Das kann doch sonst nur der FC Bayern! Der Norderstedter Anhang sang schon fröhlich nach 80 Minuten "Schade Condor, alles ist vorbei", doch aller Phrasenschweine zum Trotz, dauert ein Spiel ja bekanntlich 90 Minuten. Nach dem Schlusspfiff beschränkte sich der beschränkte Teil des Norderstedter Anhangs darauf, den Schiedsrichter Dirk Hamerich zu bepöbeln und mit Schlägen zu bedrohen. Dabei hatte Herr Hamerich, der ja nicht selten als Spielleiter in der Kritik steht, überhaupt keine Schuld daran, dass aus den sicher geglaubten drei Punkten für die Eintracht nur einer wurde. Der Unparteiische lag zwar öfter mal daneben (dann aber auch total stur, zum Beispiel als sein Assistent korrekterweise auf Eckball für Condor zeigte, weil Jaime Sala eindeutig den Ball ins eigene Toraus geköpft hatte, Herr Hamerich aber arrogant alle Hinweise ignorierte), doch in der turbulenten Schlussphase des Spieles mit Elfmeter und Roter Karte hatte er alles richtig gemacht. Schuld am 3:3 waren einfach Norderstedter Unzulänglichkeiten.
Aber von vorn: Dreißig Minuten lang hatten die Zuschauer auf dem Grandplatz am Berner Heerweg ein unspektakuläres Spiel ohne viele Torszenen gesehen. Mohamed Alao-Fary brachte schließlich in der 38. Minute seine Farben in Front, als er einen Fehltritt von Jaime Sala gnadenlos ausnutzte. Die Vorarbeit hatte Rene Kruppa geleistet. Nach einem Berwecke-Freistoß egalisierte Dennis Gersdorf nur drei Minuten nach der Führung per Kopf – 1:1, alles wieder offen. Doch die turbulente Schlussphase der ersten Hälfte hatte erst nach dem 2:1 für Norderstedt ein Ende. Bülent Arlioglu ließ Yama Rohbaqsh im Sechszehner alt aussehen, passte quer zu Christoph Gehr und der ließ aus kurzer Distanz Torhüter Sven Ollik keine Chance.
Bülent Arlioglu lässt Yama Rohbaqsh vor dem 1:2 alt aussehen
Zur zweiten Halbzeit musste Matthias Bub verletzungsbedingt reagieren und brachte David Meuser und Michael Behn für die angeschlagenen Christoph Jakubowsky und Christian Florkiw. Und der SC Condor drängte auf den Ausgleich, hatte mehr Ballbesitz, doch ein Tor sollte (noch) nicht fallen. Der gerade eingewechselte Oliver Hirschlein schien in der 65. Minute das Spiel endgültig entschieden zu haben, als er nach einem Eckball freistehend per Musterkopfball einnicken konnte. Hirschlein selbst hatte in der Woche aufgrund einer Erkältung nicht trainiert, kam deshalb erst später zum Einsatz und feierte mit diesem platzierten Kopfballtreffer einen tollen Einstand. Bülent Arlioglu musste allerdings im zweiten Durchgang für die Eintracht mehrfach alles klar machen. Da hätte sich der SC Condor über einen höheren Rückstand nicht beklagen dürfen, doch die Gelb-Schwarzen hatten mit Sven Ollik einen gut aufgelegten Torhüter zwischen den Pfosten. Ganz ruhig und lässig klärte er in 1:1-Situationen gegen den Norderstedter Angreifer. Zwischenzeitlich musste Steffen Reimers vorzeitig zum Duschen (Gelb-Rot in der 61.), nachdem er einmal zu oft gegen David Meuser überhart eingestiegen war, so dass die Eintracht nur noch zu zehnt weiterspielen musste. Auch eine korrekte Entscheidung von Hamerich.
Dann die turbulente Schlussphase des Spiels: Kai Koch, der nie aufsteckte, ließ zwei Minuten vor dem Ende die Condor-Fans noch einmal hoffen. Durch die Pfützen ließ er einen Ball an Torhüter Tim Cassel "vorbeischwimmen" und Jaime Sala erreichte den Ball erst, als dieser schon, wie in Zeitlupe, über die Linie gerutscht war. Solche Tore sieht man nicht alle Tage! "Kommt Condor, jetzt noch einer!", war die Devise, und dass es wirklich so kam, lag am Norderstedter Lars Gersdorf. Eddy Szyszkowski war im linken Bereich des Strafraums mit dem Ball zur Grundlinie unterwegs, als Lars Gersdorf die "Sense" rausholte und den eingewechselten Condoraner legte. Es gibt selten klare Strafstöße, das war aber einer! Auch wenn Gersdorf-Bruder Dennis das nicht wahrhaben wollte Schiri Hamerich bedrängte. Dennis Gersdorf war nach seinem Treffer schon während des Spiels durch verbales "Eingehen" auf den Gegenspieler aufgefallen und musste sich nach dem Ausspruch Richtung Hamerich "Ihr seid vielleicht Typen!" nicht wirklich wundern, dass er dafür den Roten Karton zu sehen bekam.
Mohamed Alao-Fary mit dem 3:3 in der 90. Minute von der Elfmeter-Pfütze
Markus Schwoy, sonst erster SCC-Elfmeter-Schütze, überließ den Ball überraschend Mohamed Alao-Fary. "Er hat gesagt, er macht ihn rein. Also hab ich ihn schießen lassen", so Schwoy. Nachdem Dirk Hamerich den Elfmeterpunkt durch Abschreiten in einer großen Wasserlache bestimmt hatte, Keeper Tim Cassel sich den Ball noch mal wegschnappte und zur Irritation damit Richtung Seitenauslinie lief (!?), verwandelte "Fary" aber dennoch sicher zum viel umjubelten Ausgleich.
Stimmen:
Ralf Schehr (Trainer Eintracht Norderstedt): Fußball kann manchmal ganz schön grausam sein, aber das macht die Sportart ja auch so interessant. Vor dem Spiel wäre ich über einen Punkt froh gewesen, nun ärgere ich mich, dass es nicht drei geworden sind. Beide Mannschaften sind mit viel Einsatz und Engagement in dieses Spiel gegangen. Die ausgelassenen Chancen von Bülent Arlioglu haben uns das Genick gebrochen. Was in den Köpfen mancher Spieler vor sich geht, das weiß ich nicht. Es ist innerhalb von drei Wochen das zweite Mal, dass Dennis Gersdorf "Rot" bekommt, da hab ich kein Verständnis für. Durch so ein Gesabbel, was immer er da auch gesagt hat, schädigt er uns nicht heute, sondern nächste Woche.
Matthias Bub (Trainer SC Condor): Mit dem 3:3 muss ich sehr zufrieden sein. Wir haben heute unter dem Strich sicherlich Schwein gehabt. Wenn Alao-Fary nicht getroffen hätte, dann hätte ich womöglich Gesprächsbedarf angemeldet.
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