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21.05.2006
"Bier und Bratwurst für einen Euro." von



ASV Bergedorf 85 – SV Meppen 3:2 (1:1)

ASV Bergedorf 85: Hermes – Radtke – Warnick, Deron – Ahrens, Kruse, Sobczyk, Herrendörer – Aykurt (ab 46. Lund) – Klein, Ballout (ab 60. Lindemann)
SV Meppen: Dittmann – Jack – Thale, Moibroeck – Bressel (ab 84. Willen), Krause-Heiber (ab 60. Opitz), Varga, Demberger – Aktas – Zalla, Holt
Tore: 0:1 Holt (22.), 1:1 Aykurt (42.), 2:1 Lindemann (63.), 2:2 Aktas (75.), 3:2 Warnick (79., FE)
Besondere Vorkommnisse: Bergedorf hat gewonnen!
Schiedsrichter: Marek Preuß (Vasenthien)
Beste Spieler: Ahrens, Klein, Radtke – Varga, Holt
Zuschauer: ca. 120

Gestern war ein guter Tag für Bergedorf, denn die Regionalligaergebnisse der Nachwuchsteams des HSV (3:0 in Köln) und Werder Bremens (0:0 in Essen) bedeuteten definitiv den Klassenerhalt für die Elstern in der Oberliga. Das ist doch mal eine gute Nachricht, denn dass die Elstern den Klassenerhalt nicht mehr aus eigener Kraft bewerkstelligen würden, musste man nach den katastrophalen Ergebnissen der Rückrunde befürchten – beachtliche 13 Spiele blieb man seit Februar ohne Sieg.

Heute war ein noch besserer Tag für Bergedorf. Den Grund für diesen schönen Tag an den Sander Tannen lieferte der Stadionsprecher kurz vor Schluss der Partie: „Liebe Zuschauer, kennt Ihr das noch? Bei Sieg gibt´s Bier und Bratwurst für ´nen Euro.“ Die Mannschaft des beinahe fassungslos und sichtlich gerührt wirkenden Trainers Rüdiger Schwarz hatte also tatsächlich gewonnen und am Bierstand für die erste Happy hour seit einem (im mehrfachen Wortsinn) geschlagenen halben Jahr gesorgt.

Der perplexe Rüdiger Schwarz war auf der Pressekonferenz so sehr damit beschäftigt, ob des ungewohnten Glücksgefühls die Contenance zu wahren, dass er „den Sieg und wie er zustande gekommen ist, gar nicht kommentieren“ wollte. Warum eigentlich nicht? Denn seine Mannschaft hat sich trotz der desaströsen zurückliegenden Monate als intakt erwiesen und war in jeder Phase des Spiels bemüht, das Spiel zu machen – und sie hat schöne Tore geschossen. In der ersten Halbzeit blieb es jedoch beim Bemühen, spielerisch ging nicht viel. Die Meppener Kombinationen waren da flüssiger, und in der 22. Minute konnte Malte Demberger locker die gesamte Bergedorfer Abwehr überlaufen und auf Michael Holt zurückpassen, der direkt halbhoch in die Ecke verwandelte. Bergedorf blieb bemüht, hatte vor dem Pausenpfiff aber nur noch eine wirklich gute Aktion, doch die reichte für den Ausgleich: Andreyas Aykurt erzielte überraschend, aber mit schönem Schuss aus 16 Metern in die obere rechte Ecke, den 1:1-Pausenstand.

Übrigens: Notgedrungen konnten die Gäste, die im Winter ein Insolvenzverfahren nur durch diverse Spielerabgänge abwenden konnten und zudem aktuell von Verletzungssorgen geplagt werden, nur noch mit zwei Spielern aus der Hinrunden-Stammformation antreten (Aktas, Varga). Heute trat man gar mit einem Altherren-Torwart an. Dieser Jürgen Dittmann stand anstelle der verletzten etatmäßigen Torhüter Antczak und Niemeyer im Tor, und anstelle – halten Sie sich fest – des zweiten Torwarts der A-Jugend, der sich am Mittwoch beim 2:0 gegen Hannover 96 II zwar glänzend bewährte, aber heute statt im Oberligator zu stehen auf der Ersatzbank der A-Jugend Platz zu nehmen hatte, denn im A-Jugend-Spiel ging es noch um was…

Während es für Meppen ganz offensichtlich nur noch um die goldene Ananas ging, hatte das Spiel für Bergedorf noch große ideelle Bedeutung. Das äußerte sich im zweiten Durchgang dadurch, dass die Elstern – offensichtlich vom Ausgleich beflügelt – die Gelegenheit nutzte, aufzuSPIELEN, aber auch entschlossen zu kämpfen. Der Ball lief durch die eigenen Reihen, es wurde kombiniert und nach vorn gespielt. Wiederum gelang ein sehr schönes Tor. Der kurz zuvor eingewechselte Oliver Lindemann erzielte mit einem Sonntagsschuss von der Strafraumecke das 2:1 (63.). Die Bogenlampe senkte sich tückisch hinter dem alten Meppener Herren ins Tor. Doch auch die Gäste trugen zum ästhetischen Wert des Spiels bei: Mahmut Aktas erzielte auf Zuspiel Michael Holts den nächsten sehenswerten Treffer (75.). Ähnlich positioniert wie zuvor Lindemann zog Aktas jedoch aus dem Lauf stramm ab, so dass der Ball wuchtig oben in der langen Ecke einschlug. Die Bergedorfer blieben aber dran und kamen durch einen an Klein verursachten Foulelfmeter zum verdienten Sieg (79.).

Rüdiger Schwarz hätte also einiges übers Spiel erzählen können. Stattdessen nahm er die Glückwünsche seines Meppener Gegenübers, Alfons Weusthof, dankend an und würdigte das Spiel im Hinblick auf die vergangenen Monate: „Ich weiß gar nicht mehr, was ich nach Siegen sagen soll. Viele hier haben mir in den letzten sieben Monaten Leid getan, die hierher gekommen sind. Heute freue ich mich einfach für die Mannschaft. Sie hat sich diese drei Punkte vielleicht nicht aus dieser, aber aus vielen anderen Partien verdient, in denen sie – das hört sich nach 13 sieglosen Spielen vielleicht etwas komisch an – oftmals gut Fußball gespielt hat. Wir sind aber erleichtert, dass die Saison vorbei ist.“


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