Ein tolles Hamburg-Liga-Spiel wurde den gut 400 Zuschauer in Norderstedt geboten. Großen Anteil daran hatte in den ersten 30 Minuten die Eintracht-Abwehr, die den Barmbekern reihenweise Großchancen ermöglichte. Es war so schlimm, dass Trainer Ralf Schehr bereits in der 27. Minute wechselte und erst danach etwas Ruhe einkehrte. Allerdings stand es zu diesem Zeitpunkt schon 2:0 für BU, und Norderstedt musste alle Kräfte mobilisieren, um diesen Rückstand noch wieder aufzuholen.
Aber der Reihe nach: Bereits nach zwei Minuten musste Jan-Uwe Gundel auf der Linie, für den schon geschlagenen Keeper Tim Cassel, zur Ecke retten - Philip Stamer hatte geschossen. Den nachfolgenden Eckstoß von der linken Seite schoss Thomas Braun, und diesmal nahm Stamer den Kopf statt des Fußes – 0:1 für die Gäste! Im Anschluss hatten Braun, Orlando Rodrigues und erneut Stamer Riesenmöglichkeiten, die Führung noch weiter auszubauen. Doch erst eine umstrittene Entscheidung sorgte schließlich für das 0:2 in der 25. Minute: Nach einem Eckball herrschte große Verwirrung im Strafraum der Eintracht, jeder durfte mal gegen den Ball treten, nur Adam Maciejewski schoss schließlich so genau, dass Tim Cassel den Ball erst hinter der Linie stoppen konnte. So sah es zumindest der Schiedsrichter-Assistent, der sofort entschlossen die Fahne hob und "Tor" signalisierte. Jeglicher Protest half da nicht. Auch das "Riech-mal-an-meiner-Nase" von Cassel brachte dem Schlussmann nur eine Gelbe Karte ein. "Es war wohl eine richtige Entscheidung auf Tor zu entscheiden," so Ralf Schehr später, "sogar neutrale Zuschauer haben gesagt, dass der Ball hinter der Linie war."
Nase an Nase: Der Assistent hat auf Tor entschieden, Cassel reklamiert, und Schiri Dühring muss einschreiten.
Nach dem 0:2 reagierte der Norderstedter Trainer mit dem oben angekündigten Wechsel, und anschließend lief es tatsächlich auch besser für die Eintracht. Die Barmbeker Angriffe wurden weniger, die Großchancen blieben aus. Stattdessen drehte der Gastgeber auf. Der lange torlose Oliver Hirschlein beendete schließlich seine schwarze Serie und traf in der 37. Minute zum Anschluss. Insgesamt zeigte Hirschlein eine ansprechende Partie und wurde auch vom Trainer gelobt: "Ich habe lange an ihm festgehalten, obwohl er zuletzt schwach gespielt und nicht mehr getroffen hat," sagte Ralf Schehr über seinen Stürmer, "heute hat er ein gutes Spiel gemacht. Und ein Drecksack ist er sowieso." Der Grund für dieses ungewöhnliche Lob: "Hirsch" holte kurz nach Wiederanpfiff einen Elfmeter heraus. Matyas Aykurt war so ungeschickt gegen den Norderstedter Stürmer zu Werke gegangen, dass Dührings Entscheidung nachzuvollziehen war. Bülent Arlioglu verwandelte unhaltbar zum 2:2 ins linke obere Eck.
So sieht echte Freude aus: Maciejewski vor Schmerzen am Boden, die Mitspieler gratulieren zum Tor.
Das war der Startschuss für die Norderstedter Offensive! Das Barmbeker Fußballspiel fand nun kaum noch statt, und es schien nur eine Frage der Zeit, wann die Eintracht das 3:2 erzielen würde. Doch es sollte anders kommen: Ein kleiner Stellungsfehler, und plötzlich tauchte Adam Maciejewski vor Tim Cassel auf. Fast auf der rechten Torauslinie erwischte Cassel statt des Balles nur den Barmbeker Spieler, doch der vermochte es, im Fallen noch das Spielgerät aus spitzem Winkel im Tor unterzubringen. Respekt! Beide Spieler mussten danach erst mal behandelt werden, das tat aber den BU-Spielern keinen Abbruch daran, ihrem Torschützen gebührend zu gratulieren. Ralf Schehr gab seinem Keeper jedoch eine Mitschuld an dem Treffer: "Er hat 150 Jahre Torwarterfahrung. Wenn er da hingeht, dann muss er den Ball auch haben."
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