26.05.2006 SV Lurup und die Punkte am grünen Tisch von Andre Matz
Der SV Lurup musste in dieser Saison schon einmal drei Punkte im Nachhinein abgeben - gegen den SC Victoria wurde ein Sieg in eine 0:3 Niederlage umgewertet, weil ein Spieler nicht spielberechtigt war. Das sollte eigentlich jedem Verein eine Lehre sein.
Sollte man denken. Auf der anderen Seite weiß man jetzt, warum Trainer Oliver Dittberner neulich im Hamburger Abendblatt einen Ligamanager für seinen Verein forderte.
Denn mit ungewollter Hilfe des SV Lurup hat der Buxtehuder SV nun wohl den Klassenerhalt am grünen Tisch erreicht. Zumindest stehen die Chancen gut. Grund ist eine fehlende Spielgenehmigung für Lurups Torhüter Claus Hencke. Dessen Kontrakt als Vertrags-Amateur beim SVL lief am 30. Juni 2005 aus. Die Regularien sehen vor, dass, sofern der Spieler mit einem neuen Vertrag ausgestattet wird, dieser zum Hamburger Fußball-Verband (HFV) geschickt werden muss (bzw. eine Kopie davon) mit dem Antrag auf eine neue Spielberechtigung. Dies hat der SV Lurup aber nicht getan, sondern lediglich mitgeteilt, dass Henckes Vertrag verlängert wurde. Schriftlich lag dem HFV damit der neue Vetrag nicht vor, dementsprechend auch kein Antrag auf eine erneute Spielberechtigung.
Am vergangenen Dienstag wurde daher die 1:2 Niederlage in ein 3:0 für Buxtehude umgewertet. Der HEBC hat ebenfalls Protest gegen das 0:1 gegen die Luruper eingelegt. Und die Chancen stehen gut, dass auch der HEBC auf diese Art und Weise den Klassenerhalt schaffen könnte.
Während zwei Abstiegskandidaten dieser "Faux-pas" der Luruper retten könnte, zieht es zwei andere tiefer nach unten. Der TSV Sasel ist so gut wie abgestiegen, Germania Schnelsen auf einen Abstiegsplatz gerutscht.
Die Frist für einen Einspruch gegen die Spielwertung endet sieben Tage nach dem Spieltag, daher ist es nicht mehr möglich, dass auch andere Mannschaften sich noch die Punkte "ergaunern" statt "erspielen". Ketzerisch gefragt: Sollte nicht gerechterweise der SV Lurup absteigen? Immerhin haben sie einen Torwart zwischen den Pfosten gehabt. Und der DURFTE gar nicht spielen! Wenn Hencke nicht gespielt hätte - das Tor der Luruper also leer geblieben wäre - wie hoch hätten dann wohl die anderen Mannschaften gewonnen!? Lurup wäre also mit Abstand erster Absteiger! Das wäre doch endlich mal gerecht. Schließlich sind "Statuten ja da, um sie einzuhalten."
Wo wir beim Thema wären: "Statuten sind da um sie einzuhalten". Das sagen die anderen. Aber ist das wirklich eine "Waffengleichheit"? Wegen einem eingewechselten A-Jugendspieler hat eine Mannschaft noch lange kein Spiel gewonnen - ist er aber nicht spielberchtigt, dann verloren. Aber auch nicht sofort. Denn es muss erst einen Menschen beim Besiegten geben, der sich beim Verband genau anschaut ob eventuell jemand nicht spielberechtigt war. Dann gilt es schnell zu reagieren und den Einspruch einzureichen.
Michael Schickel, Sasels Manager, ist einer von vielen zurecht angesäuerten FUSSBALL-Fans. "Der Verband hat auch eine Fürsorgepflicht. Es war im Internet offen sichtbar, dass Claus Hencke seit dem 21.8.2005 nicht spielberechtigt war." Warum reagiert also niemand? Nicht mal vom Verband? Da werden offene Rasierklingen ausgelegt und dich diebisch gefreut, wenn jemand reintritt.
Für den neutralen Beobachter scheint der grüne Tisch immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. Gab es schon einmal mehr Spielumwertungen in einer Saison? Wedel, St. Georg/Horn, Barsbüttel, Süderelbe, Schnelsen waren, neben den bereits erwähnten Mannschaften, diese Saison ebenfalls schon Nutznießer oder Leidtragende an diesem ominösen Tisch.
Wo steht dieser Tisch eigentlich? Wieso ist er grün? Warum ist er in Wirklichkeit nicht ein blutrotes Fallbeil? Hier werden von den Scharfrichtern für Fußballfans und Spieler nicht nachvollziehbare Entscheidungen getroffen. Wieviel Einfluß hat ein nicht spielberechtigter Spieler auf das Spiel genommen, wenn seine Mannschaft 5:0 gewinnt? Hätte seine Elf etwa ohne ihn verloren? Klares Urteil: Kopf ab, Punkte weg! Wir reden hier ja nicht von einem Ronaldinho, sondern von Spielern die zwar in der höchsten Hamburger Klasse spielen - es ist doch aber immer noch Amateurfußball! Und der sollte in aller erster Linie auch Spaß bringen.
Was ist nun gerecht? Das möge jeder für sich selbst entscheiden. Wäre "gerecht" nicht, dass man dann allen Mannschaften die Punkte gutschreibt, die ihnen Claus Hencke "geraubt" hat? Warum muss man innerhalb von sieben Tagen Einspruch einlegen? Wird damit nach diesen sieben Tagen das "Verbrechen", dass er nicht spielberechtigt war, aufgehoben? Wird es dadurch "ertragbarer"? Wird es dadurch "gerechter"? Warum muss man als Verein sich damit beschäftigen, das Internet nach eventuellem Fehlverhalten bei der Passbeantragung durchzusuchen? Und warum ist es so, dass man überhaupt noch Spielberichtsbögen ausfüllt? Warum werden die dem Verband eingereicht? Wahrscheinlich damit dort wieder einer die Rasierklingen schärft und in die richtigen Positionen bringt.
Dem FUSSBALL, und darum geht es ja hier, tut man damit auf jeden Fall keinen Gefallen. (Beachtet auch unser Forum zu diesem Thema)
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