Derbystimmung in Halstenbek? Nur auf den Rängen. 450 Zuschauer bildeten eine schöne Kulisse für das legendäre Kreisduell. Doch auf dem Platz ging es ungewöhnlich ruhig zu. So erinnerte sich Pinnebergs Trainer Michael Fischer angesichts der Trägheit seiner Mannschaft wehmütig an vergangene Zeiten: "Früher gab es hier auf die Fresse und wurden Augen ausgekratzt". "Fischi" machte mit starken Bildern deutlich, was ihm gefehlt hatte: "Das war emotionslos, enttäuschend." Und so gratulierte er seinem Pendant Oliver Berndt zum dritten Mal in Folge zum Derbysieg. Berndt nahm diese Glückwünsche gern entgegen und konnte mit Blick auf die Tabelle zufrieden feststellen: "Jetzt sind wir wieder die Nummer eins im Kreis."
Doch es hätte auch ganz anders kommen können, denn Pinneberg kombinierte in der Anfangsphase zügiger und hatte Chancen. Eine durch Dirk Hellmann, der allein auf Dennis Schultz zulief (9.), aber schwach abschloss; eine weitere durch Ugur Alavanda (23.), nachdem dieser schön von Hellmann in Szene gesetzt wurde. Beide Male hatte Schultz die Finger noch am Ball. Mit Blick auf diese vergebenen Torchancen analysierte Fischer: "In den ersten 25-30 Minuten haben wir das Spiel verloren. Danach hat Halstenbek cleverer gespielt und ist mit den äußeren Bedingungen besser klar gekommen." Diese äußeren Bedingungen charakterisierte Fischer treffend mit "unten holprig, oben stürmisch." Sie verhalfen dem agilen Ali Arslan ungewollt zum Führungstreffer, den zuvor schon Frank Rückert hätte erzielen können, der aber im "eins-gegen-eins" an Sinanudin Omerhodzic scheiterte. Von Martin Protzek auf einen seiner Flankenläufe geschickt, traf Arslan den Ball nicht voll, und was als Flanke gedacht war – wie der später verletzt ausgewechselte Torschütze unumwunden zugab – wehte der Wind hinter den überraschten Omerhodzic ins Tor. Dass das Tor allerdings über die rechte Pinneberger Abwehrseite fiel, war kein Zufall, denn Arslan stürzte die Pinneberger Defensive hier in einige Verlegenheiten.
Danach kam Pinneberg kaum noch ins Spiel. Halstenbek trat nun zunehmend sicherer auf. Berndt, dem anfänglich – ebenso wie Fischer – "das Feuer und die Leidenschaft gefehlt" hatten, war mittlerweile mit dem Spiel seiner Mannschaft zufrieden: "Nach der Führung haben wir entschlossen nachgesetzt." Sascha Kremer hatte zwei Mal das 2:0 auf dem Fuß, bevor dann Fredrik Krause einen schönen Kopfballtreffer erzielte. Maik Grabow hatte im Anschluss an eine abgewehrte Ecke geflankt. Kurz darauf verstolperte erneut Kremer die endgültige Entscheidung, so dass es fast noch mal spannend geworden wäre, als André Grünwald den Anschlusstreffer erzielte. (Der 42jährige Grünwald, ein Pinnebrerger Urgestein, wurde in dieser Woche von Fischer reaktiviert und erzielte prompt seinen 145. Treffer im 333. Ligaspiel.)
Doch HR legte sofort nach: Ecke Gerrit Diederichsen, Kopfball Protzek, Tor Halstenbek. Die Entscheidung, weil Pinneberg bei Standards und hohen Bällen offensichtliche Zuordnungsprobleme hatte. Zum Ende des Spiels bekamen die Fans noch mal richtig was geboten, und das Fußballherz schlug höher: Cem Müller ermöglichte dem präsenten Frank Rückert mit einem Traumpass das 4:1.
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