Nach drei Pleiten in Folge gegen vermeintliche Mitfavoriten waren die Vorzeichen beim SC Victoria klar und deutlich: Der Meisterschaftsaspirant benötigte zwingend einen Sieg! Da kam der TSV Buchholz gerade recht, denn der Aufsteiger aus der Heide musste zuletzt, nach einem äußerst passablen Liga-Start, gegen den eher durchwachsen gestarteten Mitaufsteiger aus Neuengamme, daheim federn lassen. "Wir haben immer schön Fußball gespielt und am Ende keine Tore geschossen, das muss anders werden", hatte Vicky-Coach Bert Ehm die Zeichen der Zeit erkannt. Und seine Elf sollte genau dies umsetzen – fußballerisch wohl das schlechteste Saisonspiel, doch am Ende standen drei Punkte und Tore auf der Habenseite.
Der Favorit von der Hoheluft wirkte zumindest die ersten 40 Minuten völlig gehemmt und nervös. Die Niederlagenserie der letzten Wochen hatte offensichtlich deutliche Spuren hinterlassen. Viele einfache Bälle versprangen oder wurden nicht vernünftig gesichert, der Zug zum gegnerischen Tor fehlte, und das gewohnt sichere Kombinationsspiel blieb völlig auf der Strecke. Die Buchholzer standen zudem tief und sicher in der Defensive und machten im Mittelfeld geschickt die Räume eng. Als ein Großteil der Zuschauer schon die Pausenwurst bestellte, fiel plötzlich doch noch ein Tor in der bis dahin unter Chancenarmut leidenden Partie. Victoria-Routinier Jasmin Huremovic, als "Notlösung" und gelernter Stürmer diesmal im Angriff aufgeboten, nutzte seine ganze Erfahrung und traf sehenswert aus 14 Metern per "Billardtor" zur etwas überraschenden Pausenführung für die lediglich optisch überlegenen Hausherren. "Das war unser Brustlöser", erkannte Ehm auf der Pressekonferenz völlig richtig, denn zu Beginn des zweiten Spielabschnitts strahlte seine Elf wieder so etwas wie Souveränität aus, ließ Ball und Gegner zumindest zeitweise laufen und kam folgerichtig in der 55. Minute, nach einer schönen Timo Möbius/Sven Trimborn Co-Produktion, durch Letzteren zum 2:0.
Die Freude über diesen Treffer dauerte jedoch nur sieben Minuten an, denn dann ließen sekundenlange Schmerzschreie von Buchholzs Sören Titze alle im Stadion aufschrecken. Titze behakte sich mit Guido Stendel an der Außenlinie, Stendel erwies sich – nicht ganz fair, aber gewiss nicht fahrlässig oder verletzen wollend – als robuster und schickte seinen Gegenspieler per Bodycheck ins Seitenaus. Titzes Pech: Der Buchholzer trat in eine dürftig abgesperrte, brüchige Bodenstelle und fiel so unglücklich, dass er sich eine doppelte Unterarmfraktur zuzog. Der benötigte Notarzt war zwar sehr schnell zur Stelle, doch die erforderliche Beruhigungsspritze wollte zunächst keine Wirkung zeigen. So musste die Begegnung vom umsichtigen Schiedsrichter Thorsten Bliesch ganze 37 Minuten unterbrochen werden.
Nach dem Wiederanpfiff war von den sicherlich nicht mehr hochkonzentrierten Gästen kaum noch etwas zu sehen. Das Fußballspiel als solches war sicherlich in den Köpfen eher zur Nebensache geraten. So war es kaum verwunderlich, dass die eh schon dominierenden Hausherren durch Tamer Dönmez (72./80.) nicht nur zwei Hochkaräter zu verzeichnen hatten (Buchholz-Keeper Hendrik Titze reagierte jeweils großartig!), sondern in der 85. Minute durch Stephan Rahn noch zum 3:0 kamen. "Der Sieg war sicherlich verdient, denn über die gesamte Distanz hat die reifere Mannschaft gewonnen. Doch nach solchen Ereignissen bleibt die Freude darüber zweitrangig", zog Bert Ehm ein passendes Schlussfazit.
Bemerkenswert: Sein neuer Stammkeeper Florian Ludewig hatte sich mit Wadenverhärtungen spielunfähig gemeldet und überließ seinem Mitstreiter Felix Sager wieder den Kasten. "Das macht auch nicht jeder, insbesondere nicht, wenn er Befürchtungen haben muss, seinen gerade erworbenen Stammplatz wieder zu opfern", freute sich Victorias Übungsleiter über das mannschaftsdienliche Verhalten seines Neuzugangs. Der Trainer des TSV Buchholz, Thomas Titze, hatte verständlicherweise auf das Pressegespräch verzichtet und ließ durch Obmann Krause übermitteln, dass der Victoria-Sieg in Ordnung sei und seine Elf sich gut verkauft habe. Das hat der Schreiber dieser Zeilen auch so gesehen. Sören Titze auf diesem Weg die besten Genesungswünsche der hafo-Redaktion!
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