21.05.2006 Noch spannender kann ein Fußballspiel nun wirklich nicht sein von Peter Strahl
VfL Pinneberg – FC St Georg/Horn 2:3 (0:2)
VfL Pinneberg: Barth – Horbach , Dobirr, Kebbe, Möbius – Lüders (ab 80. Drast), Janke, Kaplan (ab 46. Achtmann), Trimborn – Avarello (ab 80. Galloway), Hayran FC St. Georg/Horn: Gruber – Buchholz, Klug (ab 60. Banasiak), Prahl (ab 63. Manu-Bio), Maksutay – Reinhold, Madejski, Zapel, Reimers – Ceylan, Cihan (ab 89. Argunhan) Tore: 0:1 Reinhold (8.), 0:2 Maksutay (10.),1:2 Avarello (55.), 2:2 Achtmann (68.), 2:3 Reimers (72.) Schiedsrichter: Gielow (GWE) wie stets souverän, nur seine Uhr schien ein wenig zu stottern Beste Spieler: Gruber, ansonsten homogene Mannschaftsleistung - Fehlanzeige Zuschauer: 120
Noch aufregender kann kein Fußballspiel sein, zu vergleichen eigentlich nur mit dem 4:1 des HSV gegen den FC Burnley 1960 im Europokal sowie dem 1:2 1999 der Bayern in Barcelona im Endspiel der Champions-League gegen ManU.
Nach zehn Minuten liegen die Gäste durch Tore von André Reinhold und Agni Maksutay bereits klar zur Überraschung aller in Führung. Sie müssen sich danach zwar der Angriffe der Pinneberger erwehren, denen aber an diesem Nachmittag der notwendige Druck fehlt. Offenbar sind die Geschehnisse der letzten Tage nicht spurlos an der Mannschaft vorübergegangen. Jedenfalls ist sie, obwohl in der Aufstellung nur auf einer Position verändert (Kaplan statt des rot-gesperrten Arifi), gegenüber ihrem Spiel am vergangenen Mittwoch gegen Cordi nicht wieder zu erkennen. Die Zapel-Schüler und Kollegen hingegen bleiben auch weiterhin bei Kontern gefährlich.
Zum Pausentee scheint Coach Michael Fischer die richtigen Worte gefunden zu haben. Seiner wesentlich aggressiveren Mannschaft gelingt dann zehn Minuten später durch Eduardo Avarello auch der Anschlusstreffer. Als dann der eingewechselte Andreas Achtmann zum 2:2 einlocht, scheint die Wende endgültig eingeläutet zu sein. Dieser Ansicht ist offenbar auch Oliver Zapel, jedenfalls seinen desperaten Gebärden nach zu urteilen. Doch wieder einmal kommt es erstens anders und zweitens, als man denkt, wie Wilhelm Busch bereits vor über 100 Jahren in seinem „Humoristischen Hausschatz“ erkannt hatte. Auf der linken Seite setzt Björn Reimers eine Bogenlampe an und über den für einen Tormann nicht allzu groß gewachsenen Sven Barth hinweg senkt sie sich in den äußersten Winkel zum Siegtreffer. Zwar versuchen die Fischer-Eleven das Blatt nochmals zu wenden, bekommen es dabei aber stets mit Horner-Hammer Gegenangriffen zu tun, die fast noch in einen weiteren Treffer münden. Dem gerade eingewechselten Erhan Argunhan wird von seinem Herrn und Meister ein wunderschönes Zuspiel auf den Fuß gelegt, doch die Nummer 13 verstolpert geradezu anfängerhaft. Hätte „Olli“ doch selbst geschossen, den Gästen wäre ein endlose Nachspielzeit mit viel Aufregung erspart geblieben. Aber der pädagogische Effekt, den Herr Zapel erreichen wollte, schlägt zum Glück für die „Ritter“ letztlich doch nicht mehr ins Gegenteil um.
Punktspiel-Statistik seit 1946 aus der Sicht des Gastgebers: 2 Spiele – 1 Sieg – 1 Remis – 1 Niederlage 6:3 Tore
Stimmen: Oliver Zapel (Spieler-Trainer FC St Georg-Hamm): Das waren mal wieder 90 Minuten, die an die Substanz gehen. Ich bin wieder völlig erledigt. Was sich hier wieder abgespielt hat, das ist absolut irre, eine Horrorshow und Komödie zugleich. Das muss einfach nun vorbei sein, das ist nicht mehr auszuhalten. Das ist eine Belastung, die ist Wahnsinn. Hätten wir die ganze Saison in einem gesicherten Umfeld so arbeiten können, wie wir uns das vorgestellt hatten, dann stünden wir gewiss ganz anders da. Michael Fischer (Trainer VfL Pinneberg): Nach den Geschehnissen der letzten 48 Stunden ziehe ich vor der Einstellung meiner Mannschaft den Hut. Nach den beiden schnellen Gegentreffern mussten wir bereits nach kurzer Zeit Mann gegen Mann spielen. Es wäre richtig geil gewesen, wenn wir nach dem Ausgleich noch einen weiteren Treffer erzielt hätten. Trotzdem waren die Moral und das Engagement der Mannschaft in Ordnung.
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