Nach viertelstündiger Abtastphase entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein gutes Oberligaspiel. Beide Mannschaften waren voll bei der Sache und setzten forsch nach. Der Gast aus dem Emsland hatte die ersten Offensivszenen: Kristian Westerveld beeindruckte mit einem kräftigen Schuss (15.), der aus gut 20 Metern Torentfernung an den Außenpfosten klatschte. Zwölf Minuten später leitete Westervelds Pass auf René Wessels – der im Hinspiel drei Mal traf – die nächste gute Gelegenheit ein, doch Daniel Farke verpasste Wessels Hereingabe. Altona hatte kurz darauf die erste große Torchance, als Fatih Gürel den Meppener Torwart umspielte und von der Grundlinie auf Marius Browarczyk zurücklegte, der aber nur den ins Tor zurückeilenden Markus Antczak traf. Nun hatte der AFC, in den Minuten vor der Pause, seine beste Phase, die mit einer Schwächeperiode des ausnahmsweise konfusen Gästekeepers einherging, der in der Altonaer Druckphase einige Fehler beging. Doch mehrere gute Chancen (38., 40., 43.) blieben ungenutzt, wobei insbesondere Browarczyk und der blasse Jürgen Tunjic nicht auf der Höhe waren.
Ein gutes Spiel also bis hierhin, Werbung für die Oberliga – eine Liga, deren Existenz dieser Tage auf dem Spiel steht. Die brennende Frage lautet derzeit, ob die Oberliga nach der Spielklassenreform 2008/2009 erhalten bleibt oder unterhalb der Regionalligen auf Verbandsebene weitergekickt wird. Dies wird auf Länderebene entschieden, und innerhalb des HFV scheint es die Tendenz zu einer eigenen Verbandsliga, der sogenannten "Straßenbahn-Liga" zu geben, wogegen die Fans des AFC in der Halbzeitpause demonstrierten: "Contra HFV-Pläne - Pro Oberliga" lautete die Botschaft der Altonaer Fans. Sie fordern den Erhalt der Oberliga in der jetzigen Form: Mit den Landesverbänden aus Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein. Was das sportliche Niveau anginge, wäre diese Liga die Reizvollere, so viel dürfte klar sein.
Tja, nichtsdestotrotz boten Altona und Meppen nach der Pause nicht mehr viel, um Werbung für hamburgisch-niedersächsische Duelle zu machen. Nachdem Oliver Hinz klasse Michael Holts Kopfball parierte (48.), begann das Spiel einzuschlafen. Mitte der zweiten Halbzeit sah´s auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn nach einem 0:0 aus, als ausgerechnet der routinierteste Spieler den Fehlgriff des Tages beging: Mathias Jack, 38jähriger Ex-Profi in Reihen des SVM, hielt Gürel an der rechten Schulter fest (69.), als ein Altonaer Angriff eigentlich gerade abgewehrt worden war – Elfmeter! "Eine riesige Dummheit von unserem ältesten Spieler. Ich habe mich tierisch geärgert", war Gästetrainer Alfons Weusthof nach dem Spiel nicht gut auf seinen Libero zu sprechen. "Ich gratuliere Altona zum verdienten Sieg, aber ich bin verärgert über die Art und Weise. Wir haben heute viel investiert, und so ist die Niederlage einfach schwer zu akzeptieren", haderte Weusthof vermutlich nicht zu Unrecht, denn ohne Jacks Dummheit hätte er die Busfahrt ins Emsland kaum mit leeren Händen antreten müssen. Nach seinen 180 Erst- und Zweitligaspielen musste sich Jack im hohen Alter unverhofft eine Standpauke anhören.
Zittern musste der AFC in der Folge kaum noch um den Sieg, denn trotz Unterzahl – Tunjic sah für ein eher gelbwürdiges Foul an, ja, ausgerechnet Jack, überraschenderweise Rot (71.) – stand der AFC sicher. Lipke konnte noch mehrmals seine Schnelligkeit ausspielen und gefährliche Konter initiieren, so dass die beste Chance der Schlussphase den dezimierten Gastgebern vorbehalten blieb, als Lipke auf Gürel flankte, doch Antczak dessen Kopfball (77.) sensationell parierte.
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