Oliver Dittberner bekräftigte am Rande der Partie die Aufstiegsambitionen seines Klubs – doch Luruper Oberligafußball ist derzeit nur mit viel Phantasie vorstellbar. Niendorf, naturgemäß auch keine fußballerische Offenbarung, gewann in der Nachspielzeit; verdient, und nicht etwa, weil die Elf des Interimstrainers Andreas Laas den anstürmenden Favoriten ausgekontert hätte. Nein, der NTSV ergriff selbst die Initiative und setzte gegen Lurups körperlich platt wirkende und spielerisch einfallslose Truppe bis zuletzt nach und landete so an der Flurstraße einen unerwarteten Befreiungsschlag.
Die Niendorfer waren´s auch, die etwas besser ins Spiel kamen, doch gefährliche Flanken von Carsten Wittiber (4.) und Timo Gehrke (22.) konnten in Lurups aufmerksamer Abwehrzentrale geklärt werden. Lurup entwickelte über Standards Torgefahr. Namentlich durch Gian-Pierre Carallo und Marco Esbruch. Eine Eckballflanke Carallos köpfte Esbruch noch knapp und wuchtig am Torwinkel vorbei (24.), zwei Minuten später zielte er genauer und drückte einen Carallo-Freistoß mit dem Fuß über die Linie. Die Zuordnungsprobleme – wo war Esbruchs Bewacher? Und wer mag es bloß gewesen sein? – waren auch Laas nicht entgangen, der folglich "die mangelnde Cleverness bei Standards" kritisierte.
Mehr Grund zur Kritik hatte Laas dann aber nicht, denn trotz Rückstands und verletzungsbedingten Ausfalls André Tholens kurz vor der Pause – er war nach einer halben Stunde bei einem Zusammenprall am Knie verletzt worden – resümierte er das in der zweiten Halbzeit Gesehene natürlich wohlwollend: "Die Moral stimmt." Laas konte mit David Szczudlo einen souveränen Vertreter für Tholen aufs Feld schicken; Kai Hartmann brachte über die linke Seite Schwung ins Niendorfer Spiel und Oldie Carsten Wittiber, zu Einsath-Zeiten selbst einmal Luruper gewesen, ist sowieso selten ganz auszuschalten. Nach Hartmann-Pass vergab er noch eher kläglich (46.), beeindruckte dann mit einer schicken Jonglier-Einlage und einem Volleyschuss aus der Drehung (56.) und ging dann nach einem Zweikampf mit Lurups Torschützen Esbruch zu Boden: Schiri Teuscher pfiff Elfmeter – Wittiber trat selbst an – und verwandelte sicher (59.). Der Elfmeterpfiff war bestenfalls eine Kann-Entscheidung, drehte sich Wittiber doch sehr in Esbruch hinein, was der Innenverteidiger so vehement wie vergeblich reklamierte.
Große Chancen waren in der Folgezeit nicht mehr zu verzeichnen. Letztlich gab wohl den Ausschlag, dass Niendorf unbedingt Punkte brauchte, und dementsprechend mehr Biss hatte als der Gastgeber. Jedoch übertrieben es die Niendorfer in dieser Phase des Spiels mit Gemeckere und Gepöbel aus nichtigen Anlässen. Und dann trafen sie noch: Wieder einmal leitete Hartmann einen Angriff ein, Philip Erdmann konnte Wittiber einsetzen, und der den Siegtreffer erzielen.
"Wenn man das 2:0 nicht macht, darf man sich darüber nicht beschweren", so der gefasste Dittberner zum Lauf der Dinge. Allerdings hatte Lurup nur eine Chance gehabt, ein solches 2:0 zu erzielen, durch Tobias Leuthold kurz nach der Pause. "Doch das hätte ja gereicht. Aber wir sind vorne im Moment auch nicht gut genug, um uns Chancen herauszuarbeiten." Niendorf dagegen landete mit den drei Punkten einen großen Coup, konnten doch die Abstiegsplätze – zumindest vorläufig – wieder verlassen werden. Carsten Wittiber freute sich über die "entspanntere Lage im Abstiegskampf" seiner Blauhemden, zu der er mit seinen beiden Toren beitragen konnte: "Das ist besonders schön gegen meinen Ex-Verein."
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