Spötter würden behaupten, der TSV Uetersen habe ein neues Spielsystem erfunden: das "9-0-1". Mit Jan Hildebrandt bot Trainer Peter Ehlers nur eine Offensivkraft auf, der nächste Uetersener Spieler agierte durchschnittlich 30 Meter hinter "Hilde".
Genützt hat es wenig: Zwar taten sich die Gastgeber - in schicken blauen Trikots angetreten - geraume Zeit schwer gegen die dicht gestaffelte Auswärtself, doch nach einer halben Stunde hatten die Victoria-Kicker TSV-Keeper Sascha Blaedtke dennoch zum ersten Mal überwunden. Vorausgegangen war ein Freistoß, den Stephan Rahn mit viel Effet in den Strafraum der Gäste brachte, Timo Möbius traf mit seinem schwächeren rechten Fuß aus vier Metern. Zu diesem Zeitpunkt hätte es allerdings bereits drei- oder viermal im Kasten der Gäste klingeln müssen. Die Chancen von Ahmet Hamurcu und Antonio Ude wurden aber vereitelt.
Auch in der Folgezeit schnürte der SCV seinen Gegner, der an diesem Abend nicht wirklich einer war, am Strafraum ein. Hinten agierte Victoria bis zur Halbzeitpause kurioserweise, gegen den völlig überforderten Jan Hildebrandt, mit einer Viererkette.
In der 39. Minute die erste Gelegenheit der Gäste: Selcuk Turan gab den Ball per Freistoß in den Strafraum, und Oliver Haye prüfte Felix Sager aus 15 Metern per Kopf. Wirklich gefährlich war aber auch diese Möglichkeit nicht. Aber immerhin: Sechs Minuten lang spielte Uetersen mit, entlastete sogar die eigene Abwehrreihe. Pünktlich zum Pausentee fiel dann das 2:0. Wieder flankte Rahn von links, diesmal war Antonio Ude zur Stelle - er köpfte gegen die Laufrichtung Sascha Blaedtkes, der scheinbar zudem auch ein wenig spät reagierte.
Nach dem Seitenwechsel hatte Ude einen weiteren großen Auftritt. Diesmal gab Rahn einen Ball scharf und flach von links herein, Ude stürmte von rechts heran und schaffte es, die Kugel aus gefühlten 80 Zentimetern über das Tor zu schießen.
Der TSV Uetersen sollte nun noch ein einziges Mal gefährlich vor das Tor des SC Victoria kommen: In der 55. Minute flankte Selcuk Turan schön in Richtung Sechzehn-Meter-Linie. Dort stand Christian Förster, der direkt abschloss, allerdings zwei Meter zu hoch zielte. Nett sah es dennoch aus.
Im direkten Gegenzug fiel der dritte Treffer des Tages. Diesmal bereitete der starke Stephan Rahn nicht vor, sondern vollendete selbst. Ude passte von links nach rechts in den Strafraum, Sven Trimborn ließ den auf ihn gespielten Ball durch seine Beine zu Rahn weiterrollen. Der stand nun frei vorm Tor und ballerte aus neun Metern ins kurze Eck.
Das 4:0 war das schönste Tor: Trimborn hebelte mit einem feinen Pass auf den eingewechselten Taner Dönmez an der Mittellinie die Abseitsfalle der Gäste aus, Dönmez lief allein auf Sascha Blaedkte zu, umspielte ihn gekonnt und netzte ein.
In der Folgezeit hätte der Gastgeber noch mehr fürs Torverhältnis tun können. Ob er den Schlendrian einkehren ließ oder einfach Pech hatte - darüber lässt sich streiten. Fakt ist, dass der SC Victoria beste Möglichkeiten ungenutzt ließ, etwa als Frank Saaba freistehend vorm Tor zu uneigennützig war und den Ball lieber querlegte, als selbst zu schießen. Leider lief niemand mit... . Trotz der vergebenen Chancen freuten sich die Hausherren völlig zu Recht über den "Zu-Null-Sieg". Auch, weil es bei Erfolgen ohne Gegentor eine schöne Prämie von Trainer Bert Ehm gibt: "Entweder eine Kiste Bier oder eine Flasche Bacardi - was die Jungs wollen."
Stimmen:
Peter Ehlers (Trainer TSV Uetersen): Wir haben eine schöne Lehrstunde bekommen. Unser Saisonziel heißt zwar Klassenerhalt, doch dafür brauchen wir mehr Engagement in allen Mannschaftsteilen. Allerdings hatten wir heute kaum Gelegenheit, Engagement zu zeigen.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Der Sieg ist auch in dieser Höhe verdient. Wir hätten sogar noch viel öfter treffen müssen. Bedenken, dass wir eventuell einen Punkt einbüßen würden, hatte ich trotz des späten Führungstreffers zu keinem Zeitpunkt. Stephan Rahn zeigte sich im Gegensatz zu den letzten Spielen stark verbessert.
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