Alles Hoffen, alles Bangen auf ein Wunder war vergebens. Zwar hielten sich die Chancen des Wedeler TSV, doch noch den Klassenverbleib in der Hamburg-Liga zu sichern, schon vor dem Anpfiff des Spiels gegen Germania Schnelsen in Grenzen, doch mittlerweile sind selbst Theoretiker mit ihrem Latein am Ende: Neun Zähler Rückstand zum rettenden Ufer und noch drei ausstehende Begegnungen – das war der endgültige Abstieg für die Grün-Weißen. Schließlich werden am Dienstag in Niendorf Punkte verteilt - ob nun an den Gastgeber oder an Uetersen -, die den Abstiegsplatz in unerreichbare Ferne rücken lassen. Nach dem 1:2 sind aus den sonntäglichen Konkurrenten Schicksalsbrüder geworden. Hatten doch bereits zuvor die Germanen den Gang in die Sechstklassigkeit verzeichnen müssen. Nun also Wedel. „Wir planen schon seit zwei Wochen für die Landesliga“, so TSV-Obmann Walter Zessin nach dem Schlusspfiff. Lediglich in der Außendarstellung wollten die Rolandstädter bis zuletzt den Glauben an eine wundersame Wendung nicht aufgeben.
Die Partie im Elbestadion, die auf Wunsch der Gastgeber erst um 18 Uhr angepfiffen wurde, um Abwehrrecke und Führungspersönlichkeit Heiko Barthel aufbieten zu können, der als Berufs-Feuerwehrmann zuvor noch Dienst schieben musste. Diese Maßnahme sollte sich bezahlt machen. Denn der – wie Ottmar Hitzfeld sagen würde – „Aggressiv-Leader“ der Wedeler besorgte bereits nach elf Minuten die Führung für die Platzherren, nachdem Gianluca d’Agata über die rechte Seite in ansehnlicher Art und Weise vorbereitet hatte. Doch in der Folge bekamen die wenigen Zuschauer im Elbestadion noch einmal den kompletten schicksalhaften Saisonverlauf der TSVer im Zeitraffer präsentiert. Abermals ohne Happy-End. Auch das gehörte zum Plan anno 2006-2007. Zügig das 1:0 erzielt, in der Folge gute Chance ausgelassen, dann der Verlust der Spielkontrolle samt Gegentreffern und am Ende hängende Köpfe und leere Taschen. Diesen Ablauf kennt man an der Bekstraße nur allzu gut.
„Es war Not gegen Elend“, so Walter Zessin später. Tatsächlich stellten beide Mannschaften unter Beweis, warum sie die Hamburg-Liga durch den Kellerausgang zu verlassen haben. Nach der Führung Wedels versuchten sich Nils Matthiessen (16.) sowie Dennis Lünstädten (23.) mit gewaltigen Distanzschüssen und verfehlten nur knapp. Spielerisch hingegen gelang kaum etwas und die bis dato wenig überzeugenden Germanen fanden Stück für Stück ins Leben zurück. Dies galt insbesondere für die Zeit im Anschluss an den Seitenwechsel. Die Gäste wurden stärker, ließen allerdings energische Vorstöße in Richtung TSV-Schlussmann André Pätzel vermissen. Als Jon Hoeft in der 53. Minuten aus spitzem Winkel den Ausgleich erzielte, waren dieser Szene kaum einmal als Torchancen zu bezeichnende Aktionen vorausgegangen. Dennis Obertopp hätte das Resultat keine 60 Sekunden darauf erneut korrigieren können, vollbrachte jedoch das Kunststück, den Ball aus zwei Meter Entfernung über die Latte des leerstehenden Gehäuses zu donnern. Ähnliches Bild in der 62. Minute: Obertopp traf den Pfosten, mutierte zur unglücklichen Figur des Spiels. Auch auf der Gegenseite streifte das Spielgerät das Gestänge, nachdem Torschütze Hoeft aus der Distanz abgedrückt hatte (77.). Aber seine Germanen mussten nicht mehr lange warten. Matthias Chmielewski erlief einen Steilpass, umkurvte geschickt den anstürmenden Pätzel und schob zum 1:2 ein. Dass sich im Wedeler Lager erheblicher Protest ob einer vermeintlichen Abseitsstellung des Schützen regte, vermieste den Germanen nicht die Freude. Hingegen zeigte sich nun deutlich, dass sich Großteile der TSV-Elf in ihr Schicksal ergaben. Verteidiger Dennis Schoppe grätschte, kratzte und biss als einer der wenigen Akteure der diesmal in gelben Hemden gewandeten Gastgeber und fand kaum einen Nachahmer in den eigenen Reihen. Vielleicht tat der Routinier so, weil er aus eigener Anschauung weiß, dass die Ochsentour durch die Landesliga keinem Zuckerschlecken gleichkommt und eine Rückkehr in die höchste Amateurklasse des HFV ein hartes Stück Arbeit bedeutet.
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