12.11.2006 Wenn aus einer Festung eine kleine Sandburg wird von
HEBC – USC Paloma 1:1 (1:1)
HEBC: Wolgast – Ünlü – Aksoy, Kocadal – Ismaili (71. Pezerovic), Sancak, C. Müller (83. Concilio), Petrobella, Natusch – Meissner, Bektas (87. Splett) USC Paloma: Hagemann – Francke, Osinski, Steinbrück – Savelsberg, Richter, Engl, Steinmetz (89. Flagmann), Kiekbusch – Kocaman (76. Jelting), Schmitz (68. Illmer) Tore: 0:1 Steinbrück (10.), 1:1 Meissner (27., FE, Steinbrück an Ünlü) Schiedsrichter: Laws (SC Victoria), umsichtiger, ruhiger Leiter einer teilweisen hektischen Partie, lag jedoch beim Elfmeter falsch Beste Spieler: Kocadal – Steinbrück, Steinmetz Zuschauer: 120
Es war mehr als nur das normale Hamburger Schmuddelwetter. Stürmisch und regnerisch ging es vor und während der Begegnung zwischen dem HEBC und dem USC Paloma zu. Eine Seenlandschaft hatte sich auf dem Grandplatz gebildet. Die Eckfahnen standen zentimetertief im Wasser und Schlamm. Schiedsrichter Norman Laws ließ trotzdem spielen, und die beiden Mannschaften dankten es zwar nicht mit einem herausragenden Aufblitzen ihres Könnens, doch immerhin durften sich die anwesenden und wetterresistenten Zuschauer an einer kampfbetonten Begegnung erfreuen.
Der HEBC erreichte insgesamt ein glückliches Unentschieden, da dem Gegner nur eine halbe Stunde lang das eigene Spiel aufgedrückt werden konnte. Im übrigen Zeitraum präsentierte sich der Gast als reifere Mannschaft, die ihre Angriffe wesentlich konzentrierter vortrug. Gleich die erste Möglichkeit nutzte David Steinbrück nach einem Freistoß per Kopf. Fast musste er sich für seinen Treffer entschuldigen, denn um ihn herum waren noch weitere Palomaten völlig frei im Strafraum aufgetaucht, denen er eigentlich ein persönliches Erfolgserlebnis weg nahm. Dass so viele Gegner im eigenen Sechzehner bei einer Standardsituation alleine blieben, lag nicht an einer verfehlten "Abseitsfallenpolitik", sondern an der nicht seriösen Manndeckung der HEBC-Defensive. Und als wäre das Gegentor nicht Warnung genug gewesen, war es – keine vier Minuten später – wieder Steinbrück, der nur um Zentimeter eine Flanke und damit das mögliche 0:2 verpasste. Auch in dieser Situation ertrug der USC-Verteidiger seine Einsamkeit in gegnerischen Gefilden mit Gelassenheit.
HEBC mühte sich zwar, doch auf dem schwimmenden Untergrund gelang kaum eine Ballstaffette. Denn das Mittelfeld, hier vor allem Cem Müller, versuchte meistens mit spielerischen Mitteln das Tor von Torwart Maik Hagemann, der im gesamten Spiel nicht einen Ball richtig halten musste, zu erreichen. Da brauchte es schon den energischen Einsatz und die Schlitzohrigkeit von Routinier Metin Ünlü, um zum Ausgleich zu gelangen. Der Libero nutzte einen, wenn überhaupt, harmlosen Körperkontakt mit Steinbrück zum Fallen. Der Unparteiische Laws zögerte keine Sekunde, was eigentlich ein Indiz für die Richtigkeit seiner Entscheidung sein sollte, doch er lag mit seinem Pfiff daneben. Es war eher eine Schwalbe als ein unfaires Einsteigen. Lars Meissner verwandelte entschlossen und sicher. Dieses nicht gerechtfertigte Gegentor brachte die "Tauben" aus dem Konzept. HEBC wurde stärker und hatte nach dem Seitenwechsel durch Ole Natusch (48., aus zehn Metern freistehend übers Gehäuse) und Bektas (51., aus kurzer Distanz einen Meter daneben) sehr gute Möglichkeiten besessen, die im Fall von Natusch sogar hätte sitzen müssen.
Nach einer Stunde war es dann auch wieder mit der Herrlichkeit der Platzherren vorbei. Paloma gewann in der Defensive die entscheidenden Zweikämpfe und hätte in der Schlussphase noch mehr als den einen Punkt aus Eimsbüttel mitnehmen können. Die eingewechselten Jan Illmer (81.) und Christian Jelting (84., 85.) vergaben beste Gelegenheiten, dem Kontrahenten den Todesstoß zu versetzen. "Von der Spielanlage her hätten wir gewinnen müssen. Mit der Leistung und der Partie selber bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis nicht ganz", resümierte USC-Trainer Frank Hüllmann.
HEBC litt wie in der gesamten Saison an der Wankelmütigkeit der (ehemaligen) Leistungsträger. Meissner konnte sich im Angriff kaum bis gar nicht in Szene setzen. Im Mittelfeld war meistens beim Eingreifen von Müller der eigene Angriff beendet, Erkan Sancak wirkte auch schon mal leichtfüßiger und spritziger. Dass Marco Concilio erst in der Schlussphase eingesetzt wurde, war als "Tribut" an die letzten Wochen zu verstehen, als er zu viele "klare Chancen vergeben hatte" (O-Ton Trainer Stilianos Vamvakidis). Und der Kader lässt es kaum zu, dass dann drei, vier oder fünf andere Akteure diese Hauptrollen übernehmen. Die daraus resultierende Heimschwäche liegt Vamvakidis schwer auf dem Magen. "Wir haben nicht ein Heimspiel in dieser Saison bisher gewonnen. Aus der ehemaligen Festung Reinmüller ist eine lockere Sandburg geworden. Es wird schwer", seufzte er. Draußen peitschten der Regen und der Sturm über den Platz. Wahrlich keine sonnigen Aussichten für den HEBC und die lockere Sandburg.
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