So schnell ändern sich die Zeiten: Am 24. September erspielte Altona 93 einen souveränen Auswärtssieg beim BV Cloppenburg und stand an der Tabellenspitze. Keine zwei Monate später unterliegt die Mannschaft in fast identischer Aufstellung in Wolfsburg und wartet jetzt schon seit fünf Spielen auf einen Erfolg. Die Tendenz zeigt klar nach unten und spätestens nach der dritten Auswärtsniederlage in Folge diskutiert man in Altona nicht mehr über einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga, sondern darüber, ob die Hamburger Fußballseuche, die augenscheinlich den HSV und den FC St. Pauli befallen hat, womöglich ansteckend ist und mittlerweise auch an der Griegstrasse grassiert.
Der Sieg des VfL Wolfsburg geht jedenfalls vollauf in Ordnung, wenn man sich auch darüber streiten kann, ob er nicht um das eine oder andere Tor zu hoch ausgefallen ist. In der ersten Halbzeit war der Nachwuchs des Bundesligisten die klar spielbestimmende Mannschaft und ließ nur im Angriffsspiel die letzte Konsequenz vermissen. Emre Öztürk war als einzige echte Spitze aufgeboten und wurde nur selten in Szene gesetzt. Positiv für das Abwehrverhalten der Gäste wirkte sich die Rückkehr von Tim Petersen aus, der nach seinem Jochbeinbruchaus mit einer Gesichtsmaske spielte. Nach vorne ging aber aus Altonaer Sicht gar nichts. Ansätze eines Kurzpassspiels blieben regelmäßig im morastigen Boden des alten VfL-Stadions hängen.
Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte befand sich Altonas Mannschaft in einem kollektiven Tiefschlaf. Wolfsburgs Coach Uwe Erkenbrecher hatte umgestellt und einen zweiten Stürmer gebracht. Dies kann aber keine Entschuldigung dafür sein, dass Sergej Evljuskin - schon im ersten Durchgang der beste Mann auf dem Platz - im zentralen Mittelfeld so viel freien Platz um sich herum vorfand, wie er es wohl seit der F-Jugend nicht mehr erlebt hatte. Der Ball gelangte von ihm zu Philipp Kreuels, der ihn dann irgendwie vollstreckte.
Das Tor war ein echter Wachmacher für die Gäste. Das Spiel verlagerte sich plötzlich in die Wolfsburger Hälfte. Berkan Algan wirkte auf einmal wie aufgedreht und spielte den Verteidigern wie gewohnt Knoten in die Beine. Benjamin Lipke vergab, über die linke Seite kommend, zwei Riesenmöglichkeiten. Doch wie schon ein bekannter Fußball-Philosoph festgestellt hat: "Erst hat man kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu". Emre Öztürk erhöhte mit einem "Flippertor" von der der Strafraumgrenze auf 2:0. Das war's! Ein gut ausgespielter Konter zum 3:0 sowie ein Sonntagsschuß von Öztürk in der Schlussminute fanden noch Eingang in die Statistik. Nach dem Abpfiff fragten sich die mitgereisten Anhänger vor allem, wann die Mannschaft ihnen mal wieder über volle 90 Minuten den schönen und erfolgreichen Fußball zeigen wird, den sie offenbar noch nicht völlig verlernt hat.
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