Michael Noffz, Trainer des TSV Wedel, traf mit seinem Fazit ins Schwarze: "Es lohnt sich nie, das Elbestadion zu verlassen, ehe der Schiedsrichter abgepfiffen hat." Denn, und das ist in Wedel nicht anders, es bestätigte sich in der Partie der Grün-Weißen gegen den SC Concordia wieder einmal, dass die entscheidenden Aktionen oftmals erst in der Schlussphase vonstatten gehen. Das liegt wohl in der Natur der Sache. Wenn die Kräfte schwinden und die Müdigkeit wächst, unterlaufen den Protagonisten Unachtsamkeiten, erhöht sich die Chance des Zuschauers auf ein Spektakel.
Um dergleichen zu erleben, mussten sich die Fußballfreunde zwischendurch immer wieder einige Minuten gedulden, wenn Lehrlauf das Spiel prägte und sich die Kontrahenten fast zu neutralisieren schienen. In durchweg hohem Tempo wohlgemerkt. Die Gäste um Coach Andreas Klobedanz hatten einen guten Einstieg gefunden, erzielten nach gut 12 Minuten durch einen Kopfball die Führung. Steffen Harms zeichnete für diesen ersten Torschrei verantwortlich, als er aus kurzer Distanz einnickte. Überhaupt besaß Cordi im ersten Durchgang die höheren Anteile am Geschehen. Allein: Es mangelte an Einschussgelegenheiten. Da auch Versuche mit dem Schädel bekanntermaßen einen Erfolg nach sich ziehen können und dürfen, muss an dieser Stelle jene Szene in Erinnerung gerufen werden, die Gerrit Jakobs per Kopf fast zu einem weiteren Treffer genutzt hätte (32.). Das wars dann auch. Man erkennt: Die Effektivität der Gäste kratzte nicht am Optimum. Auf der Gegenseite sorgte Dennis Lünstäden in der 23. Minute für den Ausgleich und stellte damit wieder Gleichstand her. Freistehend kam der Blondschopf auf rechts an den Ball - die Cordi-Abwehr hatte den Schützen des vorangegangenen Eckstoßes wohl schlicht vergessen - und zielte das kurze Eck an. Keeper Marcel Kindler hatte offensichtlich eine Flanke erwartet, so dass er eine unglückliche Figur abgab, als die Kugel unter seinem Körper über die Linie rutschte.
In der Folgezeit, und insbesondere in Hälfe zwei kamen die Hausherren verstärkt auf. Die besseren Torchancen standen ohnehin auf Seiten der Wedeler, da die Klobedanz-Elf, schlicht und ergreifend, in dieser Hinsicht nichts Nennenswertes zustande brachte. Cordis Trainer formulierte es derart: "Wir wollten hier gewinnen. Bis zum 1:1 haben wir das Spiel kontrolliert und in der Folge ein wenig den Faden verloren. Dennoch hatte ich das gesamte Spiel über ein gutes Gefühl, dass wir noch gewinnen. Am Ende haben sich dann die Ereignisse überschlagen. Letztlich geht das Ergebnis in Ordnung."
Marcel Abshagen allein auf weiter Flur (70.) sowie der junge Gian-Luca d’Agata mit einem Schlenzer (77.), hätten einen Wedeler Sieg herausschießen können. Sie taten es zum Ärger ihres Trainers nicht: "Wir haben klare Chancen gehabt und waren meiner Meinung nach in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft. Wir hätten den Sack zumachen müssen", resümierte Noffz. Zum Schluss durfte er gar froh sein, dass ein Punkt für sein Team im Elbestadion verblieb. Zwar musste Cordis Torwart Kindler gute zehn Minuten vor Schluss mit einer Leistenverletzung passen und Kapitän Peter Staczek kurz darauf nach der "Ampelkarte" das Feld räumen, doch kam den Marienthalern der ungestüme Einsatz eines der Wedeler Talente zu Hilfe und sie dadurch zwischenzeitlich wieder auf die Siegerstraße. Der 18-jährige d’Agata, der zuvor noch mit geschmeidigen Dribblings geglänzt hatte, fällte unnötigerweise Alexander Krohn im Strafraum. Noffz: "Das passiert eben, wenn man mit so jungen Leuten arbeitet." Den folglich verhängten Elfmeter verwandelte Harms sicher. Doch Wedel gab noch nicht auf. Zur Erinnerung: Die Begegnung befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in den letzten Zügen. Noffz brachte Thorsten Zessin für die "Operation Brechstange" und: Es half! Ein langer Einwurf Lünstädens segelte in den Gefahrenbereich vor Cordi-Ersatzschlussmann Sebastian Dudek. Zessin kam zwar nicht an den Ball, doch allein seine körperliche Präsenz schien Unordnung in der Hintermannschaft der Gäste auszulösen. Ob nun der Wedeler Felix Köhnecke oder Cordis Björn Kalla dem Ball den entscheidenden Impuls gab, darüber stritten sich die Gelehrten. Wie auch immer – es kam aufs Gleiche heraus, die Kugel lag im Tor, und die TSV-Anhänger jubelten über den späten, aber verdienten Ausgleich.
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