Tja, heut Abend ist sie unspektakulär zu Ende gegangen, die Oberligasaison von zweien unserer Hamburg-Vertreter, deren Wege sich ab heute erstmal wieder trennen. Zum Ausklang der Saison vor dem Spielbericht ein kleines Resümee anhand der Worte und Stimmungslagen der verantwortlichen Trainer.
Zum Gast: Der MSV wäre nach Angaben seines Trainers Marco Krausz "wahrscheinlich Meister geworden". Tatsächlich, viel hat nicht gefehlt... Nur der Spielplan machte den Meiendorfern einen Strich durch diese Rechnung. Eine kleine Änderung hätte ausgereicht, und der Regionalligaaufstieg wäre heute dingfest gemacht worden: "Wenn wir die ganze Saison gegen Altona 93 gespielt hätten." Krausz spielt darauf an, dass der MSV traditionell gegen den AFC punktet, denn "auch wenn wir eine nicht so gute Leistung zeigen wie heute, reicht es immer noch zum Punkt." (Der MSV gewann in den letzten fünf Jahren sechs der zehn Vergleiche gegen Altona und verlor keinen einzigen!) Nun gut, statt Sektkorken knallen zu lassen, hatte sich Krausz am heutigen Abend mit anderen Dingen zu befassen, nämlich "ob wir nun Letzter oder Vorletzter geworden sind, ich weiß nicht wie Brinkum gespielt hat." Herr Krausz, Brinkum hat verloren, Sie sind Vorletzter geworden. Dazu keinen Glückwunsch, aber einen Trost: Nächstes Jahr in der Verbandsliga wird hafo.de wieder öfter über den MSV schreiben. Das ist doch auch was. Mit den hochkarätigen Verstärkungen wie Olufemi Smith von den St. Pauli Amateuren und Andres Krohn vom heutigen Gegner wird der MSV mit seinem auch in diesen erfolglosen Zeiten alles andere als entmutigt wirkenden Trainer sicher eine prima Belebung für die Verbandsliga. Vielleicht ja auch für den DFB-Pokal? Das wird sich nächste Woche Mittwoch ab 19.00 Uhr auf der Hoheluft entscheiden, wenn man im Oddset-Pokalfinale auf den FC St. Pauli trifft.
Zum AFC: Es ist heute ein bißchen untergegangen, sollte aber doch nochmal gesagt werden: Der AFC ist dieses Jahr Hamburgs Nummer Drei geworden! Doch darüber brach heute niemand in Jubel aus, obwohl das doch keine Selbstverständlichkeit ist. Andreas Prohn hätte aber zudem gerne die 50-Punkte-Marke erreicht, wollte jedoch auch gewürdigt wissen, dass sich sein Club "mit 48 Punkten, sechs mehr als letztes Jahr, ganz okay" präsentiert habe. An diesem Satz erkennt man schon, dass Prohn gleichwohl nicht wirklich glücklich war. Es wird in Fankreisen ja auch immer wieder viel an ihm gemäkelt, obwohl er ja nicht nur eine stolze Punktausbeute vorzuweisen hat, sondern auch ein Team geformt hat, dass zu Hause manch mitreissendes Spiel geboten hat. Tabellarisches Mittelmaß sollte doch eigentlich auch ein Grund zum Feiern sein können, schließlich hat der FC nicht das ökonomische Umfeld wie zum Beispiel der SV Wilhelmshaven. Also Glückwunsch zu dieser Saison, Altona!
Sicher hat das Wetter nicht nur die Adolf-Jäger-Kampfbahn und ihre Zuschauer, sondern auch die Gemüter verregnet. In diesem Regen wurden die Zuschauer zu großen Teilen der ersten Hälfte auch stehen gelassen, teilweise war´s ein trostloser Kick. Am Anfang konnte der AFC den Gast ein paar Male auf seiner linken Abwehrseite in Aufruhr versetzen, Jakob Sachs und Berkan Algan bekamen die MSVer nicht so recht zu fassen (was in der zweiten Halbzeit wieder so werden sollte), aber Jürgen Tunjic hatte heute keinen guten Tag, was sich besonders im Abschluss offenbarte. Stattdessen verflachte das Spiel lange Zeit, und ohne dass sich das angebahnt hätte, stand es plötzlich 1:0 für Meiendorf: Matthias Pornhagen ließ sich in günstiger Schußposition 14 Meter mitten vor dem Tor nicht zweimal bitten. Bis zum Ende der ersten Halbzeit dauerte es dann, bis Altona ernsthafte Anstalten machte, den Ausgleich zu erzielen, doch konnte der Gastgeber letztlich froh sein, nur mit 0:1 in die Pause zu gehen, da Karol Zaborowski eine Flanke nicht mit langem Bein aus kurzer Distanz am reaktionsschnellen Oliver Hinz hat vorbeibringen können. Trotz dieser vergebenen Großchance wusste Zaborowski spielerisch, z.B. als sich zurückfallen lassender Passgeber, über die gesamte Spieldauer gut zu gefallen.
In der zweiten Halbzeit stürmte Altona dann im strömenden Regen. Die Zuschauer strömten unter das Tribünendach, unter das der AFC nun alle Zuschauer ließ, die nun also doch nicht mehr im Regen stehen gelassen wurden. Auch nicht von der Mannschaft, das Spiel wurde besser. Algan schoss in der 62. Minute ein wunderbares Tor, indem er vor dem vielleicht etwas voreilig seinen Kasten verlassenden Karsten Böhme abbremste, mit Ball zur 16er-Linie zurückeilte und Böhme samt einiger Abwehrkollegen von dort überlupfte; überhaupt war es einmal mehr Algan, der für die besonderen Momente im Spiel verantwortlich war. Nach dem 1:1 kam erstmals ein bißchen Derbystimmung auf und mehr Härte ins Spiel. Der MSV zeigte sich nicht gewillt, sich kampflos ins drohende Schicksal zu ergeben und ergatterte letztlich etwas glücklich, aber nicht unverdient diesen einen Punkt beim Favoriten - den vorerst letzten in der Oberliga. Und Altona knackt ja vielleicht schon im nächsten Jahr die 50?
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