Das hätte die passende Bebilderung des Niendorfer Abgesangs sein können, der Tiefpunkt einer verkorksten Rückrunde: André Tholen hält den Ball fest in den Händen, guckt, will abwerfen – und trifft den völlig überraschten Steffen Harms am Kopf. Beide, Tholen und Harms, rutschen weg, doch der Cordi-Stürmer ist schneller wieder auf den Beinen und schiebt, vorbei am entsetzten Torwart, zum 1:1 ein (49.). Und wer weiß: Hätte Mario Jurkschat vier Minuten später die gefährliche Hereingabe Peter Iwosas erwischt, wäre das womöglich der moralische Knockout für den angeschlagenen Gastgeber gewesen.
Doch am Ende der Partie war weniger das dumme Gegentor Sinnbild für den Zustand des NTSV, sondern vielmehr, was danach geschah. Unglücksrabe Tholen brachte es auf den Punkt: "Das Tor war eine Katastrophe, das passiert mir nie wieder, aber das Gute ist, dass wir diesmal nicht eingebrochen sind." Niendorf berappelte sich nach wenigen Minuten und war so entschlossen und couragiert, dass die spielerischen und technischen Vorteile der Marienthaler nicht zum Tragen kamen. Die Sachsenweg-Elf war dem Sieg näher, hatte mehrere gute Möglichkeiten, unter anderem einen Lattenkopfball von Alexander Krohn (74.). Der quirlige Unruhestifter Eduardo Avarello und Oldie Carsten Wittiber brachten die Cordi-Defensive einige Male ins Wanken. "So viele Chancen lassen wir sonst nicht zu", wunderte sich auch Gästetrainer Andreas Klobedanz.
Stichwort Gäste. Die wussten nur knapp eine Halbzeit lang halbwegs zu überzeugen und hatten durch Mario Jurkschat (12.), noch mal Jurkschat und Harms (18.) sowie Sven Reymann (35.) Chancen. In der zweiten Hälfte sorgten lediglich Harms und Reymann mit Kopfbällen für etwas Gefahr, das war´s dann aber auch schon. Klobedanz resümierte treffend: "Wir hätten den Sieg heute nicht verdient gehabt. Wir waren nach dem Ausgleich zehn, fünfzehn Minuten präsenter, aber mehr kam nicht." Concordia hätte drei Punkte so dringend gebraucht, um im Titelrennen noch einmal ran zu kommen, doch den Marienthalern gelang es wieder einmal nicht, einen Sieg zu erzwingen. Der Anschluss an Meiendorf und Victoria scheint damit endgültig verloren, und das sah man dem Coach auch an. "Ich sage ganz ehrlich: Ich bin platt und enttäuscht", machte Klobedanz aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Wir laufen der Musik hinterher."
Nun aber auf die andere, die Niendorfer Trainerbank. Auf der sitzt (bzw. neben der steht) seit dieser Woche Andreas Laas, und der war nach dem Spiel hin- und her gerissen: "Einerseits ärgere ich mich, weil wir nach dem 1:0 die Hoffnung auf drei Punkte hatten, andererseits war das ein guter Einstieg. Wir haben im Mittelfeld wieder kompakter gespielt und uns einen leistungsgerechten Punkt erspielt. Das 1:1 war natürlich vermeidbar", so der Onkel des HSV-Profis Alex Laas mit galanter Untertreibung, "doch ansonsten hat unser Torwart wunderbar gehalten", nahm der ehemalige Coach der NTSVer A- und B-Jugend Tholen in Schutz.
Auch der Torwart auf der anderen Seite des Spielfelds, Marcel Kindler, sah bei "seinem" Gegentor nicht gut aus. Das 1:0 für Niendorf fiel vom Eckpunkt! Kindler konnte die von Tobias Herbert getretene Ecke nur noch ans Aluminium lenken, von wo der Ball hinter die Linie gelangte. Der Grund dafür, dass Kindler dennoch ein Lob von Klobedanz erhielt, ereignete sich nur eine Minute später. Da machte Kindler seinen Fehler wieder wett, als er gegen Avarello hervorragend parierte und seine Elf im Spiel hielt.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.