die Situation nach dem heutigen Spiel: Der VfL 93 steht nun ganz oben. Das Tor des Tages, das für die Übernahme der Tabellenführung ausreichte, fiel früh. Nach schöner Aktion Visar Galicas kommt der agile Hugh Leafah aus 14 Metern zum Schuss und überwindet André Tholen. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt nicht verdient, wie auch nach den paar Minuten, aber ich nehme mal vorweg, dass sich der VfL 93 diese Führung auch im Nachhinein nicht mehr wirklich verdienen sollte. Außer, mal wieder, mit Kampf.
Niendorf präsentierte sich von Beginn an aggressiv und versuchte Druck zu erzeugen. Das Spiel begann schwungvoll. Der NTSV hatte Feldvorteile, aber im Spiel nach vorn war er meist doch zu ungenau. So bleibt der Aufsetzer durch Thorben Voß die einzige Großchance vor der Pause, doch Libero Flemming Nielsen rettet für seinen VfL 93 auf der Linie. In der zweiten Hälfte hatte Timo Gehrke früh die Chance zum Ausgleich (49.), doch seinen prima Weitschuss parierte Torwart Frank Böse hervorragend. Die Taktik des NTSV war nun vor allem darauf ausgelegt, seine vielen großen und kopfballstarken Spieler einzusetzen – früh war der Gastgeber also mit der Brechstange bei der Hand, aber auch auf den Außenpositionen konnten ein paar Flanken erarbeitet werden. Darauf antwortete der VfL 93 in den ersten Minuten nach der Pause mit zwei, drei schnellen, schön kombinierten Gegenangriffen – eine besonders schöne Kombination gelang Davide Perdroso-Bussu und Daniel Brehmer, die Galica einsetzten, der aber kläglich vergab bzw. in aussichtsreicher Position nicht mal einen Schuss abfeuerte –, und in dieser Phase des Spiels schien ein Treffer nur eine Frage der Zeit. Ob nun für die konternden Gäste oder den eifrig bemühten Gastgeber, war offen. Doch der VfL 93 verschoss sein Pulver früh, genauer in der 54. Minute, als Björn Hartmann Leafah in Szene setzte, doch der verzog. Ab nun wurde offensichtlich, dass der VfL 93 mit seinen Kräften am Ende war. Kein Wunder, hatte man doch unter der Woche gleich zwei schwere Partien noch gedreht. „Die Jungs waren tot“, bemerkte später auch Bernd Hollerbach. Da Niendorf über keine gute Spielgestaltung verfügte - die Angreifer wirkten nicht ungefährlich, aber aus dem Mittelfeld kam spielerisch nicht viel -, versuchten sie es verstärkt mit Flanken, doch Böse beherrschte seinen 16er. Nach einer dieser Flanken steht aber in der 70. Minute Thorsten Wolgast vollkommen allein gelassen am langen Pfosten. Verwunderlich, dass er da so frei stand, da diese Szene von einem ruhenden Ball ausging. Henning Eggers hatte den Freistoß getreten. Aber zurück zu Wolgast: Dessen Abschluss war derart kümmerlich, dass er dafür den Trost seiner (verständnisvollen) Mitspieler brauchte. Danach, in der 73. Minute, doch noch eine Chance für den neuen Tabellenführer, doch Galica bringt das gute Leafah-Zuspiel nicht im Niendorfer Tor unter. Auf der anderen Seite kommt in der 80. Minute Wittiber wuchtig und gefährlich zum Kopfball, der knapp über die Querlatte streicht. Danach nutze es den drängenden, aber zu unkreativen Niendorfern auch nichts mehr, dass der 44jährige Gästelibero Nielsen verletzt vom Feld musste. Vorbei.
Bernd Hollerbach reagierte nach dem Spiel ob der Tabellenführung und des neunten ungeschlagenen Spiels (sieben Siege!) zufrieden, aber nicht überschwänglich. Er stapelte tief: „Wir müssen nicht aufsteigen und sind mit dem zufrieden, was wir bisher erreicht haben. Wer hätte uns schon 54 Punkte zugetraut?“ Aber einen kleinen Seitenhieb Richtung Concordia gönnte Hollerbach sich dann doch: „Ich glaube schon, dass die jetzt genervt sind, dass wir nicht locker lassen." Zum Spiel selbst hatte er nicht viel zu sagen: „Das war kein gutes Spiel. Aber ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, die sich den Erfolg hart erarbeitet hat.“
Jörn Großkopf, die eine Hälfte des Niendorfer Trainerduos, reagierte auf die unnötige Niederlage seines kampfstarken und offensichtlich hoch motivierten Teams recht gefasst: „Die Niederlage war unglücklich. Das Spiel hätte anders laufen können, aber was den Willen und die Leidenschaft angeht, nicht der leiseste Vorwurf an mein Team, die Jungs haben gefightet und alles versucht. Nur die Standards waren enttäuschend, die konnte der Böse alle schön runterpflücken.“ Am Klassenerhalt, der nach dieser Niederlage fraglich bleibt, ließ Großkopf keine Zweifel aufkommen: „Wir holen die Punkte, die wir brauchen.“
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