Dem guten torlosen Remis an der Brucknerstraße ließ der SCC heute ein 0:0 der schlechteren Sorte folgen. Wenngleich Andreas Klobedanz nicht zu Unrecht darauf beharrte: "Dieses Spiel hätte nur eine Mannschaft gewinnen können, und das waren wir." Das hatte aber auch viel damit zu tun, dass die Wedeler Gäste nie zu erkennen gaben, dass sie mehr als das letztlich eingetretene Endergebnis mitnehmen wollten. Mit diszipliniertem Spiel und großem Einsatz watete Andreas Reinkes abstiegsbedrohte Elf auf, aber was das eigentliche Fußballspiel angeht, da verstanden die Wedeler mehr vom Verhindern als vom Spielen. Dafür kann man angesichts der prekären Lage des Abstiegskandidaten Verständnis zeigen. Denn klar ist auch, dass ein Punkt wie dieser Reinkes gebeutelten Schützlingen weiterhilft: "Das ist ein lebenswichtiger Punkt. Wenn man so viel arbeitet, muss man auch mal belohnt werden", hob der Coach den moralischen Wert des Zählers für den weiteren Saisonverlauf hervor. "Wir sind glücklich, diesen Punkt mitzunehmen."
Weniger glücklich waren die Zuschauer im spärlich besetzten Rund an der Oktaviostraße. Concordia hatte das Spiel zwar im Griff und sah, ob der Unfähigkeit der Gäste, sich nachhaltig aus der eigenen Hälfte befreien zu können, von Beginn an wie der zwangsläufige Sieger aus; doch der Favorit wusste gegen das massive "4-5-1" der Gäste in letzter Konsequenz, sprich vor dem Tor, nicht viel auszurichten. Mario Jurkschats Schuss aus spitzem Winkel (23.) war die erste torgefährliche Szene des Spiels, Paul Jankes Nachschuss im Anschluss an die darauf folgende Ecke die zweite. Bis auf einen weiteren kläglichen Schussversuch Jurkschats aus 16 Metern (40.) blieben dies die einzigen nennenswerten Versuche vor Georg Braunagels Gehäuse, der sich erst in der zweiten Halbzeit auszeichnen konnte.
Ach ja, nicht unterschlagen werden soll Wedels einzige Torgelegenheit des Abends. Diese muss der hafo.de-Berichterstatter nach "Hörensagen" protokollieren, da er sich unmittelbar vor dem Pausenpfiff mehr von der Würstchenbude denn vom Spiel versprach. Die versammelte Sportjournaille wusste jedoch mit Schilderungen von einem Kopfball des Ex-Profis Andreas Fischer auszuhelfen (45.), der vom Pfosten zum plötzlich freistehenden Nils Matthiessens prallte. Dieser hätte treffen können, war aber zu perplex und tat dies nicht. Warum? Das wusste Andreas Reinke nachzutragen: Matthiessen hatte "sich schon vorher gefreut, statt wach zu bleiben."
Die zweite Halbzeit wurde von einem Geräusch bestimmt: Hochziehende Nasen. Offenbar mochte kaum noch jemand die Hände aus den Taschen nehmen, um sich bei fiesem Wetter das Riechorgan zu putzen. Das erfreut die HNO-Ärzte, die ohnehin gerne gegen Knigge wettern, der von der physiologischen Unsinnigkeit und Schädlichkeit des Ausschnaubens für die Nasennebenhöhlen nichts wusste.
Weiter mit dem Spiel: Cordi wurde nach Janke-Flanke das erste Mal in Halbzeit zwei gefährlich, doch Steffen Harms verpasste mit gestrecktem Bein knapp (59.). Die letzte halbe Stunde des Spiels gehörte Wedel-Torhüter Georg Braunagel, der nach einem Probetraining während der Hinrunde aus dem Marienthal wieder weggeschickt worden war. Braunagel wirkte zwar gelegentlich unsicher in der Strafraumbeherrschung, war aber in den entscheidenden drei Momenten voll da. Moment eins: Mathias Pornhagens satter Freitoß aus 17 Metern durch die Mauer – Braunagel bekam trotz minimaler Reaktionszeit noch seine Fäuste hinter den Ball (62.). Moment zwei, weniger spektakulär: Pornhagen probierte es erneut (83.), dieses Mal visierte er aus dem Spiel heraus, 20 Meter vom Tor entfernt, die kurze Ecke an – Braunagel tauchte rechtzeitig ab. Moment drei, der große Moment: Cordi packte die Brechstange aus, Marin Mandic schlug lange Bälle nach vorn, wo Sven Reymann lauerte – dessen erster Kopfball verfehlt das Wedeler Tor noch knapp (90.+2), den zweiten Kopfball parierte Braunagel mit einer Glanztat (90.+3). Nach der anschließenden finalen Ecke segelte der Ball noch einmal brandgefährlich an Braunagels Arbeitsplatz vorbei, wo Flores und Co. ein letztes Mal das Tor und den Sieg verpassten. Pech gehabt, Cordi – Glück gehabt, TSV – das war´s!
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