Der VfL Wolfsburg II ist wieder drittklassig. Nach dem unangefochtenen Durchmarsch überrascht das keinen mehr, doch nun ist es amtlich. Willi Kronhardt, Wolfsburgs Coach, wusste schon längst, dass der Aufstieg seinem VfL nicht mehr genommen werden konnte, und so bilanzierte er nüchtern: "Der Druck ist jetzt weg." Den letzten Schritt über die Ziellinie machte der VfL mit Hilfe eines Hamburger Jung: Nick Proschwitz. Der 20jährige, im Winter von der Zwoten des HSV in die VW-Stadt gewechselt, köpfte zwölf Minuten vor Schluss das goldene Tor: Er versenkte eine Freistoßflanke Valdet Ramas unbedrängt in die Maschen.
Eine Viertelstunde später vergnügten sich die Wolfsburger Talente mit Champagner auf dem Rasen, während sich ums Grün herum die Altonaer Fans mit Freibier trösten durften, das der Verein zur vorgezogenen Saisonabschlussfeier spendierte. Und irgendwo dazwischen grübelten eingefleischte 93-Spieler über das, was im nächsten Jahr auf den Verein zukommt. "Wir haben ´ne gute Mannschaft, aber wenn man sieht wie die anderen aufrüsten… Bei uns sehe ich das nicht so", mahnte Torwart Oliver Hinz. Der scheidende Mannschaftskäpt´n André Moheit setzte hinzu: "Die Neuen können ja alle einschlagen, aber man darf nicht vergessen, dass keine gestanden Spieler dabei sind." Ausnahme: Heiko Ansorge, ehemaliger St. Paulianer, der von Kickers Emden an die Griegstraße wechseln wird.
Das Spiel selbst ist schnell erzählt: Es wurde auf beiden Seiten sehr rationaler Fußball gespielt. "Wir haben heute etwas defensiver agiert, statt Hurra-Fußball zu spielen", so André Moheit. Dafür gab es Gründe: Die spielerische Klasse des Gegners, dem man nicht ins offenen Messer laufen wollte, die hohen Temperaturen und vor allem: Die Ersatzbank. Auf der saß nur ein gesunder Spieler – Sebastian Clausen, ein Verteidiger. Dringend gebraucht hätte der AFC dagegen einen fitten Spieler vom Schlage Jakob Sachs, Michael Starcks (der die letzten acht Minuten doch noch "aufhumpelte") oder Benjamin Lipkes. Es gelang dem AFC zwar lange Zeit, die Wolfsburger "nicht ins Spiel kommen zu lassen" (Kronhardt), doch es fehlte den Altonaern für den vorderen Bereich an anderen Möglichkeiten. "Dadurch waren wir zu leicht auszurechnen", konstatierte AFC-Trainer Andreas Prohn.
Im gesamten Spiel kam der AFC ledigleich zu zwei halbwegs ernst zu nehmenden Torchancen: Durch Fatih Gürel (35.) und Dusan Rakocevic per Freistoß (62.) – beide aus der Distanz. Im Sechzehner ließ Wolfsburgs starke Abwehr um den bärenstarken Innenverteidiger Daniel Reiche nichts zu. Dem VfL sind auch nur vier Torchancen gutzuschreiben, doch der Gast verdiente sich den Sieg, indem er in Halbzeit zwei zulegte und die Spielkontrolle ausübte. Andreas Prohn, den "Wölfen" viel Glück in der Regionalliga wünschend, wollte seinem Team keinen Vorwurf machen, nur stimmte ihn "nachdenklich, dass Proschwitz am Fünfer frei einköpfen konnte. Solche Zuordnungsprobleme hatten wir nicht das erste Mal in dieser Saison."
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