SC Victoria Hamburg – Eintracht Norderstedt 3:1 (1:1)
SC Victoria: Sager – Schulz, Asante, Stendel, Möbius – Rockel (ab 84. Saaba), Bajramovic, Trimborn (ab 79. Meesenburg), Rahn – Hamurcu (ab 72. Dömmez), Ude Norderstedt: Cassel – D. Gersdorf, Gundel, L. Gersdorf – Munzel, Karimi (ab 51. Gehr), Arlioglu, Reimers, Berwecke, Arslan – Hirschlein (ab 80. Filusch) Tore: 0:1 Hirschlein (34.), 1:1 Rahn (44.), 2:1 Trimborn (47.), 3:1 Gundel (86., Eigentor) Gelb-Rote Karte: D. Gersdorf (87., Norderstedt), wiederholtes Meckern Schiedsrichter: Henkel (VfL Lohbrügge), zeigte sich lange genug nachsichtig gegen mitunter übermäßig pöbelnde Norderstedter Beste Spieler: Rockel, Rahn, Stendel - Arslan Zuschauer: 377
„Ich kann mir das nicht erklären, wie der Ball ins Tor gegangen ist“, erinnerte sich Vicky-Coach Bert Ehm an das 1:1 seines Teams kurz vor der Pause. Von halblinks, locker 25 Meter und mehr vom Gästetor entfernt, drosch Stephan Rahn den Ball in die rechte, untere Ecke. Die Sache ist nur: Auf dem Weg zum Tor stand ja noch die Mauer im Weg, insbesondere einem Linksfuß wie Rahn. Ob die Mauer nun völlig falsch positioniert war oder nicht, das wussten die Trainer hinterher auch nicht so genau zu sagen. Norderstedt-Coach Ralf Schehr hatte in diesem Tor jedoch eine das Spiel entscheidende Szene ausgemacht: „Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir mit 1:0 in die Kabine gegangen wären?“
Was passiert wäre? Na ja, wer kann das schon sagen, aber es spricht manches dafür, dass Norderstedt das Spiel gegen eine klar überlegene Victoria auch in der konjunktivistischen Betrachtung verloren hätte. Aber kommen wir zu dem, was passiert ist:
Bei den wenigen hochkarätigen Chancen der ersten halben Stunde zeigte sich Jasmin Bajramovic nach Rahn-Freistoß ob seiner Freiheiten am langen Pfosten irritiert und brachte keinen druckvollen Kopfball zustande (8.); Sven Trimborn konnte Cassel später bei einer Hundertprozentigen nicht mit dem Fuß überwinden (30.). Danach zeigte Oliver Hirschlein wie man´s besser macht. Nachdem Ali Arslan nach Balleroberung gegen den heranstürmenden Bajramovic schnell umschaltete und die Norderstedter Sturmspitze einsetzte, legte Hirschlein den Ball an den Verteidigern vorbei, die nun eine Abseitsposition gesehen haben wollten, da ein Norderstedter hinter der Vicky-Abwehr positioniert war. Diesem aber galt Hirschleins Ball nicht, sondern der Stürmer setzte dem Ball selbst nach und schloss wunderbar gegen den chancenlosen Felix Sager ab. Schiedsrichter Henkel und seine Assistenten Ahrens und Frank gaben an, dass sie das umgesetzt haben, was in einem solchen Fall zu tun ist: Sie haben gewartet, bis der Bestimmungsort des Balls ersichtlich wurde, und da der Ball eben nicht den abseits stehenden Spieler erreichte, blieb die Fahne unten. Aber weiter im Text. Wir sind beim 0:1, und nun kommt es auch schon zum oben beschriebenen 1:1. Ein Standard zwar, aber doch auch verdienter Lohn für das hohe Tempo, das Vicky ging. Viel hat nicht gefehlt und Antonio Ude hätte noch vor der Pause das Spiel gedreht (45.).
Das holte dann Sven Trimborn nach, der nach toller Vorarbeit des quirligen Felix Rockel nur noch den Fuß hinhalten musste (47.) Die ersten zwanzig Minuten der zweiten Halbzeit spielt Vicky dann richtig stark, doch Norderstedt war trotz Unterlegenheit mit diesem knappen Rückstand noch nicht aus dem Spiel. Ein Tor kann ja schnell mal fallen. Und in der 69. Minute bot sich plötzlich die Möglichkeit, doch Hirschlein konnte den Ball aus 20 Metern nicht im leeren Vicky-Tor unterbringen, das Sager verlassen musste, um in höchster Not gegen Christoph Gehr zu klären. Doch die von Schehr süffisant als „WM-Taktik“ und „Fußball wie ich ihn eigentlich auch nicht gerne spielen lasse“ bezeichnete Taktik seines Teams mit einem extrem vielbeinigen, massiven Mittelfeld rächte sich nach dem Rückstand, denn man kam nicht mehr richtig ins Spiel. Vicky erholte sich wieder von einer kurzen Phase der Zerfahrenheit Mitte der zweiten Halbzeit und spielte wieder so, dass Bert Ehm „zufrieden mit der spielerischen Entwicklung“ sein konnte, die sein Team genommen habe.
Den Frust über die mangelnde Durchschlagskraft der Norderstedter mussten sich nun immer öfter die Spielleiter anhören. Die Norderstedter brachten sich damit selbst um den Ball und in die Bredouille, als in der 72. Minute wegen des meckernden Dennis Gersdorf auf Freistoß am Norderstedter 16er entschieden wurde; doch Gersdorf hat´s heute nicht gelernt, denn nach dem 3:1 in der 86. Minute, das dann endlich fiel, nachdem Tamer Dömmez (74.), Rahn (78.) und Ude (83.) auch schon hätten treffen können, musste er dann den Platz wegen erneuten Meckerns verlassen. Das 3:1 resultierte übrigens aus einem Rahn-Schuss, den Gästelibero Jan Gundel unglücklich und schuldlos ins eigene Tor lenkte. Der Schlusspunkt eines guten Spiels.
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