Das Hinspiel beider Kontrahenten hatte damals einen leicht faden Beigeschmack: Durch einen Elfmeter hatte Condor kurz vor dem Ende das 1:1 erzielt, doch der Elfmeter von Mau an Koch war nie und nimmer einer. Schiri Henkel lag damals bei dieser Entscheidung ebenso falsch wie in der darauffolgenden Szene, als Calvis Riebe ganz klar im Strafraum gefoult worden war und es keinen Strafstoß gab. Klar, dass das damalige Spiel heute im Stadionheft des MSV noch einmal verarbeitet wurde - und dass die Meiendorfer nicht mehr großartig motiviert werden mussten.
Bereits nach sechs Minuten hätte es 1:0 stehen müssen, als Andreas Krohn aus fünf Metern frei zum Schuss kam - doch die Führung ließ weitere sechs Minuten auf sich warten. Max Anders traf aus 15 Metern, halblinker Position, mit einem platzierten Schuss. Auffällig war, dass Condors Hintermannschaft heute von einem ziemlichen Durcheinander beherrscht wurde. Haarsträubende Fehler am laufenden Band, Yama Rohbaqsh von der Rolle und Heiner Twardawa mit Nils Roschlaub oder Michael Kowol überfordert. Vielleicht lag es daran, dass Christoph Jakubowsky (noch) verletzt draußen saß und sein üblicher Vertreter, Michael Behn, auch nicht zum Aufgebot gehörte. Ein gutes Spiel machte dagegen Marcel Müller als "Sechser" vor der Abwehr.
Einer dieser haarstäubenden Fehler führte dann prompt auch zum 2:0: Yama Rohbaqsh versuchte in der 25. Minute Nils Roschlaub im linken Mittelfeld alt aussehen zu lassen, verlor den Ball jedoch gegen den Meiendorfer Stürmer und war bei der Verfolgungsjagd auf dem Weg zum Tor langsamer ohne Ball als Roschlaub mit Spielgerät. "Roschi" bewies sogar noch Übersicht, passte quer zu dem von Twardawa allein gelassenen Kowol und der vollstreckte zum 2:0. Schon jetzt schien die Marschrichtung klar: Ungefährdeter Sieg für Meiendorf.
Abgepfiffen! Kopfballduell mit aufgelegtem Arm von Max Anders gegen Michael Splett.
Aber das, was Keeper Sven Ollik nach dem 2:0 seiner Mannschaft zubrüllte, sollte sich bewahrheiten: "Jungs, ihr habt noch 70 Minuten um aufzuholen, lasst die Köpfe nicht hängen!" Meiendorf fühlte sich zu sicher, ein langer Pass von Müller auf Mohamed Alao-Fary (27.) und der Condor-Stürmer versenkte die Kugel im direkten Gegenzug zum 1:2 aus Condor-Sicht. Den Ausgleich, durch einen Markus-Schwoy-Schuss (36.), konnte Fredrik Böse im Tor der Gastgeber dagegen noch verhindern.
Marco Krausz muss wohl seine Mannschaft offensichtlich in der Pause wachgerüttelt haben, denn nach dem Wiederanpfiff dauerte es nur knapp fünf Minuten, bis Michael Kowol erneut traf. Max Anders hatte so etwas wie ein "Schüsschen" auf das Tor losgelassen (es sah zumindest wie ein versuchter Schuss aus), der Ball gelangte zu Michael Kowol, und obwohl Twardawa ganz dicht an seinem Gegenspieler dran war, verwandelte der MSV-Stürmer per Direktabnahme unhaltbar für Ollik. Ein schöner, weil trickreicher Treffer! Der zehnte für Kowol in dieser Serie.
Statt nachzulegen, verwaltete Meiendorf nun nur noch nach dem Motto: "Irgendwie schaukeln wir das schon". Condor-Trainer Matthias Bub reagierte dagegen, brachte den schnellen Calvis Riebe im Sturm, dafür rückte Rene Kruppa auf die rechte Mittelfeldseite und der unauffällige Maik Ehlert ging vom Feld. Schiri Frank Behrmann geriet mit fortschreitender Dauer des Spiels mehr und mehr in den Mittelpunkt der Kritik. Beide Teams waren nicht mit seinen Entscheidungen zufrieden, was darin gipfelte, dass Behrmann dem SC Condor einen glasklaren Elfmeter (Alexander Fürstenberg an Calvis Riebe) verweigerte (73.). Dazu konnte es aber nur kommen, weil Riebe erst seinen Gegenspieler Fürstenberg unfair klammerte, Behrmann diese Szene aber nicht abpfiff. Erst DANACH wurde Riebe im Strafraum gelegt. Zurecht Proteste der Condoraner und Glück für Meiendorf in dieser Szene. Schiri Behrmann pfiff aber ansonsten so, dass nicht wirklich ausdrücklich eine Mannschaft benachteiligt wurde. Weder hatte Condor deshalb drei Gegentore hinnehmen müssen, noch die Meiendorfer im Endeffekt nur einen Punkt erhalten.
Augen zu und durch: Karate-Kurs am Reinmüller.
Als es schließlich danach aussah, dass es bei diesem Ergebnis bleiben würde, blitzte die Genialität des Markus Schwoy auf: Traumpass auf Edgardo Szyszkowski, und der gelbe Flitzer ließ mit seinem Treffer in der 80. Minute noch einmal so etwas wie Hoffnung aufkommen. Es kam so, wie es sich abgezeichnet hatte: Langer Einwurf von Müller auf Christian Florkiw, und von dessen Hinterkopf senkte sich der Ball über Keeper Böse hinweg ins lange Eck. Toll, wie Condor Moral bewies und dieses Spiel noch einmal gedreht hatte!
Es wäre des Guten zu viel gewesen, doch es lag im Bereich des Möglichen: "Eddy" Szyszkowski hatte zwei Minuten vor dem Ende sogar noch das 4:3 auf dem Fuß, doch sein Schuss war genau auf Fredrik Böse gerichtet, und der hatte keine Mühe den Ball zu entschärfen. So blieb es beim schmeichelhaften 3:3 für Condor.
Stimmen:
Matthias Bub (Trainer SC Condor): Ich betrachte diesen Punktgewinn als nachträgliches Nikolaus-Geschenk und richte deshalb meinen Dank an den Meiendorfer SV. Wir haben heute kein gutes Spiel gemacht. Wir waren nicht präsent, wir waren nicht in den Zweikämpfen, und die erste halbe Stunde war eine absolute Katastrophe. Dass wir da nur 0:2 hinten lagen, war schön für uns. Bei unserer heutigen Fehlerquote wäre der Sack zu gewesen, wenn Meiendorf das 4:1 gemacht hätte. Den Punkt nehmen wir gerne mit.
Marco Krausz (Trainer Meiendorfer SV): Ich habe eine Meiendorfer Mannschaft gesehen, die nach dem 2:0 und 3:1 das Fußball spielen komplett eingestellt hat. Wir haben heute 45 Minuten Fußball gespielt, aber ein Spiel hat nun mal 90 Minuten. Von daher: Geschenk angenommen, Geschenk hochverdient angenommen. Glückwunsch an Condor! Alles andere besprechen wir lieber intern.
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